1672 - Die Insel
gestellt, die sicherlich bald besetzt wurden.
Der Fall der Chaos-Kämpfer, den ich gemeinsam mit der Vampirin Justine Cavallo erlebt hatte, lag hinter mir, sodass ich mal wieder durchatmen konnte. Momentan lag kein weiterer Fall an und ich hoffte, dass es blieb.
Erst mal brauchte ich einen Kaffee. Das morgendliche Ritual ließ ich mir nicht nehmen. Es gehörte seit Jahren dazu und ich wollte es nicht missen. Mit der gefüllten Tasse betrat ich unser Büro und ließ mich am Schreibtisch nieder. Suko saß bereits und grinste mich an.
Ich genoss erst mal zwei Schlucke und fragte: »Ist was?«
»Nicht direkt.«
»Aber…?«
»Du scheinst ja richtig entspannt zu sein.«
»Bin ich auch.«
Suko winkte ab. »Keine Sorge, das geht vorbei.«
Ich runzelte die Stirn und mein Blick wurde fragend. »Wieso? Weißt du mehr?«
»Nein. Aber ich könnte mir vorstellen, dass-dies nicht so bleibt.«
Ich stellte meine Tasse ab. »Dann solltest du mir den Grund für dein Gefühl nennen.«
Suko deutete auf seinen Bauch.
»Ach?«, wunderte ich mich laut. »Du auch? Ich dachte immer, das Bauchgefühl wäre meine Schiene.«
»Manchmal eben nicht.«
»Was sagt es dir denn?«
Er hob die Schultern und wiegte den Kopf. »Es könnte etwas passieren. So ruhige Morgenstunden täuschen meist. Ich will ja nichts herbeireden, es würde mich nur nicht überraschen, wenn wir plötzlich losziehen müssten.«
»Aber nicht heute. Das ist ein Tag, an dem man Urlaub machen kann. An die Küste fahren«, fuhr ich fort und bekam leicht glänzende Augen. »Spazieren gehen, sich den Kopf durch den Wind freimachen lassen, das wäre wirklich stark und würde mir gefallen.«
»Nimm doch Urlaub.«
»Das sollte für Sie beide ein Fremdwort sein.«
Nicht nur die Stimme war zu hören, der Mann, dem sie gehörte, betrat in diesem Moment unser Büro, und es war unser Chef, Sir James Powell. Ab jetzt verflüchtigte sich das Wort Urlaub aus meinem Kopf, und ich sagte erst mal nichts. Sir James setzte sich auf den Besucherstuhl, nickte uns zu und wünsche einen Guten Morgen.
Wir erwiderten den Gruß und schauten Sir James gespannt an, der einen Schnellhefter auf seine Knie gelegt hatte, ihn aber noch nicht anhob, sondern das Wort Urlaub als Aufhänger benutzte.
»Haben Sie nicht von einem Urlaub an der See gesprochen, John?«
»Ja, das habe ich.«
»Dazu kann ich Ihnen beiden verhelfen.«
Mit dieser Eröffnung hatten wir nicht gerechnet. Suko und ich schauten uns an und sagten sicherheitshalber erst mal nichts. Sir James war so leicht nicht zu trauen.
»Neugierig?«
Ich nickte.
»Dann will ich Sie auch nicht länger auf die Folter spannen«, erklärte er und öffnete den Schnellhefter.
Wir schielten hin und sahen einige große Fotos, die er bedächtig auf den Tisch legte.
»Schauen Sie sich die Aufnahmen in Ruhe an und sagen Sie mir dann, was Sie davon halten.«
Suko und ich teilten uns die Bilder auf, die allesamt das gleiche Motiv zeigten. Es waren keine Menschen zu sehen, sondern nur eine Landschaft. Eine Insel, um genau zu sein. Sie ragte aus dem Wasser. Mehr zeigten die Aufnahmen nicht. Es gab keine Menschen zu sehen, eben nur dieses nicht unbedingt große Eiland. Auffällig an der Insel war allein der Leuchtturm und das sagte ich Sir James auch. Er nahm es hin und fragte: »Sonst fällt Ihnen nichts auf?«
Ich hob die Schultern und sah Suko an. Der blickte noch auf das letzte Bild, das er dann auf den Tisch legte und davon sprach, dass auch ihm nichts aufgefallen war.
»Sie enttäuschen mich«, stellte Sir James fest.
Ich fragte direkt. »Aber was ist denn dort zu sehen?« Ich deutete auf ein Bild. »Sie meinen doch nicht den Leuchtturm - oder?«
»Das ist richtig, den meine ich nicht. Es geht um das gesamte Bild, um die Insel. Wenn Sie genauer hinschauen, werden Sie sehen, dass sie aus dem Wasser ragt. Das wäre für eine Insel auch normal. In diesem Fall ist es das nicht. Diese Insel ist tatsächlich aus dem Wasser geschoben worden, und zwar von einer hellen Masse. Sie sehen den Streifen, wenn Sie genauer hinschauen.«
Wir nahmen uns noch mal die Fotos vor. Diesmal wussten wir, wohin wir zu schauen hatten, und es dauerte nicht lange, da mussten wir Sir James zustimmen. Beide waren wir der Meinung, dass die Insel tatsächlich ungewöhnlich an ihrem Küstenstreif en aussah.
»Sehr gut«, bestätigte unser Chef. »Es ist etwas unter der Insel, das sie in die Höhe gedrückt hat.«
»Und was?«, fragte ich.
»Eine Masse, die
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