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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zur Mulde zurück. „Ho! Ihr seid die letzten!" rief Hapt von weitem. „Beeilt euch!"
    Da, wo der ausgehobene Abfall lag, stapelten sich zwanzig Steine. Die anderen waren längst schon an der Arbeit. Mit ihren spitzen Hämmern schlugen sie auf die Steine ein, mit irrsinnigem Tempo, dem das Auge eines Nomaden kaum zu folgen vermochte. Nur einer der Nomaden legte geringeres Tempo vor: Loomo, der Alte, der zwar noch mit dem Stamm Schritt halten konnte, aber häufig schon zur Last fiel. Niisu hockte sich neben ihn. Eines seiner Hammerwerkzeuge reichte er Cahlie hoch, das andere benutzte er selbst. Sie brauchten keine zwei Minuten. Jeder verwandelte einen Brocken in brauchbares Mauergestein. „Das ist nicht genug."
    „Nein, Niisu ... längst nicht!"
    Ein zweites Mal machten sie sich auf den Weg, in dieselbe Richtung, nur die Lichtung war eine andere. Hier fanden sie optimales Material. Die Steine waren so fest wie nötig und so weich, daß man sie bequem in Form hauen konnte. Windböen wirbelten Blätter von den nahen Bäumen. Ein erster Eiszapfen stürzte vom Himmel und drang in seinen Rücken. Als Cahlie über die Stelle wischte, war an ihren Fingern Blut. „Schneller!" rief sie.
    Niisu grub die Steine aus.
    Wieder waren es zwei, soviel er eben tragen konnte. „Hier ist es gut", sagte er. „Wir kommen gleich noch einmal wieder."
    „Leise, Niisu ... Besser nicht."
    Cahlie lehnte sich nach vorn und deutete auf sonderbare Spuren im Schlamm. Sie sahen aus wie die Löcher, die entwurzelte Bäume hinterließen. „Das war das Brehem. Sein Bau ist ganz in der Nähe. Ich rieche es ... Wir meiden diese Stelle lieber."
    „Das Brehem ist längst im Bau verschwunden. Du brauchst keine Angst zu haben, Sterngefährtin."
    „Davon verstehst du nichts, Niisu. Du hast die falsche Frucht gegessen. Also los!"
    Er warf einen raschen, gehetzten Blick zum Horizont. Die eisbedeckten Gipfel des Gebirges, so großartig ihr Anblick sonst war, wirkten wie eine tödliche Drohung. Immer mehr zog sich der Dunst am Himmel zusammen. Ein zweiter winziger Zapfen aus Eis traf ihn, diesmal mitten ins Gesicht. Daß nur Cahlie nicht verletzt wird. Sie ist empfindlich.
    So schnell er konnte, trug er seine Sterngefährtin und die beiden Brocken zur Mulde zurück. Es fehlte nicht viel. Hapt, der alte Loomo und ein paar andere fingen an, das Kuppeldach zusammenzuleimen. Aus den Rinden der Bäume preßten sie klebrigen Saft, schon fügten sie an den Rändern der Mulde die ersten Ziegel zusammen. Der Saft diente dabei als schnell bindender, luftdurchlässiger Mörtel - den nicht einmal der schärfste Eiszapfen durchschlagen konnte.
    Niisu und Cahlie hämmerten an ihren Brocken herum. Drei weitere Steine wurden herangeschleppt. Die Nomaden arbeiteten perfekt zusammen, und es gab keinen, der nicht seinen Platz gekannt hätte. Sechs Läufer sorgten für frischen Rindensaft. Die übrigen stützten mit ihren Armen das Dach, bis es ausgehärtet war.
    Binnen weniger Minuten entstand eine fast lückenlose steinerne Kuppel über einer Mulde aus Schlamm. „Es sind immer noch zu wenige Steine", stellte Cahlie tonlos fest. „Wir lassen Atemlöcher", schlug eine zweite Frau vor. „Wenn wir Glück haben, bläst der Wind nur in eine einzige Richtung."
    „Nein", versetzte Cahlie. „Ich habe eine bessere Frucht gegessen als ihr alle. Ich weiß, daß sich der Wind im Wald verfangen wird. Er wird aus jeder Richtung blasen. Wir brauchen Steine."
    „Aber wer ..."
    „Ich und Niisu gehen. Wir kennen eine Stelle."
    „Das Brehem", flüsterte Niisu.
    Und sie gab ebenso leise zurück: „Wir schaffen es schnell genug."
    Derweil war die Kuppel fast fertiggestellt. Nur ein kleines Loch klaffte noch, durch das ein erwachsener Läufer gerade ins Innere kriechen konnte. Es sah aus, als habe sich eine gepanzerte Riesenechse in den Schlamm gegraben. Dasselbe Prinzip, überlegte Niisu: Schutz funktionierte überall auf dieselbe Weise, welches Land man auch durchwanderte.
    Cahlie stieß ihn in die Seite.
    Hapt, Loomo und die anderen krochen durch das Loch. „Sorgt für Rindensaft!" rief Niisu noch, bevor er sich in Bewegung setzte.
    Doch er war nicht sicher, ob der einsetzende Fallwind nicht seine Worte schluckte. Das Blattwerk der Bäume schüttelte sich. Düfte stiegen auf, die er nie zuvor gerochen hatte und über die ihm auch die Frucht des Landes Boor keine Auskunft gab. Niisu spürte den eisigen Hauch. Der Fallwind trug Eiszapfen aus dem Gebirge mit sich, eine furchtbare,

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