1667 - Gefangene der Pharaonen
Abend wie eine Wundertüte. Die Überraschungen hören nicht auf.«
»Genau, Geisterjäger. Wie im richtigen Leben, finde ich.«
»Wenn du das sagst.«
Ich wusste wirklich nicht, wo diese Diskussion noch hinführen sollte, und winkte ab. Drei Sekunden später bewegte ich mich nicht mehr, sondern schaute an Jane Collins vorbei und sah eine Frau und einen Mann vor der ersten Reihe hergehen und nach ihren Plätzen suchen. Erst dachte ich an eine optische Täuschung, aber das war sie nicht, denn die beiden Menschen, die näher kamen, die kannte ich sehr genau. Es waren Shao und Suko.
»Nein!«, sagte ich.
Jane drehte sich um und sagte: »Doch, sie sind es. Du kannst deinen Augen trauen.«
»Das war also die Überraschung.«
»Perfekt.«
Shao strahlte, während Suko neben ihr ging und ein Gesicht zog, als hätte er all das verloren, was ihm im Leben Spaß machte. Die Unlust auf dieses Musical stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Beide Frauen umarmten sich, lachten und hatten ihren Spaß, uns reingelegt zu haben. Suko und ich starrten uns an. Ich wollte nicht eben von leeren Blicken sprechen, aber irgendwie traf das schon zu. So wie wir sahen Männer aus, die man an der Nase herumgeführt hatte.
Mein Freund und Kollege kam zu mir. »Freust du dich?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Klar. Hörst du nicht, wie ich juble?«
»O ja, aber nur innerlich - oder?«
»Genau.«
Er nickte und sagte mit leiser Stimme: »Da haben sich die beiden Frauen hinter unserem Rücken verabredet und es tatsächlich geschafft, uns hierher zu bringen.«
»Man fällt immer wieder darauf rein.«.
Suko hob nur die Schultern und trat etwas zur Seite, weil Shao mich begrüßen wollte. Während sie mich umarmte, fragte sie: »Na, freust du dich auch auf diesen Abend?«
»Und wie«, sagte ich halblaut und verdrehte dabei die Augen.
Shao gab keine Antwort. Stattdessen hörte sie auf Jane Collins, die mit der flachen Hand auf den Sitz neben sich klopfte. »Setz dich her, Shao, dann können auch die Männer zusammenhocken, und wir müssen uns nicht immer ihr Stöhnen anhören.«
»Gute Idee.«
Auch Suko und ich saßen zusammen. Er direkt neben Shao, die rechts von ihm saß. Ich hatte die Außenposition übernommen. Shao und Jane blätterten in ihren Programmheften, während ich mit Suko flüsterte und ihm erklärte, was mir in dem Restaurant widerfahren war.
Gespannt hörte er zu und murmelte: »Dann sind wir ja nicht grundlos hier.«
»So weit würde ich nicht vorschnellen. Lass uns erst mal abwarten, was noch läuft.«
»Okay. Ich bin ja nicht dabei gewesen. Kannst du dir vorstellen, dass in diesem Stück etwas passiert, das unser Eingreifen nötig macht?«
»Keine Ahnung. Nur will ich nichts ausschließen. Aber wir sollten erst mal abwarten.«
»Genau das.« Suko schaute gegen den dicken Vorhang aus dunkelrotem Stoff.
»Könnte es trotzdem nicht sein, dass diese Frau, die Hauptdarstellerin, von einer anderen Seite unterwandert worden ist?«
»Ja, das kann alles sein.«
»Und von welcher?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wenn man diesen Gedanken weiter spinnt, gelange ich zu dem Schluss, dass es mit dem alten Ägypten zusammenhängt und dessen Mystik. Da haben wir schon einschlägige Erfahrungen sammeln können.«
Suko verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Dann hat sich der Besuch ja schon gelohnt.«
»Warte erst mal ab.«
»Das sowieso. Aber was sagt Jane dazu?«
»Sie hat bestimmt nicht gejubelt.«
»Kann ich mir denken. Wahrscheinlich glaubt sie nicht, dass etwas im Busch sein könnte.«
»So ist es. Oder sie will es nicht glauben. Aber ich habe da eine andere Meinung, die ich natürlich für mich behalten habe, das kannst du dir ja denken.«
»Hätte ich auch so gemacht.«
Nicht wenige der Zuschauer zuckten zusammen, als plötzlich ein lauter Trompetenklang ertönte. Es war der Triumphmarsch aus der Oper Aida, und der Klang brandete aus vier Lautsprechern durchdringend durch den ganzen Saal.
Letzte Nachzügler trafen ein und huschten auf ihre Plätze. Die Türen wurden geschlossen, und wir befanden uns in einem Kessel, der allmählich dunkler wurde. Die Musik war längst verstummt. Eine gewisse Stille trat ein, in der sich auch eine Spannung mischte. Dann erklang eine leise, für unsere Ohren schon etwas fremdartige Musik, die wenig später in eine traurige Melodie auslief. Sie begleitete das Öffnen des Vorhangs, der sich nach rechts und links bewegte.
Sekunden danach hatten die Zuschauer einen freien
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