1635 - Schach der Blauen Schlange
Wenn deine Leute einen Hinweis entdecken, sollen sie sich nichts anmerken lassen. Sonst sind die Agenten so gut wie tot."
Rhodan winkte Herve Harcangelic. Der Chef der Landekommandos empfing seine Anweisungen, dann übernahm er die Führung und drang ins Gebäude ein. Zwei Dutzend Akonen sahen sich die Szene von außen an; so selbstsicher, als befänden sie sich im Blauen System.
Nachdenklich starrte Rhodan auf die Scheibe des Mondes Aszal. Über die Gesichter ringsum fiel ein geisterhafter Schimmer. Es wurde Abend, und das letzte Licht der Sonne Taarnor verbreitete sich als düstere Reflexion
5.
HENNA ZARPHIS An diesem Tag passierte eine ganze Menge.
Doch zuerst hatte sie nichts im Kopf als diesen Mann, der in letzter Zeit so häufig durch ihr Hirn spukte. Perry Rhodan war anders als die Terraner, die sie kannte. Das dachte Henna Zarphis in diesen Wochen oft. Sie haßte sich selbst dafür, daß sie ihm jemals etwas vorgemacht hatte, auch wenn es auf äußeren Zwang hin geschehen war. Früher war es allein Gendal Jumphar gewesen, der sie dazu gebracht hatte; und heute steckte hinter all der Lüge Alnora Deponar, ihre Zwillingsschwester. Henna wünschte sich, sie hätte all das vergessen und einen neuen Anfang machen können. Sie wäre vor Perry Rhodan hingetreten und hätte das gebeichtet, was ihr auf der Seele lag. Und er hätte Verständnis gezeigt, so wie es einem Mann seiner Klasse zukam. Träume, dachte sie, weiter nichts. Er würde mir nicht einmal zuhören, wenn wir allein auf einer Insel gestrandet wären. Nicht einmal dann ... Aber sie wollte ihr weiteres Leben nicht auf einer Lüge gründen. Sie wollte nicht bis ans Ende ihrer Tage fliehen, verzichten, bis ein Strahlschuß oder ein Agent der Hanse sie doch noch erwischte.
Und sie wollte auch nicht zurück nach Sphinx, zurück in den Sumpf aus Dünkel und Rassismus.
Aber was dann?
Man konnte nicht nur Wünsche formulieren und dann hoffen, daß sich etwas verändert. Sie mußte etwas unternehmen.
Dem ganzen lag nichts weiter zugrunde als ein Spiel um die Macht, so wie es immer war. Und sie selbst war in diesem Wettkampf zum Spielball geworden. Seit einiger Zeit schon fungierte Henna als Kommandantin der MAGENTA. An Bord führten sie den Prototyp des XD-Transponders mit sich - ein Gerät, das der Transmittertechnik völlig neue Dimensionen erschloß. Der halbe Waren- und Personenverkehr der Milchstraße wurde per Transmitter abgewickelt. Wenn nun ein Gerät aufkam, das in all diese Sendungen eingreifen konnte, mit dem man imstande war, nach Belieben umzuleiten und abzufangen, so stellte das einen Machtfaktor ersten Ranges dar.
Und die Gelegenheit zum Einsatz kam rascher als erwartet.
Die zweite Tote Zone der Galaxis entstand im Sektor Arkon.
Damit hatte es ausgerechnet den Erzrivalen erwischt, die einst degenerierten Abkömmlinge des akonischen Volkes, die heute so sehr nach neuer Macht strebten. Alnora Deponar und die Blaue Legion beschlossen, sich große Stücke des arkonidischen Gebietes einzuverleiben. Und das Instrument ihrer Macht war die MAGENTA. Damit stand fest, daß Henna so bald nicht aus ihrer Verstrickung herauskommen würde. Dafür sorgten schon Gendal Jumphar, der Sicherheitsoffizier, und Alnora selbst.
Sie, die sich „Blaue Schlange" nannte, führte persönlich die MAGENTA in den Einsatz.
Henna zitterte.
Ihre Kabinenwände rückten immer näher zusammen. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß. „Kommandantin!" dröhnte es plötzlich aus dem Lautsprecher neben ihrem Bett. „Bitte unverzüglich in die Zentrale! Wir haben einen Fremden an Bord."
Es konnte nicht sein. Hier, im bestgesicherten Versteck der Blauen Legion, konnte sich einfach kein Fremder eingeschlichen haben. Es sei denn ...
Sie sprang ans Terminal, berührte mit erzwungener Ruhe den Sprach-Sensor und fragte: „Was heißt >ein Fremder Drücke dich präzise aus, Offizier!"
„Es handelt sich um einen Ennox", lautete die Antwort. „Er sagt, auf Terra hätte man ihm den Namen Guido gegeben."
„Haltet ihn fest. Ich bin auf dem Weg. Meldung außerdem an Gendal Jumphar und die Hohe Rätin Alnora Deponar."
„Aber Kommandantin! Wie sollen wir einen Ennox festhalten?"
„Na wie schon? Erzählt ihm eine Geschichte!"
Sie traf gemeinsam mit ihrer Klonschwester und dem düsteren Riesen Jumphar in der Zentrale ein. Auf dem Kommandantensessel lümmelte sich ein Humanoider mit hellblauen Augen und glänzendem Kahlkopf, dessen Gesicht zu einem ewigen Grinsen
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