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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Stücks zum Opfer gefallen war, absichern zu müssen. Die Aussicht, dass ›Don Garcia von Navarra‹ ein Misserfolg werden könnte, machte ihm angesichts der Erkrankung des Kardinals große Sorgen, schließlich wusste er um die Machtverhältnisse im Königreich und um die Wankelmütigkeit der Mäzene.
    »Seht, mein lieber Gabriel, die Zeiten politischer Intrigen sind für uns Schauspieler in höchstem Maße unheilvoll. Oft sind wir das Faustpfand im Spiel um Macht und Einfluss, und man lässt kein gutes Haar an unserem Können, wenn es den eigenen Ambitionen nützt. Zum Glück ist der Oberintendant mir gegenüber aufrichtig. Aber auch bei ihm dreht sich alles darum, seine Zukunft am Hof zu sichern«, erklärte er, wobei er rasch die Stimme senkte, da sich die Tür im selben Augenblick öffnete.
    »Monsieur Fouquet lässt bitten, meine Herren. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt   …«
    Höchst erstaunt über die vorgezogene Audienz, sprang Molière auf, dicht gefolgt von Gabriel, der ganz aufgeregt war, dass er die Privatgemächer von Frankreichs mächtigem Finanzminister betreten durfte.
     
    »Nehmt Platz«, sagte Fouquet und wies auf zwei Sessel am unteren Tischende, während der Lakai die böhmischen Kristallgläser mit köstlichem Wein aus Thomery füllte. »Ich genieße heute Abend zum ersten Mal Spargel«, sagte der Oberintendant und leckte sich die Finger ab, »dieses in Mode gekommene Gemüse, das eine der Leibspeisen Seiner Majestät ist und von dem mir mein Schweizer Küchenmeister François Vatel so viel Gutes erzählt hat, ist wirklich vorzüglich, auch wenn ich eine Schubkarre voll davon verzehren musste, um wirklich satt zu werden. Ich denke aber, mein lieber Molière, dass Ihr mit mir nicht über die feine Kochkunst reden wollt, oder täusche ich mich?«
    Verlegen räusperte sich Molière und trank erst einen Schluck Wein, bevor er antwortete.
    »Euer Gnaden, ich bin gekommen, um Euch über meine Arbeit im Theater im Palais-Royal, das ich seit Januar leite, Bericht zu erstatten. Und ich möchte Euch einmal mehr meine außerordentliche Dankbarkeit bezeigen für das Vertrauen, das Ihr mir entgegenbringt. Ich   …«
    »Wie ich höre«, unterbrach ihn Fouquet mit sanfter Stimme, »hat Euer letztes Stück nicht den Erfolg, wie Ihr ihn Euch erhofft habt. Sind das nur böswillige Gerüchte, oder habt Ihr tatsächlich keine so glückliche Hand gehabt, wie das noch bei Eurem Triumph der ›Preziösen‹ der Fall war?«
    Er lässt mich fallen, dachte Molière entsetzt. Vor Schreck brachte er kein Wort heraus. Gabriel blickte ihn verwundert an, als er aber die Verzweiflung in den Augen seines Direktors gewahrte, wagte er das Unvorstellbare.
    »Euer Gnaden, wenn Ihr erlaubt   … Ihr habt mit Eurer Vermutung ins Schwarze getroffen. In der Tat fürchtet Monsieur Molière genau wie Euer Gnaden, dass es sich dabei um eine heimtückische Intrige handelt.«
    Von den dreisten, wenn auch mit ausgesuchter Höflichkeitvorgebrachten Worten des jungen Mannes völlig aus der Fassung gebracht, hörte der Oberintendant jäh auf zu kauen und ließ die Hähnchenkeule, an der er sich gerade gütlich tat, auf den goldenen Teller sinken. Schreckensbleich glaubte Molière, den Boden unter seinen Füßen zu verlieren.
    »Dieser elende Berryer«, fuhr Gabriel unerschütterlich und mit noch größerer Selbstsicherheit fort, »der bei der Premiere mit seinen Claqueuren gezielt Unruhe im Publikum verbreitete: gehört er nicht erwiesenermaßen zum Umkreis gewisser hochgestellter Persönlichkeiten, die gerade hinterhältige Intrigen spinnen, um ihren Vorteil aus der vorübergehenden Schwäche Seiner Eminenz, Kardinal Mazarin, zu ziehen? Noch eben in Eurer Galerie erklärte mir mein Direktor, wie geehrt er sich fühle, Euch zu seinen großherzigsten Gönnern zählen zu dürfen und als Prellbock zu dienen, haben sich die Feinde von Euer Gnaden doch ihn zum Ziel ihrer Attacken gegen Euch erkoren.«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Molière, wie Fouquet reagierte. Der strich gedankenverloren mit dem Finger über seinen feinen Schnurrbart, der der langen Nase zweifellos harmonischere Proportionen verleihen sollte. Langsam löste sich der Theaterdirektor aus seiner Erstarrung. Sieh mal einer an, mein junger Sekretär ist ganz schön gewitzt, dachte er hocherfreut.
    »Euer Gnaden wissen, dass Ihr immer auf mich zählen könnt«, erklärte er beflissen, froh darüber, dass sein Mäzen nicht wütend zu sein schien.
    »Nun, Monsieur Molière«,

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