1643 - Die Templer-Katakombe
liegt auf dem Weg zum Berg Montsegur. Es gibt sogar Menschen, die glauben, dass man die Katakombe von den alten Ruinen der Burg aus erreichen kann.«
»Und sonst?«
»Gibt es einen schmalen Pfad. Er führt etwas bergauf in das Gelände hinein. Im Sommer grasen dort die Schafe eines Bauern.«
»Das ist schon mal was«, sagte ich und bedankte mich mit einem Nicken, obwohl ich noch nicht fertig war.
Um die Männer bei Laune zu halten, bestellte Godwin drei Gläser Pernod, was mit großer Freude angenommen wurde. Er zwinkerte mir zu, denn wir befanden uns auf dem richtigen Weg.
Ich kam auf den Hubschrauber zu sprechen und wollte erfahren, ob noch mehr Fremde in den Ort gekommen waren.
Von einem Hubschrauber hatten sie nichts gesehen, aber schon am vergangenen Abend ein entsprechendes Geräusch gehört.
»Hier gelandet ist der nicht. Zumindest nicht im Ort.«
»Außerhalb denn?«
Das wussten sie nicht, wir bekamen allerdings zu hören, dass es noch einzelne verstreut liegende Häuser gab, die man auch zu Nalzen zählte.
Das waren Auskünfte, mit denen wir zufrieden sein konnten. Auch Godwin sah das so. Er winkte die Bedienung herbei, um zu zahlen, nahm noch eine Runde für die drei Männer mit auf seine Rechung, worüber man am Nebentisch erfreut war und uns sogar zum Abschied viel Glück wünschte.
Wir gingen zurück zum Van. Bevor wir einstiegen, sah Godwin mich an.
»Und? Bist du zufrieden?«
Mein Mund zeigte ein Lächeln, dann sagte ich: »Ich meine, dass es recht gut gelaufen ist.«
»Ja, das denke ich auch.«
***
Es war für Ellen Radix alles vorbereitet worden. Ihre Bewacher hatten sie bis dicht an den Eingang zur Katakombe gebracht und ihn auch freigelegt. Woher sie das alles wussten, war ihr nicht bekannt, doch diese Organisation Aurum schien ihre Beziehungen überall zu haben.
Sie fragte auch nicht, warum niemand ihrer Bewacher die Katakombe betrat. Möglicherweise wussten sie doch nicht alles.
Sie war wirklich gespannt, ob ihr Vater ein so großes Geheimnis entdeckt hatte, das noch Jahrhunderte später das Wirtschaftsgefüge der Welt auf den Kopf stellen konnte.
Am Golde hängt - zum Golde drängt doch alles.
So hatte schon Goethe in seinem Faust geschrieben.
Es war nicht leicht für sie gewesen, den schmalen Pfad hinter sich zu bringen, aber letztendlich hatte sie es geschafft. Ein Stück zuvor waren die Bewacher zurückgeblieben. Sie hatten von van Daal den Befehl erhalten, zum Hubschrauber, mit dem sie in einer Senke gelandet waren, zurückzugehen und dort zu warten.
Orry van Daal war natürlich mit ihr gegangen. Er hatte sie bis zum Eingang begleitet und sprach nun auf sie ein.
»Wenn du eine Spur findest oder sogar noch das alte Gold, dann sag sofort Bescheid.«
Ellen sah ihn an. »Warum kommen Sie nicht einfach mit? Trauen Sie sich nicht?«
»Auch. Ich muss an meine Geschäfte denken und kann mir keinen Ausfall erlauben. Du wirst es schon machen, und ich denke, dass wir danach sogar etwas iür dich tun können. So unmenschlich sind wir nicht.«
Ellen Radix trat einen Schritt zurück. »Ich möchte die Menschen nicht zählen, die auf Ihr Konto gehen. Wenn’s um Gold geht, gibt es keine Gnade.«
Das hatte sie einfach loswerden müssen, bevor sie den Mann stehen ließ.
In früheren Zeiten hatte man Fackeln genommen, um den Weg auszuleuchten. Das war nicht mehr nötig, seit es lichtstarke Taschenlampen gab, mit der man Ellen ausgerüstet hatte.
Den Eingang zur Katakombe hätte man normalerweise nicht entdeckt, weil er zugewachsen war, doch da hatten van Daals Helfer ganze Arbeit geleistet und Gestrüpp entfernt und sogar Steine weggerollt.
Über die Rolle Orry van Daals war sich Ellen noch immer nicht im Klaren. Jedenfalls wusste er mehr, als sie sich vorgestellt hatte, und das möglicherweise durch ihren Vater, der ihm wohl in seiner Naivität vertraut, aber nicht alles gesagt hatte. Es war dann anders gelaufen, als es sich die Organisation vorgestellt hatte, und jetzt war ein neues Kapitel aufgeschlagen worden.
Ellen musste sich ducken, um durch den Eingang zu gehen. Es sah beinahe so aus wie ein auf den Kopf gestelltes übergroßes V. Sie ließ das restliche Gebüsch hinter sich und saugte die alte, feuchte und auch muffige Luft ein, die ihr entgegenschlug. Es roch nach Erde, nach leichtem Moder, eben nach Vergänglichkeit, sodass sie das Gefühl hatte, in eine große Gruft getreten zu sein.
Noch hatte sie die Lampe nicht eingeschaltet. Das tat sie nach dem zweiten Schritt
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