Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
sind.«
    Buki'pa nickte eifrig.
    Sie pirschten geduckt an die Haustür. Als Quart'ol die Hand hob, um an die Tür zu klopfen, ging sie von allein auf. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Was ist?«, zischte Buki'pa, der sich links neben der Haustür an die Wand presste. »Warum zögerst du? Warum gehen wir nicht hinein?«
    Quart'ol fragte sich, ob er ihm erklären sollte, dass es nicht angeraten war, das Quartier eines Menschen zu betreten, wenn die Tür sich von allein öffnete. Würde Buki'pa begreifen, dass sich seine finstere Ahnung auf Erfahrungen begründete, die Matthew Drax' Erinnerungen abgespeichert hatten?
    Einerlei! Jetzt waren sie so weit gekommen, da würde er wegen einer offenen Tür nicht zurückstecken.
    Quart'ol betrat geduckt das Haus. Er spürte, dass sein Gefährte hinter ihm war.
    Als die Tür hinter ihnen zufiel, verharrten sie und lauschten.
    Im Haus war es still. Quart'ol wartete eine halbe Minute, dann rief er: »Heiler Qasim? Heiler Qasim, bist du hier? Mein Name ist Quart'ol. Rajeed schickt mich…«
    Nichts. Keine Antwort, keine Schritte.
    Quart'ol holte tief Luft, dann schob er sich, die Klinge in der Hand, durch den Korridor. Da und dort führten Türen in andere Räume. Eine stand offen. Durch ein Fenster fiel Mondlicht hinein. Sie öffneten Türen und fanden alles, was Menschen zum Leben brauchten.
    Auch die letzte Tür im oberen Stockwerk wurde vom Sternenlicht erhellt. In dem Raum, in den sie führte, fanden sie den Toten. Ein Mann. Er lag rücklings auf dem Boden und streckte alle Viere von sich. Er war schwarzhaarig und etwa zehn Jahre älter als Matthew Drax. Auf seiner Nase thronte eine Brille. Seine Augen stierten glanzlos an die Decke. Seine Kleider waren mit dunkelrotem Blut bedudelt. Ein Messer steckte in seiner Brust.
    Um ihn herum waren alle Schränke geöffnet und ihr Inhalt über den Boden verstreut.
    Als Menschenkenner wusste Quart'ol natürlich, dass es Landbewohner gab, die so sehr von Narkotika abhängig waren, dass sie körperliche Schmerzen litten, wenn sie ihre Dosis nicht bekamen.
    Ebenso wusste er, dass manche Kranke zu den schlimmsten Untaten bereit waren, um an die Dosis heranzukommen, die sie brauchten.
    Was er nicht wusste: Wie sollte er dem an der Menschheit verzweifelnden Buki'pa nach diesem neuerlichen Fiasko klarmachen, dass die Menschen noch eine Chance verdienten?
    »Ich sage nichts dazu.« Buki'pa drehte sich um. »Für mich ist der Fall erledigt.« Er trat an ein Fenster und versuchte es zu öffnen. Da er zu klein war, nahm er einen Hocker. Quart'ol schaute schweigend zu, als er den Kopf ins Freie schob und sich in den rauschenden Fluss übergab.
    Qasim – wenn es Qasim war – war bleich und kalt. Quart'ol schloss zuerst die Augen des Toten, dann seine eigenen. Er wünschte Qasim, dass es ihm dort, wo er nun war – falls dieses Dort überhaupt existierte – besser erging als in den letzten Minuten seines hiesigen Lebens.
    Dann tastete er ihn ab, denn ihm war eingefallen, dass der Heiler vielleicht Informationen über den Verbleib des Technos am Körper trug. Er fand ein Ledersäckchen, in dem sich einige Kunststoffkarten jener Art befanden, die mancherorts inzwischen ein fälschungssicherer Ersatz für die Goldwährung waren.
    Unter Qasims langer Jacke fand er ein Schulterholster und ein stahlblaues Schießeisen. Es sah nicht wie eine Antiquität aus.
    Eigenartig… aber vielleicht noch von Nutzen. Quart'ol schob es unter der Kutte in den Bund seiner Lederkombination.
    Dann stand er auf und schaute sich um.
    Der Raum erinnerte an eine Werkstatt. Vieles von dem, was er im Sternenlicht sah, erschien ihm in dieser Umgebung fehl am Platze. Überall lagen Werkzeuge aus Stahl und Acryl herum. Was fing ein Heiler mit elektronischen Bauteilen, Platinen, Kabeln und Schnittstellen an? Wie war Qasim in den Besitz des T-Rechners da drüben gekommen?
    Quart'ol hob den Rechner hoch. Er gab keinen Pieps mehr von sich. Die Lämpchen gingen nicht an. Ein Messgerät, mit dem er prüfen wollte, ob der Speicherkristall erschöpft war, erwies sich ebenfalls als defekt.
    Quart'ol zog zwei Schlüsse: Der EMP hatte tatsächlich jegliche Elektronik auf der Erdoberfläche erledigt. Und zweitens: Der Heiler Qasim kannte keinen Techno – er war selbst dieser Techno!
    Und er war tot.
    Rrrrrr… Quart'ol fauchte lautlos in sich hinein. Seit sie aus der Transportröhre gekommen waren, hatte sich alles gegen ihn verschworen.
    »Sssst«, machte Buki'pa plötzlich.
    Quart'ol

Weitere Kostenlose Bücher