1662 - Der Engelfresser
Wange. »Du siehst ja heute wieder super aus. Grüner Rock, hellgrüner Pullover. Frisch wie ein Apfel. Zum Anbeißen.«
Glenda rollte mit ihren dunklen Augen. »Solltest du anbeißen wollen, beiße ich zurück.«
»Das ist ja die Tragik.«
»Nimm deinen Kaffee, geh ins Büro und lies die Mail, die auf deinem Schreibtisch liegt. Ich habe dir auch eine hingelegt, Suko.«
»Danke.«
Ich war schon jetzt neugierig und fragte, als ich mir einen Kaffee einschenkte: »Was gibt es denn da so Schlimmes?«
Glendas Gesicht blieb bei der Antwort ernst. »Es ist wirklich schlimm. Kann sein, dass es etwas für euch ist. Die Kollegen von der Metropolitan haben sie nicht direkt an uns geschickt. Ich habe sie mir selbst ausdrucken lassen, als ich die Meldungen durchging.«
»Okay, ich schaue mal drüber.«
»Das wird wohl nicht reichen, John.« So gewarnt, betrat ich mit meinem frischen Kaffee das Büro, in dem Suko schon hinter seinem Schreibtisch saß und in die Mail vertieft war, die vor ihm lag.
Er sah zwar, dass ich mich hinsetzte, gab aber keinen Kommentar ab. Und dann las ich von drei Toten, die in einem kleinen Park im Londoner Osten gefunden waren. Zwei von ihnen waren durch Genickbruch ums Leben gekommen, einer dazu noch durch einen Messerstich ins Herz, der dritte Tote durch Ausbluten. Das Blut war aus zwei Wunden an seinen Halsseiten getreten.
»Fertig?«, fragte Suko.
Ich ließ den Ausdruck sinken. »Ja, soeben.«
»Und?«
»Du bist über die Wunden am Hals gestolpert.«
»Richtig.«
»Und weiter?«
»Ich würde gern die Aufnahmen sehen.«
Suko grinste mich über den Schreibtisch hinweg an. »Rate mal, woran ich soeben gedacht habe.«
»Und woran habe ich noch gedacht?«
»Ganz einfach. Dass diese Biss stellen am Hals von bestimmten Personen stammen könnten.«
»Oder Unpersonen.«
»Genau.«
Um ganz sicher zu sein, ob sich Vampire über den Mann hergemacht hatten, brauchten wir die Tatortfotos. Und dann lagen da noch zwei, denen man die Genicke gebrochen hatte.. Welche Rolle spielten sie? Waren sie vielleicht die Täter? Ich wusste, dass ein großes Problem auf uns zu kam Ausgerechnet jetzt, wo wir uns besser um den Engelfresser gekümmert hätten. Manchmal kommt es auch knüppeldick. Suko sagte: »Ich werde mich mal mit den Kollegen in Verbindung setzen, damit man uns die Fotos vom Tatort schickt. Ich denke, dass es ein Fall für uns sein könnte.«
»Ja, tu das.« Ich wollte noch etwas nachdenken. Auch über Sukos letzten Satz. Er hatte von einem Fall für uns gesprochen. Das konnte sein. Scharf war ich darauf nicht, denn mir lag noch immer der Engelfresser schwer im Magen.
Ich hielt die Kaffeetasse in der Hand, ohne zu trinken. Mein Blick verlor sich. Ich nahm zwar wahr, dass das Telefon seine Melodie abgab, achtete jedoch nicht weiter darauf. Bis ich Sukos Stimme hörte.
»Für dich, John.«
Ich stellte die noch volle Tasse weg. »Wer ist es denn?«
»Unsere Freundin Justine!«
Mein Mund verzog sich, als hätte ich Essig getrunken. Mit einem derartigen Anruf zu dieser frühen Zeit hatte ich wirklich nicht rechnen können. Da musste schon etwas passiert sein.
Bei diesem Gedanken stieg augenblicklich ein ungutes Gefühl in mir hoch. Ich glaubte auch nicht daran, dass sie mich reinlegen wollte, denn für irgendwelche Spaße war sie nicht der richtige Typ. Außerdem hatten wir ziemlich lange nichts mehr von ihr gehört, und an diesem frühen Morgen meldete sie sich.
»Du bist es wirklich?«, fragte ich zur Begrüßung.
»Warum nicht?«
Ich musste lachen. »Wir haben schon daran gedacht, dich endgültig los zu sein.«
»Euer Pech.«
»Ja«, seufzte ich. »Was willst du?«
»Euch helfen. Wir sind schließlich Partner.«
Ich verdrehte die Augen. »O ja, das sind wir. Nur komisch, dass ich diese Aussage noch immer nicht unterstützen kann. Aber du hast uns bestimmt nicht nur angerufen, um uns einen guten Morgen zu wünschen.« Ich fragte nicht nach, wo sie sich in den letzten Wochen herumgetrieben hatte, sondern wartete.
»Eine Frage, John.«
»Bitte.«
»Hast du schon von den drei Toten im Park gehört?«
Nicht nur ich zuckte zusammen. Auch Suko, denn er hörte über Lautsprecher mit. Daher wehte also der Wind. Beinahe hätten wir es uns denken können, dass Justine dahintersteckte. Besonders bei dem Mann, der die beiden Hals wunden aufwies.
»Davon haben wir in der Tat schon gehört. Die Leichen haben den Kollegen Rätsel aufgegeben.«
»Das kann ich mir denken.«
»Und du
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