1635 - Schach der Blauen Schlange
hin. Also erhob sich Henna und verließ den Raum; jedenfalls hatte sie das tun wollen, denn eine scharfe Anweisung hielt sie gerade noch zurück. „Warte, Henna! Für meinen Geschmack bist du immer viel zu schnell verschwunden, wenn ich mit dir reden will."
Kunststück, dachte sie. Es gab nichts an ihrer Klonschwester, was sie zum Verweilen einlud; nur einen Abgrund aus Haß, Neid, Machthunger und Grausamkeit, der sie trennte. „Was willst du?"
„Warum dieser barsche Ton?"
„Weil ich mein Schiff inspizieren sollte", log sie. „Dann gedulde dich. Das kann Gendal Jumphar ohnehin besser als du. Dir fehlt es an der notwendigen Härte."
„Wenn es mir daran, fehlt, weshalb willst du dann mit mir reden? Rede doch mit Gendal."
„Er ist hart, aber er ist Abfall. Ich habe Speichellecker genug.
Deswegen mußt du es sein, Henna. Es geht um die Zukunft.
Um unsere gemeinsame Zukunft. Wir sind Spiegelschwestern ... Wir sind es, die unserem Volk die Macht sichern können, die ihm gebührt. Es hat nie eine günstigere Situation gegeben, seit Monos und die Cantaro aus der Milchstraße getilgt wurden. Ich habe die Absicht, die Gunst der Stunde auszunutzen! Die MAGENTA darf sich nicht auf Dauer hier verbergen. Wir müssen in die Offensive gehen, sonst verschenken wir unser Potential."
„Und was ist mit dem, was Guido gesagt hat?" fragte Sie sarkastisch. „Vergiß ihn. Ennox sprechen nicht mit einer Stimme..."
Die Alarmsirene unterbrach sie mitten im Satz. Der gellende Ton ließ die beiden Frauen herumfahren, und bevor die Rätin noch zielgerichtet reagieren konnte, befand sich Henna längst auf dem Weg zum nächsten Antigravschacht. Mit zwanzig Metern Vorsprung erreichte sie zwei Minuten später die Zentrale; sie sah auf den ersten Blick, daß es diesmal ernst wurde.
Ein fremdes Raumschiff!
Es war die DAORMEYN. Das Schiff der Arkoniden, das schon ihr Kommandounternehmen auf Siga verhindert hatte.
Alnora Deponar fuhr auf dem Absatz herum und starrte den Ennox an, der zur selben Zeit wie hingezaubert im Hintergrund der Zentrale aufgetaucht war. „Das bist du gewesen!" beschuldigte sie ihn. „Du und deine Kumpane! Aber ich werde dich zur Rechenschaft ziehen, Guido, sobald ..."
„Halt, Alnora!"
Henna Zarphis hatte sich zwischen die beiden gestellt und sagte: „Das ist absurd. Er ist unschuldig. Was sollte er sonst hier? - Äußere dich dazu, Guido! Wie kommt dieses Schiff hierher?"
Der Ennox grinste unverschämt. „Ich hab' keine Ahnung! Bin ich ES? Wir Ennox sind es jedenfalls nicht gewesen. Das war' ja noch schöner, wenn wir uns selbst ins Spiel pfuschten!"
„Na schön", sagte Alnora Deponar mit erzwungener Ruhe. „Nehmen wir an, sie sind durch Zufall hier ... - Ach was! Kein Zufall! Aber nehmen wir an, daß sie keine Details wissen, dann haben wir eine gute Chance, unentdeckt davonzukommen ...
Unsere Abschirmung ist die beste, die es gibt... Und immerhin, es ist nur ein einziges Schiff. Also gut! Wir warten ab!"
Kurz darauf verließ Alnora Deponar die MAGENTA, um aus der Zentrale der Station die weiteren Ereignisse zu verfolgen.
Dieselbe Zeit verbrachte Henna Zarphis in ihrem Kommandosessel; sie starrte unverwandt auf den Bildschirm, der das Landemanöver der DAORMEYN auf Szal-Mien zeigte.
Mit welcher Energieverschwendung und Arroganz die Arkoniden zu Werke gingen - eigentlich hätte es sie mißtrauisch machen sollen, doch was für Akonen selbstverständlich war, traute man den Erzfeinden von Akon erst recht zu. Yart Fulgen von der DAORMEYN behauptete unverfroren, im Auftrag des Galaktikums hier zu sein. Es gehe um eine routinemäßige Inspektion. Man wolle sicherstellen, daß den intelligenten Ureinwohnern des Planeten kein Leid getan werde. Und dem Kommandanten von Szal-Mien blieb keine Wahl. Was hätte er tun sollen? Wo immer man auf dem Planeten auch schaute, niemand würde etwas finden, was Verdacht erregte. Denn das wahre Geheimnis, die Blaue Legion, befand sich auf Aszal, dem Mond des Planeten.
Ein halber Tag verging so. Bald gewöhnten sich die Akonen daran, tatsächlich an einen Zufall zu glauben.
Dann jedoch, am 3. Januar 1201 NGZ, trat etwas ein, was ihnen auch die letzte Zuversicht raubte. Zusätzlich zur DAORMEYN traf ein zweites Inspektionskommando des Galaktikums ein, und diesmal handelte es sich um Perry Rhodans ODIN und fünf Begleitraumschiffe. Henna schluckte.
Sie warf Guido einen mißtrauischen Blick zu; hatte er wirklich nicht geredet? In ihrem Schädel rasten die Gedanken
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