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1662 - Der Engelfresser

1662 - Der Engelfresser

Titel: 1662 - Der Engelfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingeschaltet. Irgendein Film lief immer, den er sich noch reinziehen konnte, wenn auch manchmal nicht bis zum Ende, da fielen ihm dann einfach die Augen zu. An diesem Abend war das nicht so. Er war noch hellwach. Zwar wirkte er nicht wie aufgedreht, aber in seinem Innern spürte er schon eine gewisse Nervosität. Von älteren Menschen wusste er, dass sie öfter wetterfühlig waren. Johnny zählte sich nicht zu diesem Personenkreis und wunderte sich deshalb umso mehr, dass er innerlich keine Ruhe finden konnte. Er schaffte es nicht so recht, sich auf den Film zu konzentrieren, wollte seinem inneren Gefühl jedoch nicht nachgeben und zwang sich, auf der Couch sitzen zu bleiben.
    Auf dem großen Bildschirm räumten zwei Geheimagenten soeben mit einer ganzen Bande von Killern auf. Das alles geschah in einer Raffinerie, sodass der Zuschauer schon ahnte, in den nächsten Minuten die großen Explosionen zu erleben. Wenn so etwas zu lange dauerte, langweilte sich Johnny. Auch jetzt stand er kurz davor, gähnte, trank hin und wieder einen Schluck von seiner Weißweinschorle und griff schon nach der Fernbedienung, um einen anderen Sender zu suchen. Da passierte es!
    Nicht bei ihm, sondern auf dem Bildschirm. Die Szene verschwand plötzlich. Der Schirm zeigte ein Schneegestöber, aber nur für einen Moment. Dann verschwand das Geriesel, und Johnny sah plötzlich eine verzerrte Gestalt, die aussah wie eine silbrig gezeichnete Skizze. Den Umrissen nach zu urteilen hatte sie den Körper eines Menschen. Natürlich mit Kopf, aber ohne Gesicht.
    Johnny erwachte aus seiner leichten Lethargie. Er wechselte den Sender nicht, er richtete sich nur auf, sodass er eine normale Sitzhaltung einnahm. Was war das? Eine Störung? Möglicherweise wetterbedingt, weil es wärmer geworden war und die Temperaturen den Nullpunkt überschritten hatten? Es war nur ein kurzer Gedanke, zudem wurde er von einem anderen Ereignis abgelöst. In seinem Körper spürte Johnny einen Stich in der Herzgegend, und das wiederholte sich, als sollte Johnny es als eine Botschaft verstehen. Ja, das war eine Gestalt, und von ihr ging auch etwas aus, das ihn im Kopf erwischte. Da gab es einen schrillen Laut, der trotzdem unhörbar war. Verrückt, aber so kam es ihm vor.
    Unverwandt schaute er auf den Flachbildschirm. Die skizzenhafte Gestalt war dort noch immer vorhanden, sie führte sogar einen bizarren Tanz auf. Wenig später war sie wieder verschwunden!
    Erleichtert fühlte sich Johnny Conolly nicht. Seine Lethargie war wie weggeblasen. Durch seinen Kopf rasten Gedanken, die er nicht sortieren konnte. Was er hier auf dem Bildschirm erlebt hatte, das war alles andere als normal. Technische Störungen gab es so gut wie nie, und wenn, dann kam es zu einem Bildausfall, dann wurde auch sehr schnell eine Entschuldigung eingeblendet. Das war alles ausgeblieben.
    Stattdessen lief der Film weiter, als wäre nichts gewesen. Darauf achtete Johnny nicht. Diese seltsame Zeichnung hatte voll und ganz sein Denken übernommen. Johnny sah es als Botschaft an, die man ihm hatte mitteilen wollen, und diese Botschaft war sogar bis in seinen Kopf eingedrungen.
    Er schaltete die Flimmerkiste aus, weil ihn nichts beim Nachdenken stören sollte. Andere Menschen hätten womöglich Angst bekommen. Nicht so Johnny Conolly. Von klein auf war er daran gewöhnt, dass es in der Welt noch andere Dinge gab als diejenigen, die mit den eigenen Augen zu sehen waren.
    Er und seine Eltern hatten oft genug gegen eine Dämonenbrut gekämpft, und das geschah auch immer wieder.
    Sehr oft war Johnny mit eingebunden worden. Jetzt auch? Ja! Davon war er überzeugt. Was er da gesehen hatte, das war auf keine technische Störung zurückzuführen. Das war schon unnormal, und er ging davon aus, dass die Botschaft nur ihn betraf und sonst keinen. Er hatte sie erhalten, und das konnte ihm nicht gefallen. Er wusste nicht, von welcher Seite man an ihn herangetreten war. Das Fremde in seinem Kopf hatte er sich nicht eingebildet.
    Johnny Conolly überlegte, ob er seinen Eltern Bescheid geben sollte. Wäre er ein Kind gewesen, hätte er es getan, aber Johnny war erwachsen. Außerdem wollte er seine Mutter nicht beunruhigen, die sich immer so leicht aufregte. Das war eine Sache, die er mit sich selbst ausmachen wollte. Morgen war auch noch ein Tag, aber davor lagen noch die langen Stunden der Nacht.
    Von der Couch ins Bett. Das erst nach einer halben Stunde. Johnny hatte einige Male aus dem Fenster in den Garten geschaut.

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