1643 - Die Templer-Katakombe
geredet. Trotz der Dunkelheit haben wir gesehen, dass er Ihnen etwas zugesteckt hat. Leider sind Sie uns entkommen, und das haben Sie raffiniert gemacht. Aber wir wussten bereits, dass diese Gegend hier eine besondere Rolle spielt und dass Sie möglicherweise hierher kommen würden. Wir haben uns nicht getäuscht, und Sie haben sich sogar noch Verstärkung geholt. Das wird Ihnen nichts nützen, wir werden unser Ziel erreichen.«
Van Daal lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Satt und widerlich sieht er aus!, dachte Ellen, musste sich jedoch eingestehen, dass der Glatzkopf und seine Männer effektiv gewesen waren.
»Und jetzt will ich die Wahrheit wissen!«
Ellen schrak aus ihren Gedanken hoch, als sie angesprochen wurde.
Aber sie gab nicht klein bei und fragte: »Welche Wahrheit?«
»Die ganze!«
»Auch wenn Sie sich auf den Kopf stellen, ich weiß nichts, gar nichts. Ja, ich habe meinen Vater getroffen. Was hätte er mir in dieser kurzen Zeitspanne denn alles sagen können? Sie haben uns doch beobachten lassen und selbst gesehen, dass…«
»Hören Sie auf zu lügen!«
»Ich lüge nicht.«
»Aha. Und was war mit dem Brief oder der Botschaft, die er Ihnen überreicht hat?«
»Nicht viel. Ich kenne den Text, das gebe ich zu, aber ich weiß nicht, wo sich der Stein der Weisen befindet. Es gab einen Hinweis auf diese Gegend und die Templer-Katakombe. Das ist alles. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
Van Daal dachte eine Weile nach. Dann fragte er: »Und was hätten Sie gemacht, wenn wir Sie nicht geholt hätten?«
Ellen gab eine ehrliche Antwort. »Ich hätte diese Katakombe gesucht.«
»Sehr gut«, lobte van Daal, »um dann das Gold zu finden. Ist es nicht so?«
»Nein, das hat mich nicht interessiert. Es geht mir allein um meinen Vater und dessen Vermächtnis. Ich will wissen, wie er gelebt hat. Das herauszufinden ist eine Herzensangelegenheit für mich, und ich wollte dann auch meiner Mutter Bescheid sagen, die das plötzliche Verschwinden meines Vaters noch immer nicht verkraftet hat, obwohl es schon so lange zurückliegt.«
»Aber Sie haben sich Hilfe gesucht.«
»Stimmt.«
»Wer ist der Mann?«
Sei jetzt vorsichtig!, warnte eine Stimme in ihr. Sei auf der Hut. Sag um Himmels willen nicht die Wahrheit, sonst macht man dich fertig. »Es ist ein Bekannter.«
»Wie heißt er?«
»Ist das wichtig?«
»Ja, es ist wichtig. Und ich würde Ihnen raten, mir den Namen zu sagen.«
Ellen ahnte den Grund. Wenn dieser van Daal den Namen wusste, würde er recherchieren und bei seinen Beziehungen schnell die Wahrheit herausfinden. Sie dachte daran, ihn anzulügen, aber das traute sie sich auch nicht. Zudem setzte sie auf den Geisterjäger, der sich auch von einem Typ wie van Daal nicht ins Bockshorn jagen ließ.
»Er heißt John Sinclair.«
»Engländer?«
»Ja. Ein alter Bekannter von mir, der mir vor einigen Jahren mal aus der Patsche geholfen hat. An ihn habe ich mich gewandt, und er war auch sofort bereit, mich zu begleiten.«
Van Daal lachte. Es klang einfach hässlich. Dann sagte er: »Ihr Freund war bereit, sofort in die Bresche zu springen und Sie nach Frankreich zu begleiten?«
»Ja, so ist es gewesen.«
Der Glatzkopf schüttelte den Kopf. »Hören Sie doch mit den Lügen auf. Dieser Sinclair kann ein Bekannter von Ihnen sein, aber er ist zugleich noch mehr. Er hat einen meiner Männer erschossen. Er war also bewaffnet. Wer ist er wirklich?«
Ellen Radix blieb bei ihrer Aussage. »Ich habe nicht gewusst, dass er bewaffnet ist.«
Van Daal sagte zunächst nichts. Er starrte mit seinen kalten Augen die junge Frau an, bevor er langsam nickte und sagte: »Okay, ich will mich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten. Es kann sein, dass ich später noch mal darauf zurückkomme. Zunächst ist einzig und allein die Katakombe wichtig.«
»Wenn Sie meinen.«
Er beugte sich vor. »Und ob ich das meine. Denn diese Katakombe wird für die nächste Zeit Ihr Aufenthaltsort sein. Ja, wir werden Sie hinbringen und dort allein lassen. Und zwar so lange, bis Sie den Stein der Weisen gefunden haben.«
»Den gibt es nicht.«
Van Daal öffnete den Mund zu einem dreckigen Lachen. »Meinen Sie? Ich denke anders darüber. Es gibt die Chance des reinen, wunderbaren Goldes. Davon können auch Sie uns nicht abbringen. Und das Rätsel oder die Lösung ist in der Katakombe verborgen.«
»Und warum gehen Sie nicht hin, wenn Sie so sicher sind? Weshalb diese Umstände mit mir?«
»Ganz einfach. Ich
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