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1666 - Der weite Horizont

Titel: 1666 - Der weite Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ende. Wahrscheinlich wollte sie ihn nicht kränken, denn daß sie an seinen Worten zweifelte, war unübersehbar. Er, der dicke, plumpe Nasran, der nicht einmal halb so groß war wie sie, sollte etwas gegen die Macht der Voch ausrichten, obwohl Rhodan und die anderen scheiterten?
    Er konnte verstehen, daß ihr das unglaublich vorkam. „Ich bitte dich darum, mir eines eurer Zaubergeräte zu geben", sagte der junge Dritte. „Eines, mit dem ich in die Schlucht schweben kann. Ich muß den König der Voch zum Kampf stellen, bevor er mit seinem Volk und den Gefangenen aufbricht."
    „Du willst gegen ihn kämpfen?" fragte der Mann neben Henna. „Du hast doch gehört, was sie tun werden, wenn wir sie angreifen. Sie werden ihre Gefangenen nach und nach und unter großen Qualen umbringen."
    Auch dieser Fremde vermied es, über Boccus Chancen gegen Guth etwas zu sagen. „Das gilt für euch", erwiderte Boccu ungerührt. Er war jetzt ganz ruhig. „Aber ich bin ein Nasran. Ich bin ein Bewohner dieser großen Welt, einer wie die Voch."
    „Welchen Unterschied macht das?" wollte Henna wissen. „Angriff ist Angriff."
    „Ich will die Voch nicht angreifen, sondern ihren König zum Zweikampf fordern", stellte der Dritte klar. „Das ist ein großer Unterschied."
    „Aber wenn Guth keinen Zweikampf mit dir will? Wenn er dich mit seinem Stamm und all diesen unheimlichen Kräften lahmt oder gar tötet, bevor du gelandet bist?"
    „Das können sie nicht", versicherte Boccu. „Ihr müßt mir glauben. Es ist die einzige Möglichkeit, eure Freunde zu retten - und zum Weiten Land zu kommen."
    Henna schwieg. Sie winkte einige andere Fremde zu sich und beriet sich mit ihnen.
    Einige schüttelten die Köpfe, andere nickten. Sie schienen sich nicht einig zu sein. „Ich brauche nur ein Zaubergerät, das mich trägt", forderte Boccu und zeigte in die Schlucht hinab. „Entscheidet euch bald, denn da kommt der König aus seiner Hütte. Sie werden jetzt die Gefangenen holen."
    „Technisch wäre es machbar", überlegte Henna laut. „Wir könnten dir ein Gravopak anlegen und es so programmieren, daß es dich sicher ins Dorf bringt..."
    „Dann tut es schnell", verlangte Boccu.
    Er sah Henna in die Augen. Sie war beeindruckt von seiner Entschlossenheit. Auch sie merkte wohl, daß dies nicht mehr der Nasran war, den sie und ihr Trupp schlafend im Popaluu-Land gefunden hatten. „Ich vertraue dir, Boccu", sagte sie endlich. „Ich glaube, du weißt, was du tun willst."
    „Ja", antwortete er nur. „Das weiß ich nun."
     
    *
     
    Es war ganz anders, als er es sich immer vorgestellt hatte. Er brauchte gar keine schweren Schwingen zu schlagen, um sich in die Luft zu erheben. Er fühlte sich nur ganz leicht, wie von einer fremden Macht getragen. Er brauchte selbst nichts dazu zu tun.
    Guth erwartete ihn.
    Natürlich wußte der Voch, daß er kam. Ihre Geistführer hatten den ersten stummen Schlagabtausch längst geführt. Ein gegenseitiges Abtasten war das gewesen, nicht mehr.
    Boccu hatte den König herausgefordert, und Guth hatte angenommen.
    Der Voch war sicher, den kleinen Wanderer zu vernichten, sobald sie sich gegenüberstanden und das Ringen begann. Aber selbst wenn er seine Zweifel gehabt hätte, wäre ihm keine andere Wahl geblieben. Sein Stamm hätte sich von ihm abgewendet und einen neuen König eingesetzt - aus den eigenen Reihen.
    Wenn aber Boccu am Ende der Sieger blieb, war er der neue Herrscher der Voch. So lautete ihr ungeschriebenes Gesetz; Attan hatte es ihm deutlich gesagt. Attan hatte ihn in dieser Nacht überhaupt alles gesagt, was er wissen mußte. Weitere Offenbarungen würden folgen, aber Boccu hatte mit Attans Hilfe die ersten Türen seines Geistes aufgestoßen und war hineingetaucht in ein Wissen, das schon immer tief in ihm geschlummert hatte.
    Kruff hatte recht gehabt. Das Wissen um das Gestern, Heute und Morgen lag in jedem Nasran und jedem anderen Bewohner dieses Planeten verborgen. Nur waren ihm einige näher als die anderen. Das betraf sowohl ganze Stämme als auch einzelne Individuen.
    Die Alte Kraft...
    Boccu spürte sie, als er tiefer und tiefer schwebte, und zwar gleich doppelt. Er spürte sie in sich selbst, und er spürte das, was von den Voch zu ihm heraufschlug. Die Voch hatten ihre Ursprünge vergessen, aber nicht die Kraft der Alten. Sie hatten sich in ihrer Isolierung zu dem entwickelt, was sie heute waren: abscheuliche, aber im Grunde arme Wesen, die keine Liebe und keine Freude mehr kannten.
    Es gab etwas

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