1635 - Schach der Blauen Schlange
bereit erklärt, deinen Einsatz zu begleiten. Die Maskentechniker konstruieren als Versteck bereits zwei spezielle Falten in deiner neuen Haut. Zwei Siganesen sind das beste, was dir passieren kann. Zusammen findet ihr den Stützpunkt schneller, als es jeder andere könnte."
Corto Horrigan preßte ungehalten die Lippen aufeinander. So etwas hatte ihm gefehlt. Zwei grüne Winzlinge, die höchstens von Ortungstechnik eine Ahnung hatten, aber nicht vom rauhen Alltag eines GAFIF-Agenten. Doch er hütete sich, ein falsches Wort verlauten zu lassen. Das hätte Fulgen ihm niemals verziehen. Nichts beleidigte einen Siganesen mehr, als wenn an seinen Fähigkeiten gezweifelt wurde. Die beiden wären imstande, das Schiff auf der Stelle zu verlassen und nach Siga zurückzukehren. Ein lauter Seufzer war die einzige Äußerung, die er sich gestattete - und dabei störte es ihn kein bißchen, Fulgens Augenbrauen sich mahnend heben zu sehen. „Wieviel Zeit haben wir?"
„Das ist ein Punkt, der dir nicht gefallen wird."
„Also! Wieviel?"
„Zehn Tage maximal."
Der Gnom starrte den Kommandanten an, als habe er soeben sein Todesurteil verkündet bekommen. „Zehn Tage, Yart... Das ist gar nichts! Du kannst nicht zehn Tage unter einem fremden Steinzeitvolk leben, dich zurechtfinden und dann glauben, daß du irgend etwas über die Akonen herausfindest."
„Du hast recht, Corto."
„Wie?"
„Ich sagte, du hast recht", wiederholte Yart Fulgen freundlich. „Ich könnte das bestimmt nicht. Aber der Syntron sagt, daß du es könntest. Das ATK wählt für jeden Einsatz grundsätzlich den Agenten aus, der am besten geeignet ist.
Also an die Arbeit. Ihr habt keine Minute zu verschenken."
Corto Horrigan fluchte ungehemmt. Daß Fulgen und die Siganesen mit dem Sprachgebrauch der Gnome von Culmen III nicht vertraut waren, stellte sich als wahres Glück heraus.
Speziell Syla und Moran wären um eine Herzattacke kaum herumgekommen. Aber der Ausbruch half ihm, sich zu beruhigen, und darauf kam es Corto an.
Yart Fulgen saß in aller Gemütsruhe in seinem Sessel, hielt die Hände gefaltet und betrachtete den Gnomen wie einen Sohn, den er auf eine Ferienreise schickte. „Man wird einen Hypersender in die Maske bauen. Ich verlange Meldung, wenn es brenzlig wird. Natürlich weiß ich nicht, ob es hilft, aber wir denken an euch. Die DAORMEYN ist jederzeit bereit zum Einsatz."
„Na wunderbar. Ich schätze, dann verschwinden wir jetzt besser."
Eine winzige Kleinigkeit hatte Fulgen vergessen zu erwähnen. Wenn nämlich ein Akone mit schußbereitem Strahler vor ihm stand, dann nützten die fünf Transformkanonen der DAORMEYN überhaupt nichts mehr.
Dann mußte sich ein Gnom schon allein zu helfen wissen. Sich und seinen beiden Schützlingen, denn daß er Beistand bekommen hatte, daran glaubte er beim besten Willen nicht.
Dennoch trat er nahe an die Sessellehne, streckte galant seinen Arm aus und sagte: „Darf ich bitten?" Über den geraden Arm stolzierten die beiden Siganesen. Syla Poupin und Moran Rautar ließen sich auf seiner Schulter nieder, als hätten sie niemals vorher so bequem gesessen.
Der erste Weg führte ihn in die Schulungskammer.
Gemeinsam mit seinen Begleitern erhielt er binnen zwanzig Minuten eine vollständige Lektion über Wesen, Sprache und Gebräuche der Ureinwohner. Die Stimmbänder eines Gnomen von Culmen III waren für den schrillen Tonfall, der dort unten herrschte, sehr wohl geeignet; ein Grund mehr, weshalb der Bordsyntron gerade ihn empfohlen hatte.
Zwei Stunden später stieg Corto Horrigan in seinen Anzug.
Er fühlte sich wie ein Komödiant in einem viel zu großen Tierkostüm. Die Arme standen wie die eines Ringers vom Körper ab, denn genau unter den Achseln befanden sich die beiden Verstecke der Siganesen. Dicke Linsen bedeckten seine Augen, so daß die menschlichen Pupillen zwischen denen eines Szal-Mieners nicht auffielen. Die borkige Haut bewegte sich ein wenig steif, auf den dicken Fußsohlen lief er wie auf Eiern.
Aber das würde sich geben, sobald er ein paar Schritte getan hatte. Dann mußte er nur noch versuchen, den sonderbar holprigen Schrittrhythmus der Szal-Miener nachzuahmen.
Probeweise hüpfte er ein paar Meter weit, amüsierte sich über sich selbst und seine Bewegungen. Die Amulette eines Zauberers, die er an dicken Ketten um den Hals trug, rasselten wie klappriges Blech. „Syla! Moran!" flüsterte er. „Geht es euch gut?"
„Hervorragend."
„Exzellent. Wenn man nur das Hopsen ein
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