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1667 - Gefangene der Pharaonen

1667 - Gefangene der Pharaonen

Titel: 1667 - Gefangene der Pharaonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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veränderte seine Haltung. Bisher hatte er recht entspannt auf seinem Platz gesessen. Das änderte sich nun. Er hockte da wie jemand, der sich auf dem Sprung befindet.
    Bisher war das Zuschauen eine reine Unterhaltung gewesen. Nun wussten wir beide, dass etwas nicht stimmte. Für mich war es inzwischen das zweite ungewöhnliche Erlebnis, wenn ich die Begegnung in dem Restaurant hinzuzählte. Auch Suko war in seinem Element. »Was sollen wir machen?«, fragte er leise, aber nicht leise genug, denn Shao hatte ihn gehört.
    Ihre Aufmerksamkeit galt nicht mehr dem Geschehen auf der Bühne, sondern Suko. Außerdem passierte vor uns nicht viel. Ein türkisfarbenes Licht erfüllte den gesamten Bühnenausschnitt. Aus dem Hintergrund kamen Menschen. Sie bewegen sich langsam und durchaus tänzerisch durch einen künstlichen Nebel. Dabei ertönte ein leiser Gesang. Er hörte sich an wie ein Klagelied, das der Gefangenen gewidmet zu sein schien, die noch immer mit gesenktem Kopf auf dem Boden kniete.
    »Gibt es Probleme?«, flüsterte Shao.
    »Bei mir nicht.«
    Sie verstand. »Was ist mit John?«
    »Er hat eine Warnung durch das Kreuz erhalten. Das Allsehende Auge, wenn ich ihn richtig verstanden habe.«
    Shao ließ sich zurücksinken. Sie verdrehte die Augen und sagte mit leiser Stimme:
    »Ausgerechnet jetzt und in diesem Theater. Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Ist es aber.«
    Hinter Sukos Schulter schaute sie vorbei, um Kontakt mit mir aufzunehmen. Ihr Zischen Wurde von mir gehört, und als ich den Kopf drehte und sie anschaute, musste sie keine Frage mehr stellen. Ich gab ihr durch mein Nicken die Antwort. Shao nahm es hin und verdrehte dabei die Augen. Es lag auf der Hand, was sie dachte. Ich konzentrierte mich wieder auf die Bühne. Besonders der Hohepriester war wichtig. In dieser Szene griff er nicht ein. Sie gehörte anderen. Akteuren, den Tänzern. Sie näherten sich der Gefangenen mit ihrem leisen Singsang, bildeten um sie herum einen Halbkreis und sangen leise auf sie ein. Man musste sich schon sehr konzentrieren, um zu verstehen, was sie sangen. Es war ein Trost, der sie aufmuntern sollte. Shao und Jane tuschelten, während ich fieberhaft überlegte, was wir tun konnten. Wir mussten herausfinden, was sich hier wirklich abspielte, und da konnten wir nicht ruhig sitzen bleiben und erst mal abwarten.
    Mein Kreuz hatte durch das Allsehende Auge reagiert, das war die eine Seite, doch es gab noch eine zweite.
    Auch Echem musste etwas gespürt haben. Möglicherweise war es eine Gegenreaktion bei ihm oder es gehörte zum Stück, dass er sich immer mehr zurückzog. Er schien durch den leichten Dunst zu schweben und kaum noch den Boden zu berühren. Aus dem Hintergrund erschienen weitere Personen. Bisher waren nur Tänzer auf der Bühne gewesen. Jetzt kamen noch Tänzerinnen hinzu, und der Gesang veränderte sich. Suko tippte mich an. »Willst du nicht nachschauen?«, meinte er und deutete auf meine Brust.
    »Das hatte ich vor.«
    Augenblicklich setzte ich meinen Vorsatz in die Tat um. Suko ließ mich nicht aus dem Blick. Andere Zeugen gab es nicht. Die Zuschauer waren zu sehr mit dem Geschehen auf der Bühne beschäftigt. So konnte ich handeln, ohne jemanden zu stören. Ich zog das Kreuz unter dem Hemd hervor und konzentrierte mich auf das Allsehende Auge.
    Es war keine Täuschung gewesen. Auch jetzt war es noch leicht aktiviert. Es strahlte nicht und verbreitete auch kein helles Licht, dafür gab es ein schwaches bläuliches Leuchten ab und erinnerte an die Farbe auf der Bühne.
    »Sie sind oder sie ist noch aktiv«, sagte ich leise. »Egal, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Was willst du tun?«
    »Echem!«, sagte ich. »Ihn sollten wir uns holen.«
    »Aber nicht von der Bühne weg.«
    »Nein, wir warten hinter der Bühne auf ihn.«
    Dagegen hatte Suko nichts einzuwenden. Ein kurzer Blick der Verständigung reichte aus, dann erhoben wir uns. Noch in der Bewegung hörten wir Janes Protest, in den Shao mit einstimmte.
    »Wollt ihr uns allein lassen?«
    »Ja.«
    »Und wo finden wir euch?«
    »Wir müssen hinter die Bühne.«
    Eine weitere Erklärung gab ich nicht. Das hier war ein Fall, in den wir uns einmischen mussten. Hier wurde ein Spiel aufgezogen, in das wir eingreifen mussten. Während wir geduckt auf den Ausgang zugingen, erklang wieder die Stimme der Gefangenen. Diesmal sang sie lauter und auch willensstärker. Der Text war ein anderer. Sie wollte nicht mehr nur in Lethargie versinken. Die Tänzer hatten ihr Mut

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