1631 - Die Taiga-Göttin
Verschwörung bezeichnen kann. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme…«
»Das kann ich dir sagen.«
»Dann raus damit.«
»Denk an den Rasputin-Kult.«
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Bingo, Suko. Ich selbst habe es nicht sagen wollen, weil mir der Gedanke noch zu fremd erschien. Jetzt sehe ich die Dinge mit anderen Augen.«
»Und wie passt dieser Geist in das Schema?«
»Kriegen wir noch heraus.«
Natürlich war alles nur graue Theorie.
So manches Mal allerdings hatte sie sich schon als wahr herausgestellt, und jetzt war ich auf das Gespräch mit Karina Grischin doppelt gespannt.
Karina war jemand, die in ihrem Land den Fällen nachging, mit denen auch Suko und ich zu tun hatten.
So hoffte ich, dass sie uns aufklären konnte.
Oder zumindest einen Tipp geben.
»Dann hau mal rein!«, sagte Suko und deutete auf das Telefon…
***
Es stellte sich noch immer die Frage, ob ich Karina Grischin auch an die Strippe bekam, wie man so schön sagt. Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen ihr und uns eine dicke Freundschaft entwickelt, und auch ihr Partner Wladimir Golenkow gehörte dazu, obwohl er ein hohes Tier beim Geheimdienst war und sich zumeist um andere Fälle zu kümmern hatte.
Die Nummer, die ich gewählt hatte, stand natürlich in keinem Telefonbuch.
Wenn da abgehoben wurde, dann war es nur Karina Grischin, und darauf war ich gespannt.
Ja, ich hatte Glück. Sie meldete sich zwar nicht mit ihrem Namen, sondern sagte etwas auf Russisch.
»Du musst jetzt die Sprache wechseln, Karina«, sagte ich.
Stille. Dann der Jubelruf.
»John! John Sinclair! He, wenn das keine Überraschung ist.«
»Sag ich doch. Wir haben lange nichts mehr voneinander gehört. Tut mal gut, deine Stimme zu hören.«
»Das Kompliment gebe ich zurück. Aber das ist sicherlich nicht der einzige Grund, weshalb du mich angerufen hast.«
»So ist es.«
»Wobei kann ich dir helfen? Gibt es mal wieder einen Fall, der grenzüberschreitend ist?«
»Ich befürchte es.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Tja, den Ärger haben wir. Und der hängt tatsächlich mit einem deiner Landsleute zusammen.«
»Ich höre.«
»Igor Sarow. Sagt dir der Name auf die Schnelle etwas?«
»Nein, John. Müsste er das? Was ist mit ihm?«
»Er arbeitet hier in London. Mir sagte er, dass er Botschaftssekretär ist.«
»Aha. Das klingt schon interessant.«
»Meine ich auch.«
»Und dann bin ich auf den wahren Grund deines Anrufs gespannt. Wobei ich hoffe, dass der Mann noch lebt.«
»Ja, dafür starb ein anderer Typ, und das durch mich.«
»Jetzt bin ich aber auf die Einzelheiten gespannt.«
Das konnte ich mir vorstellen, und ich hielt auch mit nichts mehr hinter dem Berg. Sie bekam jedes Detail zu hören, und Karina unterbrach mich mit keinem Wort.
Erst als ich meinen Bericht beendet hatte, sagte sie: »Das ist eine wirklich interessante Geschichte.«
»Kannst du laut sagen. Aber bist du auch in der Lage, mir weiterzuhelfen?«
»Fest steht, dass Sarow Todesangst hatte?«
»Ja. Aber wovor hat er Angst? Das ist die große Frage.«
»Hast du eine Idee?«
»Nein. Oder vielleicht eine halbe. Aber da ist nichts bewiesen.«
»Ich höre sie trotzdem gern.«
»Nun ja, ich dachte schon an den Rasputin-Kult, mit dem wir schon mal zu tun gehabt haben.«
Karina im fernen Moskau schwieg.
»Liege ich so falsch?«
»Das weiß ich nicht, John. Es ist lange Zeit ruhig um ihn geblieben. Ich kann dir dabei nicht helfen. Aber wie wäre es, wenn du Sarow direkt damit konfrontierst?«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Er hat vor etwas große Angst. Er wurde bedroht. Dafür muss es ein Motiv geben. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er aussteigen wollte, vorausgesetzt, er gehörte dem Kult an.«
»Das mag alles richtig sein, was du da gesagt hast. Nur drängt sich bei mir eine Frage auf. Wie passt das alles zu dieser seltsamen Erscheinung, die du gesehen hast?«
»Genau das ist mein zweites Problem. Ich habe dir den Geist beschrieben. Kannst du etwas damit anfangen? Er muss in diesem Menschen gesteckt oder ihn begleitet haben, den ich erschießen musste. Den Namen kennen wir nicht, aber ich werde mir das Foto des Toten besorgen und dir ein Bild mailen.«
»Das wäre perfekt.«
»Okay, ich melde mich wieder.«
»Gut, ich warte.«
Das Gespräch hatte mich leicht ins Schwitzen gebracht. Außerdem war es nicht eben kalt.
»Zufrieden?«, fragte Suko.
»Du denn?«
Er überlegte kurz. »Sagen wir halbwegs. Ja, ich bin halbwegs
Weitere Kostenlose Bücher