165 - Olivaros Tod
sie öffnete sich. Ich taumelte aus dem Badezimmer, das für mich fast zur Todesfalle geworden wäre, und brach auf dem Teppich zusammen. Coco erschien, nur mit Slip und BH bekleidet. Sie wollte duschen, wie die Badehaube auf ihrem Kopf verriet.
„Hast du an der Bourbonflasche genascht?" fragte sie.
Dann erkannte sie, daß es mir wirklich schlecht ging. Und sie schnupperte auch die ätzende Dämpfe, die aus dem Türspalt quollen. Rasch warf sie die Tür zu, half mir auf die Beine und führte mich zur Couch.
„Rian, was ist passiert?"
Ich ächzte und hustete.
„Soll ich den Hotelarzt rufen?" fragte Coco.
„Bloß nicht. Wer weiß, ob er mir nicht vielleicht eine giftige Spritze gäbe oder einen andern Anschlag ausführte. Wir müssen damit rechnen. Verdammte Dämonen!"
Coco konnte alles mögliche, aber magische Heilkräfte besaß sie nicht. Sie holte den Eiswassersiphon, und ich trank Wasser und spülte mir die Augen aus. Das half schon.
Coco wollte gerade die Badezimmertür öffnen, um einen Blick ins Bad zu werfen, als wir ein Rauschen und Knistern hörten. Coco wirbelte herum. Sie verlor die Duschhaube. Geduckt wie eine sprungbereite Raubkatze, die Finger gespreizt wie Krallen, stand sie da, jeder Zoll eine kampfbereite Hexe. Sie war bereit, einen Feind mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln anzugreifen. Doch es war kein Feind; Olivaro erschien. Der Anzug hing ihm in Fetzen vom Leib. Blutige Kratzer zeichneten sein Gesicht, das einen gehetzten Ausdruck trug. Noch nie hatte ich Olivaro in einer solchen Verfassung gesehen. Er trat uns als ein mittelgroßer Mann entgegen, unbestimmbaren Alters und mit pechschwarzem Haar.
Lediglich die gelbglühenden Augen verrieten, abgesehen von der Art seines Erscheinens, seine dämonische Natur. Er taumelte. Doch zumindest einen Rest seiner Fähigkeiten besaß er noch. Er reckte den Arm gegen die Badezimmertür und wies mit der Handfläche darauf.
Obwohl man nichts sehen konnte, hatten wir doch den Eindruck, daß eine Gewalt von Olivaro ausging. Ein schmetternder Krach ertönte, und man hörte einen Aufschrei und ein Heulen im Bad.
Dann herrschte Stille. Olivaros Blick flackerte.
„Jetzt ist alles wieder in Ordnung", bemerkte er. „Dabei glaubte ich, das Copacabana Palace fest in der Hand zu haben. Es ist nichts mehr sicher. Du bist schon einmal hier gewesen, Dorian, erinnere dich!"
Jetzt entsann ich mich. Jeff Parker, Sacheen und Macchu Picchu waren dabei gewesen, als wir bei einer Abendmodenschau im Copacabana Palace auf die Hexe Viviana stießen. Sie war mir damals entronnen.
„Ich entsinne mich", antwortete ich knapp. „Was ist los, Olivaro? Warum sollten wir aus Chile zu dir kommen, nachdem wir gerade erst das Abenteuer mit dem Todessarkophag der Munante-Sippe bestanden?"
„Vergeßt den Todessarkophag" ächzte Olivaro. „Ich stecke übel in der Klemme. Wenn ihr mir nicht helft, bin ich verloren."
Er sank in den Sessel. Seine Brust hob und senkte sich wie bei einem gehetzten Wild. Ich konnte wieder frei atmen, spürte aber ein Kratzen im Hals und hatte Schwierigkeiten beim Schlucken. Olivaro bemerkte es. Er legte die Hände an meinen Hals, strich mir übers Gesicht und murmelte unverständliche Worte.
Die Beschwerden verschwanden sofort.
„Danke, Olivaro."
Er winkte ab.
„Nicht der Rede wert. Wenn das alles wäre, was es zu erreichen gilt, wäre ich zufrieden. Ich bin verraten worden."
„Vom wem?" fragte Coco.
„Von Astaroth, diesem Schweinehund." In Anbetracht des Aussehens dieses Dämons traf die Bezeichnung in jeder Hinsicht ins Schwarze. Ich kannte Astaroth, dem ich den Eberkopf mit Weihwasser verätzt hatte. Olivaro hatte ihn damals selbst im letzten Moment gerettet. Olivaro las meine Gedanken. „Ja, und das bereue ich bitter. Wenn ich mich seiner doch niemals angenommen hätte." „Das hat man davon, wenn man sich mit Gesindel abgibt, Olivaro", sagte Coco. Sie verhielt sich Olivaro gegenüber kühl und reserviert. Aus gutem Grund, hatte sie Olivaro doch einmal mit üblen Tricks gezwungen, seine Gefährtin zu sein. Coco hatte ihm das bis heute nicht verziehen. „Es geschieht dir ganz recht. Astaroth ist doch dein Neffe?"
„Ja. Dieser Auswurf einer nichtsnutzigen Dämonin und eines pervertierten Nachtmahrs." Olivaro hustete und spuckte schwarzes Blut in die Hand. Er mußte Schmerzen haben, unterdrückte sie aber mannhaft. „Ich habe ihn großgezogen oder vielmehr dafür gesorgt, daß aus ihm etwas wurde. Seine Eltern… na,
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