165 - Das besessene Haus
auf dem Boden. Roy Berry erhob sich vom Sofa. Etwas, das man weder sehen noch beschreiben konnte, verband ihn nun mit Richardson.
Sie hatten seit wenigen Minuten eine gemeinsame Wurzel: Xothar!
Berry begab sich zu Richardson. Er wußte, daß der andere nicht lange liegenbleiben würde.
Jetzt regte sich Richardson. Er bewegte die Arme, legte die Handflächen neben sich auf den Boden und öffnete langsam die Augen, als würde er aus tiefem Schlaf erwachen.
Es war eine Geburt…
Richardson setzte sich auf und sah Berry in die kalten Augen. Er stand auf, und sie schwiegen sich an. Es bedurfte keiner Worte. Sie wußten auch so, wer sie waren, was sie waren, wie sie zueinander standen, wem sie gehörten.
Draußen dämmerte es, in Berrys Wohnung breitete sich Düsternis aus, doch er machte kein Licht. »Gehen wir?« fragte er den anderen nach einer langen Weile.
»Zurück?« fragte Richardson.
Berry nickte. Sie verließen die Wohnung. Die Tür schlossen sie nicht ab - unwichtig. Sie klappten sie nicht einmal ganz zu.
Auf ihrem Weg hätte ihnen niemand begegnen dürfen; er wäre verloren gewesen. Sie stiegen die Treppe hinunter und traten wenig später aus dem Haus.
Ein Mann kam auf sie zu!
Sie blieben sofort stehen.
***
Böse, gefährliche Ströme wanderten durch das große Haus, in dem die Familie Remick so lange Zeit unge - stört gelebt hatte. Damit war es jetzt vorbei.
Kräfte wurden frei und ergriffen von dem Gebäude Besitz, durchdrangen die Mauern, krochen an den Wänden hoch und setzten sich in Fugen und Löchern fest.
In alle Leitungen nistete sich das Böse ein, um sie kontrollieren zu können. In diesem Haus sollte nichts mehr geschehen, wenn Xothar es nicht wollte…
***
Richardson und Berry entfernten sich voneinander, damit der Mann zwischen ihnen durch mußte. Gespannt warteten sie auf ihr ahnungsloses Opfer.
Der Mann beachtete sie nicht, sonst wäre ihm aufgefallen, wie grausam und hart ihr Blick war. Mitleid kannten sie nicht. Für sie war der Mann bereits verloren.
Er war hager, elegant gekleidet, mit einem Regenschirm in der Hand, der als Waffe gegen Richardson und Berry unbrauchbar war.
Sie bereiteten sich auf den tödlichen Überfall vor. In ihrem Inneren wallten bereits die vernichtenden Dämpfe, die sie ihm entgegenblasen wollten.
Doch plötzlich blieb der Mann stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er hatte in einem der Schaufenster etwas entdeckt, kehrte um, ging drei Schritte zurück.
Richardson verlor die Geduld. Wenn der Mann nicht zu ihnen kam, wollte er ihm entgegengehen. Auch Berry setzte sich in Bewegung. Mit schleichenden Schritten näherten sie sich dem Hageren.
Sein ungeteiltes Interesse galt einem Mountainbike, das zu einem unglaublichen Kaufpreis angeboten wurde. Seit Monaten wollte er sich schon so ein Fahrrad kaufen, mit dem man mühelos über Stock und Stein fahren konnte. Bisher hatte ihn nur eines gestört: der überhöhte Preis.
Das Geschäft hatte bereits geschlossen, aber der Mann wollte morgen wiederkommen und sich das preisgünstige Fahrrad holen. Daß ihn Richardson und Berry schon fast erreicht hatten, fiel ihm nicht auf. Er war zu sehr abgelenkt, und das leise Brummen eines Motors veranlaßte ihn, den beiden Männern, die es auf sein Leben abgesehen hatten, den Rücken zuzukehren.
Er sah ein Taxi die Straße entlangfahren, hob rasch die Hand und trat auf die Fahrbahn. Wut zuckte in den Gesichtern der verhinderten Mörder, und Enttäuschung spiegelte sich in ihren kalten Augen.
Der Mann stieg in das Taxi, ohne zu ahnen, wie knapp er dem Tod entronnen war.
***
Xothars Magie stieg durch Schächte, knisterte durch Räume und Gänge, vergiftete die Speisen in der Küche und machte sich auf dem Dachboden breit.
Das Böse übernahm das Haus der Remicks…
***
Peter Remick machte sich keine Sorgen. Er war davon überzeugt, daß das unverhofft aufgetretene Problem bei Tucker Peckinpah und seinen Freunden bestens aufgehoben war.
Peckinpah würde für ihn alles regeln, so daß er sich um nichts zu kümmern brauchte. Es war angenehm, einen Mann wie ihn zum Freund zu haben.
Remick brachte seine Tochter ins »Ritz«. Sie hatte Rhonda Albee, die künftige Mrs. Remick, erst einmal kurz gesehen und nur wenige Worte mit ihr gewechselt.
Damals war noch keine Rede davon gewesen, daß ihr Vater diese Frau heiraten wollte, deshalb hatte sich Yvonne auch nicht sonderlich für sie interessiert.
Das bedeutete, daß sie Rhonda genaugenommen nicht
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