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1635 - Schach der Blauen Schlange

Titel: 1635 - Schach der Blauen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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später erreichten sie eine kleine Ebene, die ringsum von Wäldern und Hügelzügen eingeschlossen wurde.
    Es wimmelte von kleineren und größeren Tieren, aber sehen ließ sich kein einziges. Der Boden war noch nicht so aufgewühlt wie anderswo. Und direkt in der Mitte senkte sich das Gelände ein bißchen ab, so daß eine langgestreckte Mulde mit dampfenden Pfützen entstand. „Hier!" kommandierte Castodom. „Macht euch an die Arbeit!"
    Ronac mischte sich unter die anderen.
    Doch der Stärkste winkte ihn heran und sagte: „Nein, heute ist deine Aufgabe eine andere. Du gehst in die Mitte. Dort brauche ich einen Mann, der kräftig ist. Du hast als einziger gestern nicht gearbeitet. Sieh zu, Ronac, daß du dein Pensum aufholst!"
    Castodom deutete direkt dorthin, wo die Pfützen am dichtesten standen.
    Einen der Beutel aus dem Fremdenhaus nahm Ronac mit sich, dann begann er die Randbereiche der Mulde abzuernten.
    Immer wieder fuhr er mit den Händen tief in den Schlamm, wühlte nach den Enden der Tsuin-Wurzeln und lockerte sie mit vorsichtig rüttelnden Bewegungen. Schon nach kurzer Zeit erlahmten seine Kräfte wieder. Ab und zu schaute er sich um, ob Castodom gerade hersah; und wenn das nicht der Fall war, schob er kleine Brocken der Ernte in den Mund. Anders wäre er schon nach kurzer Zeit zusammengebrochen. Der Schlamm saugte an seinen Händen und Füßen, das Rückenskelett wurde von der Muskulatur immer wieder in schrecklichste Winkel gebogen.
    Gegen Mittag legten sie die erste Pause ein. Die Männer und Frauen versammelten sich um ihren Führer.
    Nur Ronac durfte sich nicht zu den anderen gesellen.
    Castodom hielt ihn mit einer Geste auf Abstand. Also sank er hin, wo gerade keine Pfütze stand, und umklammerte mit einer Hand lediglich' den halb gefüllten Sack. Alle anderen Glieder wurden schlaff. Er konnte nicht mehr. Doch schon kurze Zeit später kam das Signal, die Arbeit wiederaufzunehmen. Aus der dichten, hellbraunen Wolkendecke regnete weiterhin nieselfeiner Niederschlag, weichte selbst die feinsten Schrunde seiner Borkenhaut auf, ließ den Rumpf auskühlen und legte einen Schleier über die Augen. Und alles, um dem Fremdenhaus N'Akona Tsuin zu liefern... Warum? Worin lag der Sinn?
    Aber wenn es eine Antwort gab, so wäre er gewiß nicht derjenige, dem sie gegeben würde. Also wühlte sich Ronac weiterhin in den Schlamm, ertastete und zupfte, sparte selbst die tiefsten Pfützen nicht aus. Alle anderen arbeiteten in den Trockenzonen, wo man höchstens ein paar Zentimeter weit einsank. Und von dort warf Castodom ihm immer wieder drohende Blicke zu. Arbeite, hieß das. Arbeite um dein Leben.
    Kurz, bevor es Abend wurde, rief der Stärkste die Männer und Frauen des Stammes zusammen. Zum erstenmal seit vielen Stunden bewegte sich Ronac aus dem Schlamm heraus und spürte wieder festen Boden unter den Füßen. Der Sack in seinen Händen war prall gefüllt und wog eine ganze Menge. „Zeig her!" befahl Castodom.
    Ronac reichte ihm den Sack.
    Der andere warf einen Blick hinein und sagte: „Nicht sehr viel. Aber genug. Ich werde dich in Zukunft immer für die Pfützen einsetzen. Wie gefällt dir das?"
    Ronac hatte nicht mehr die Kraft, zu widersprechen. Deshalb nahm er wortlos mit dem Rest des Stammes eine kleine Mahlzeit ein, dann ging es weiter in Richtung Süden. Dort stand das Haus N'Akona.
    Der Stamm kannte nichts, was dem Haus vergleichbar gewesen wäre. Sie selbst lebten in ihrem Dorf, mit dem großen Baum in der Mitte, dem Buschwerk und den vielen kleinen Höhlen ringsum. Szal-Miener schliefen in Astgabeln oder an unwegsamen Stellen, die kein Raubtier erreichen konnte.
    Die Fremden aber ...
    Ihr Haus war mindestens dreimal so hoch wie der höchste Baum, und wenn man es umrunden wollte, mußte man auf dem felsigen Untergrund eine Stunde lang klettern. Ronac wußte, daß das Haus wie eine riesige Höhle war. Aber irgendwie hatten es die Fremden fertiggebracht, ein Gebirge aufzubauen, wo vorher nichts als blanker, flacher Stein gewesen war. Und sie hatten den Stein ausgehöhlt, bis man hineingehen und die Räume mit vielerlei wundersamen Gegenständen ausstatten konnte. Ronac versuchte immer wieder, sich eine Vorstellung zu machen. Aber so sehr er sich den großen Kopf zermarterte, es kam nichts dabei heraus.
    Vielleicht waren die N'Akona wirklich Götter - vielleicht auch Erdgeister aus unbekannten Landstrichen Szal-Miens, die noch keiner jemals gesehen hatte.
    In einer langen Prozession näherte sich der

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