167 - Der Panther aus dem Nichts
Ort entstehen lassen, wie ich von Agassmea erfuhr.
Warum sagte sie mir das alles? Damit ich mehr Achtung vor meinen Feinden bekam? Ich würde nie Achtung vor einem Vertreter der Hölle haben.
Noch etwas mußte sie loswerden: daß sie Shemtora, die Löwin, vom Katzenthron verjagen und sich wieder an die Spitze aller Raubkatzen setzen würde.
Dann verließ sie mit ihren Verbündeten das Turmzimmer, und ich blieb an der Decke hängen und machte mir große Sorgen um Frank Esslin.
Wenn Agassmea ihn aus dem Krankenzimmer holte, konnte das für ihn nur schlecht ausgehen, aber wer hätte die Tigerfrau daran hindern sollen.
***
Peter Russ stellte die funkelnden Gläser ins Regal und hängte das Tuch, mit dem er sie poliert hatte, an den Haken, dann wandte er sich um.
Der letzte Gast hatte die Bar verlassen, und Russ war mit seinem »Boß« Gina Spound allein. Er war groß und schwarzhaarig, kein Schönling, aber er hielt sich für einen ganzen Mann.
Kürzlich durfte er seine Fähigkeiten wieder einmal beweisen. Gina hatte sich einsam gefühlt und ihn mit zu sich nach Hause genommen, wo sie eine – seiner Ansicht nach – wunderbare heiße Nacht zusammen verbrachten.
Er hatte gedacht, daß das so weitergehen würde, aber am darauffolgenden Tag war Gina kühl und reserviert gewesen und hatte den Chef mehr als sonst hervorgekehrt, um ihm zu zeigen, wo sein Platz war und daß er sich ihr gegenüber nichts herausnehmen durfte, bloß weil er einmal das Kopfkissen mit ihr geteilt hatte.
Er hatte Gina den ganzen Abend beobachtet und festgestellt, daß seine Aktien bei ihr heute vielleicht wieder etwas besser standen.
Er hatte auf jeden Fall vor, sein Glück zu versuchen. Wenn er es richtig mitbekommen hatte, hatte sich Gina bei einem Gast etwas ausgerechnet.
Der Bursche hatte sie angemacht, und Gina hatte ihr Hinterteil kokett gedreht, aber dann war der Kerl mit einer Mulattin abgerauscht, und Gina – schon voller Hoffnung auf das bevorstehende Liebesabenteuer – hatte ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt.
Sie war dementsprechend sauer, deshalb mußte Peter Russ vorsichtig ans Werk gehen, denn wenn er nur ein einziges falsches Wort sagte, war die Sache gelaufen, und zwar ohne ihn.
Gina schloß die Tür und drehte den Schlüssel herum. Als sie sich umwandte, merkte sie, daß Peter sie ansah. »Warum glotzt du so?« biß sie ihn an.
»Ich glotze doch nicht, ich schaue bloß.«
»Ich kenne diesen Blick bei euch Männern. Du willst etwas von mir!« sagte ihm Gina auf den Kopf zu.
Er machte mit den Händen eine beschwichtigende Bewegung. »He, he, Moment mal, Kleine!«
»Ich habe einen Namen!«
»Na schön…, Gina. Anscheinend kann ich heute sagen, was ich will, du kriegst alles in die falsche Kehle. Ich habe dir nichts getan, ich bin dein Freund.«
»Ich weiß, was du vorhast, und ich versuche dir klarzumachen, daß daraus nichts wird. Du warst einmal bei mir, und es war ein Fehler, dich mitzunehmen.«
Russ zog die Augenbrauen zusammen. »Du legst es darauf an, mich zu verletzen, Gina. Warum?«
»Ach, laß mich in Ruhe. Denkst du, ich hätte nicht bemerkt, daß du mich schon den ganzen Abend heimlich beobachtest? Wo ich auch war, überall spürte ich deinen Blick.«
»Na schön, dann werde ich von nun an meinen Dienst mit zur Decke gerichtetem Blick versehen. Wie ein Idiot werde ich aussehen; die Gäste werden sich wundern. Oder ist es dir lieber, wenn ich meinen Blick wie ein geprügelter Hund niederschlage? Du mußt mir sagen, was du willst, schließlich gehört diese Bar dir, und ich arbeite für dich… Ist heute nicht mein Tag, wie?«
»Kein Tag ist mehr dein Tag«, erwiderte Gina schroff.
»Was einmal geschehen ist, wird sich nicht wiederholen.«
»War ich denn so schlecht?«
»Das hat damit nichts zu tun. Es untergräbt meine Position, wenn ich dir zu viele Freiheiten erlaube.«
»Finde ich nicht. Habe ich mir hinterher irgend etwas herausgenommen, das dir mißfiel? Wir könnten ein gutes Team sein, Gina. Du und ich… wir könnten eine ganze Menge erreichen.«
Sie stemmte die Fäuste in die Seiten und musterte ihn kühl.
»Was findest du attraktiver – mich oder meine Bar?«
Peter Russ starrte sie wütend an. »Du bist ja nicht bei Trost. Was ist denn schon dran an deiner Bar? Ein paar Tische und Stühle, ein paar Stammgäste, die sich langsam ins Grab saufen – und fertig. Denkst du, darauf wäre ich scharf? Mir geht es um dich, ich möchte für dich dasein. Ich sage es mal ganz hart: Du
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