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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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staunend um. Schließlich berichtete er seiner Freundin von den Beobachtungen der Wäscherin und der Verfolgungsjagd,unterließ es jedoch einmal mehr, die im Theater gefundene Ledermappe zu erwähnen.
    »Eigentlich habt Ihr von der Polizei doch nichts zu befürchten«, meinte sie, nachdem sie seinen Worten aufmerksam gelauscht hatte, »sie beschattet Euch, wie sie es mit allen Schauspielern aus Molières Truppe tut. Die Überwachung steht zweifellos in direktem Zusammenhang mit dem Feuer in Mazarins Bibliothek und dem toten Jungen, von dem Ihr mir schon erzählt habt. Was allerdings diese Halunken von heute Abend angeht   …«
    »Was diese Halunken angeht«, nahm er ihre Worte auf, »so verfolgen sie mich mit einer mir unbekannten Absicht. Das alles ist höchst unerfreulich, umso mehr als dass ich, wie Ihr ja wisst, nicht auffallen darf.«
    »Ebendarum«, entgegnete Louise, »und wenn Euer Onkel sie geschickt hätte?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber warum haben sie dann den Concierge im Theater überfallen?«
    Louise fand keine Zeit zu antworten, weil es in diesem Augenblick an die Verbindungstür zwischen ihren Gemächern und denen Henriettas von England klopfte, deren Gesellschaftsdame Louise war.
    »Louise!«, jammerte eine schluchzende Stimme.
    Die junge Frau erkannte sogleich Henriettas Stimme, die nach Paris gekommen war, um ihre für Mai festgesetzte Hochzeit vorzubereiten, wunderte sich allerdings über die höchst ungewöhnliche Störung. Schnell schob sie Gabriel in ihren Waschraum.
    »Wartet hier auf mich. Und verhaltet Euch ganz ruhig. Niemand darf erfahren, dass Ihr bei mir seid!«
    Als Louise die Tür öffnete, wäre sie beinahe über die künftige Schwägerin des Königs von Frankreich gestolpert. Tränenüberströmt war sie auf die Schwelle niedergesunken.
    »Madame! Was ist passiert? So erhebt Euch doch, ich bitte Euch!«, rief die junge Frau erschrocken. Behutsam half sie ihr, wieder aufzustehen.
    »Der Bruder des Königs   … mein künftiger Gemahl«, schluchzte Henrietta und rang mühsam nach Atem, »er macht mich lächerlich   … Ich habe den Beweis   … Er betrügt mich   … mit   … einem Mann!«

Palais von Philipp von Orléans
    Samstag, 5.   März, gegen sieben Uhr abends
    Versteckt im Waschraum, in den Louise ihn schnell geschoben hatte, hörte Gabriel noch, wie sich ihre Schritte auf dem Parkett entfernten. Dann schloss sich die Verbindungstür zu den Gemächern von Henrietta von England, und es war plötzlich still. Der junge Mann sah sich um. Der kleine Raum mit den weißen Wänden war ohne übertriebenen Luxus eingerichtet, sah man einmal von der schönen kupfernen Sitzbadewanne und einer Waschschüssel aus Fayence ab, über der ein großer Spiegel mit Goldrahmen hing. Dann fiel sein Blick auf einen Stuhl. Er stellte ihn an die Wand, stieg hinauf und streckte seinen Kopf zum geöffneten Dachfenster hinaus. Als er sich auf die Zehenspitzen stellte, sah er weit unter sich das Pflaster im Innenhof des Palais. Nun denn, dachte er resigniert, ich sitze hier also auf unbestimmte Zeit fest; hoffentlich nimmt die Verlobte des Herzogs von Orléans Louise nicht ewig in Beschlag. Er wollte schon vom Stuhl steigen, als unten zwei Lakaien eilig das große Tor öffneten, durch das alsbald eine vierspännige Karosse in den Hof fuhr. Gabriel sah eine Frau aussteigen, die zur Eingangstreppe schritt und so aus seinem Blickfeld verschwand. Während er noch rätselte, wer sie wohl sein mochte, sprang er vom Stuhl. Um die Zeit totzuschlagen, begann er in Gedanken den ersten Akt von ›Don Garcia von Navarra‹ aufzusagen.
     
    Wenige Minuten später horchte er plötzlich auf. Wie aus weiter Entfernung, doch deutlich vernehmbar drang eine weibliche Stimme zu ihm. Gabriel spitzte die Ohren.
    »…   damit Ihr unverzüglich diese Neuigkeiten erfahrt«, sagte die Unbekannte.
    Darauf hörte er Schritte und das Geräusch von Möbeln, die gerückt wurden, und schließlich fielen ein paar Sätze, die er jedoch nicht verstehen konnte. Es kam ihm aber so vor, als hätte er Louise de La Vallières Namen herausgehört, weshalb er nun doppelt so aufmerksam lauschte. Eine Männer- und eine Frauenstimme wechselten sich ab.
    »…   was denkt Ihr? Wartet er die Entscheidung des Königs ab?«, fragte die Frau.
    »Die Entscheidung!«, polterte der Mann. »Welch großes Wort! Glaubt mein Bruder, er habe eine Entscheidung getroffen?«
    Als er die Stimme von Monsieur, dem Herzog von Orléans, erkannte,

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