1643 - Die Templer-Katakombe
mit Pudding gefüllt, sehr lecker.«
Ich musste grinsen, aber so ein Croissant konnte ich schon vertragen.
Meine Nervosität würde bestimmt nicht verschwinden, denn nicht erst jetzt sorgte ich mich um Ellen Radix. Wir wussten nicht, wo sie steckte und ob es ihr gut ging. Allerdings glaubte ich nicht daran, dass man ihr etwas angetan hatte, denn man brauchte sie. So würde man wohl nur Druck auf sie ausüben.
Wir hatten beide in meiner Sprache gesprochen, und schon hatten wir die Aufmerksamkeit der drei älteren Männer am Nebentisch.
»Fremd?«
Godwin drehte sich etwas, damit er den Frager anschauen konnte.
»Nicht ganz. Ich komme aus Alet-les-Bains. Mein Freund ist Engländer.«
»Ah, und ihm gefällt es hier, wo nichts los ist?«
»Das kann man nicht sagen.«
»Hören Sie, wir müssen es wissen.«
»Das glaube ich euch«, sagte Godwin, »aber diese Umgebung hat schon ihre Geschichte.«
»Meinen Sie den Berg und die alte Ruine darauf?«
»Zum Bespiel.«
»Und was noch?«
Godwin musste die Antwort hinauszögern, denn unsere Bestellung wurde gebracht. Der Kaffee schwappte in großen Tassen. Die Croissants lagen auf kleinen Tellern, und ich konnte einfach nicht an mich halten. Ich biss hinein.
»Gut?«, fragte Godwin.
»Toll.«
»Habe ich doch gesagt.« Auch Godwin aß, nickte den Männern am Nebentisch dabei zu. »Ich bin euch noch eine Antwort schuldig. Wir beide suchen tatsächlich etwas. Es ist ein bestimmter Ort, der hier in der Nähe liegen muss. Die Templer-Katakombe.«
So interessiert sich die drei Männer auch gezeigt hatten, das war jetzt vorbei. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass bei ihnen eine Klappe heruntergefallen war, denn sie veränderten sich. Keiner wollte mehr reden, und wir sahen böse Blicke auf uns gerichtet.
»He«, rief Godwin, »habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein, haben Sie nicht.«
»Aber…«
Der Mann, der gesprochen hatte, winkte ab. »Es gibt gewisse Dinge, über die man nicht spricht.«
»Das heißt, es gibt die Katakombe.«
Keiner wollte dies bestätigen. Die Männer schauten sich gegenseitig an, dann hoben sie ihre Schultern.
Diesmal mischte ich mich ein. »Was ist denn mit dieser Katakombe? Warum reagieren Sie so ablehnend?«
»Darüber spricht man nicht.«
»Und warum nicht?«
»Man soll die Vergangenheit ruhen lassen.«
»Dann ist etwas passiert?«
Die Antwort ließ auf sich warten, weil sich die Männer zunächst arischauten und miteinander flüsterten. Schließlich wurden wir gefragt, ob wir wirklich dort hinwollten.
Wir bejahten und wurden plötzlich nach Alet-les-Bains gefragt, was Godwin durch ein Nicken bestätigte.
»Ist dort nicht das Templer-Kloster?«
Godwin lächelte. »Das ist es.«
Sein Lächeln war schon die halbe Antwort gewesen, denn jetzt wussten die Männer fast Bescheid. Den Rest erhielten sie durch die Antwort, die Godwin noch hinzufügte. »Ich komme aus diesem Kloster. Ich heiße Godwin de Salier und bin Templer.«
Wir sahen ihr blankes Staunen, und einer aus der Runde glaubte sogar, den Namen schon mal gehört zu haben.
Der Templer lächelte. »Jetzt wissen Sie, wer ich bin. Darf ich nun um eine Antwort bitten?«
Das konnten die Männer riskieren. Aber sie sprachen sehr leise, als sie sich abwechselten, denn sie wollten nicht unbedingt an den Nachbartischen gehört werden.
Wir erfuhren, dass es die alte Katakombe, die mehr eine Höhle war, schon lange gab und dass sich um sie zahlreiche Geschichten rankten.
Angeblich hatte es vor langer Zeit einen Templer-Mönch gegeben, der sich in die Katakombe zurückgezogen hatte, um Gold herzustellen.
»Ist ihm das gelungen?«
»Haha, glaube ich nicht. Jedenfalls hat man es damals geglaubt. Es soll sogar Kämpfe gegeben haben, was kein Wunder ist. Die Leute sind schon immer scharf auf Gold gewesen, und bis jetzt hält sich die Mär, dass der Templer damals an seinem eigenen Gold erstickt ist. Er kam nie mehr aus der Katakombe raus.«
»Und wer geht dort hinein?«, fragte ich.
»Niemand von uns. Der Ort ist in Vergessenheit geraten. Wir reden kaum darüber.«
»Wo kann ich sie denn finden?«, fragte Godwin. »Ich bin schließlich Templer und mich interessiert, was meine Vorgänger so alles getan haben. Denn ich sehe mich zugleich als Forscher.«
Das konnten sie verstehen. Von ihnen war noch keiner in der Höhle gewesen, und sie kannten auch niemanden, der sich hineingetraut hätte.
Es sollte dort nicht geheuer sein.
»Wie erreicht man sie denn?«, fragte ich.
»Sie
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