1649 - Niemals sterben
machen.«
»Danke.«
Marlene zögerte noch, einen Schluck zu trinken. Erst als Jane ihr auf fordernd zunickte, griff sie zum Glas und probierte den Wein.
»Auf die Zukunft«, sagte Jane.
»Ja, gibt es die denn für mich?«
»Und ob. Man sollte immer optimistisch denken. Das hat mich das Leben gelehrt.«
»Es fällt mir sehr schwer.«
»Ich weiß«, bestätigte Jane. Dabei schaute sie ihrem Gast in die Augen.
»Aber dieses Denken ist besser, als sich in die Fänge einer Verzweiflung fallen zu lassen oder nur immer pessimistisch zu denken. Der Meinung bin ich zumindest.«
»Ja, vielleicht haben Sie recht. Aber ich muss das erst verkraften, was ich erlebt habe. Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich habe bisher ein normales Leben geführt, und jetzt so etwas. Das hat mich getroffen wie ein Hammerschlag.«
Beide Frauen tranken. Danach stellten sie die Gläser ab und sagten erst mal nichts. Sie schienen die Stille zu genießen, die sich im Zimmer ausgebreitet hatte.
Marlene senkte den Blick, schaute auf ihre Hände und flüsterte:
»Aufgeben werden sie nicht. Das habe ich im Gefühl. Sie wollen mein Blut und sie…«
»… werden es nicht bekommen!«, kürzte Jane den Satz ab. »Verlassen Sie sich auf mich.«
»Wenn ich das nur könnte. Ich habe eher das Gefühl, ein Lockvogel zu sein und…«
Das nächste Wort wurde ihr abgeschnitten, weil jemand hart die Tür aufstieß. Plötzlich stand Justine Cavallo auf der Schwelle.
Obwohl sich auf ihrem glatten Gesicht kein Gefühlsausdruck zeigte, wusste die Detektivin sofort, dass etwas passiert war. Sie stellte ihr Glas weg und fragte: »Gibt es Probleme?«
»Ich denke schon.«
»Und?«
»Sie ist da!«
Jane stand auf. »Gilda?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe nur gespürt, dass sie in der Nähe sind.«
»Weißt du wo?«
»Hier im Haus nicht.«
»Okay, dann schauen wir draußen nach.«
»Genau das wollte ich vorschlagen…«
***
Es war eine Aktion gewesen, mit der ich nicht gerechnet hatte. Sie hatte mich völlig überraschend getroffen. Das Glück stand mir trotzdem zur Seite. Ich hätte auch bewusstlos werden können, doch ich war nicht zu hart mit dem Hinterkopf aufgeprallt. Sterne zuckten dennoch vor meinen Augen hoch, und ich spürte auch die Schmerzen in meinem Rücken, die sich wie Stiche nach allen, Seiten ausbreiteten.
Ich hatte nicht gesehen, wer mich da angegriffen hatte. Ich wusste auch nicht, ob sich noch jemand im Wagen versteckt hielt, aber es war klar, dass die andere Seite nicht aufgeben würde.
Der Typ aus dem Wagen sprang auf mich zu. Ich sah ihn nur verschwommen. Es war keine Frau, sondern ein recht kleiner Mann. Ein Verwachsener mit großem Kopf und einem breiten Maul, aus dem nur zwei Zähne hervorstachen. Er griff mit seinen kompakten Händen nach mir, um mich an sich heranzuziehen.
Ich warf mich zur Seite.
Der kleine Blutsauger prallte gegen den Kühler des Daimlers. Er fluchte und ich richtete mich wieder auf. Ich trat ihm in die Seite, als er erneut angreifen wollte.
Die Gestalt landete auf dem Boden. Auf dem nassen Untergrund rutschte sie noch ein Stück weiter in eine Pfütze hinein, sodass ich Zeit hatte, nach links zu schauen.
Die rechte Tür stand noch immer auf.
Inzwischen war auch die linke geöffnet worden. Dort hockte eine Blutsaugerin wie zum Sprung, und hinter ihr sah ich ebenfalls eine Bewegung.
Dann musste ich mich wieder um den Zwerg kümmern, dessen graue Haare so stark in die Höhe standen, als stünde der ganze Bursche unter Strom.
Er wollte mein Blut. Er sprang mich wieder an. Dass ich ein Abwehrmittel unter meiner Kleidung trug, hielt ihn nicht zurück. Tödlich für ihn wurde das Kreuz erst, wenn es freilag.
Dazu war ich noch nicht gekommen. Auch der schnelle Griff zur Waffe war mir nicht gelungen, denn der Blutsauger war schnell wie ein Wirbelwind.
Als er sprang, wirkte er beinahe wie eine Katze mit übergroßem Kopf, den ich genau in der Mitte mit einem harten Kniestoß erwischte.
Mir war bekannt, dass Vampire bei normalen Waffen und auch bei Schlägen keine Schmerzen verspüren. Dagegen waren ihre Körper immun, und so konnte ich ihn vorerst nur aus meiner Nähe vertreiben, bevor ich die Chance erhielt, an meine Waffen zu kommen.
Der Angriff war zunächst gestoppt. Der kleine Vampir quiekte auf, bestimmt mehr vor Wut, dann presste er seine Hände gegen das breite Gesicht und taumelte auf den Transporter zu, als wollte er wieder durch die offene Tür in ihn hineinkriechen.
Das
Weitere Kostenlose Bücher