1672 - Die Insel
hatte ihn wieder, und jetzt lag es an ihm, dieses Eiland so schnell wie möglich zu verlassen. Die Insel war nicht mehr seine Insel. Sie hatte sich für ihn in einen Fremdkörper verwandelt.
Noch nie zuvor hatte er so schnell den Rückweg angetreten. Er ging mit langen Schritten, achtete auf jede Spalte und Erhebung im Untergrund, hielt sich manchmal an den Zweigen der Sträucher fest und war froh, als sein Boot in Sicht kam. Es lag noch immer an derselben Stelle, aber es gab doch eine Veränderung. Die Insel war gestiegen und das Boot ebenfalls. Das Wasser befand sich jetzt etwas tiefer. Es hätte schon heftiger Wind herrschen müssen, um Wellen gegen das Boot zu schleudern. Rick McMillan würde das Boot mit seinem Außenborder ein Stück weit über den Sand zerren müssen, um es aufs Wasser zu bringen.
Es war wie verhext und mit keinem Satz zu erklären. Doch er wusste jetzt, dass es eine Kraft gab, die in der Lage war, die gesamte Insel aus dem Wasser zu drücken. In der Tiefe musste es eine tektonische Veränderung gegeben haben, die dafür gesorgt hatte. Jedenfalls würde er dieses Phänomen nicht für sich behalten. Das musste den Behörden gemeldet werden. Gegenmaßnahmen mussten ergriffen werden, und möglicherweise war das hier erst der Beginn eines noch größeren Phänomens. Auf den letzten Metern rutschte er durch den Sand, bis er das dicke Schlauchboot erreicht hatte. Es lag jetzt tatsächlich höher, weil die Insel aus der Tiefe Druck bekommen hatte!
Er zerrte das Boot über den Strand, bis er das Wasser erreichte. Es klatschte auf die Wellen, geriet ins Schaukeln, und McMillan fürchtete, dass es abgetrieben werden könnte.
Deshalb warf er sich so schnell wie möglich vor. Er prallte auf den dicken Seitenwulst und hatte Glück, dass er ins Boot hineinrollte.
Wie ein wehrloser Käfer lag er auf dem Rücken. Er erlebte das Schaukeln mit, das Vor und Zurück und fühlte sich auf diesem schwankenden Boden sicherer als auf der Insel. Weg von ihr!
McMillan richtete sich auf. Die Wellen hatten ihn von der Insel weggetrieben. Nicht unbedingt sehr weit, aber weit genug, um etwas zu erkennen. Der Mann vergaß sogar, den Außenborder anzustellen, weil er so fasziniert war. Eine andere und auch fremde Masse hatte es geschafft, die gesamte Insel ein Stück aus dem Wasser zu drücken. Nicht sehr hoch, vielleicht einen Meter, aber es war passiert, und er konnte die Masse auch gut erkennen. Sie schimmerte in dieser knochengelben Farbe, war beim ersten Hinsehen glatt, und, McMillan wurde wieder an den Vergleich mit einem Gebein erinnert.
Panik erfasste ihn nicht. Er wusste nur genau, was er jetzt zu tun hatte. Einen Fotoapparat nahm er immer mit. Die Kamera steckte in einer Außentasche des Rucksacks. Ein Griff und er hielt sie in der Hand.
Obwohl das Boot schwankte, schoss er seine Aufnahmen. Bis zu zehn Fotos, das musste reichen. Außerdem konnten die Menschen sich die Insel in natura anschauen. Sie lag nur ein paar Meilen vom Festland entfernt.
Er verstaute die Kamera wieder und tat endlich das, was er tun musste. Er zerrte am Anlasserseil und startete den Außenborder. Sein Geräusch war wie Musik in seinen Ohren, denn jetzt konnte ihn nichts und niemand mehr aufhalten. Erst als er eine Meile gefahren war, schaute er sich wieder Um. Die Insel lag vor ihm. Der Leuchtturm stach wie ein rot-weißer Finger in die Höhe, aber es war aus dieser Entfernung nicht genau zu erkennen, dass mit ihm etwas geschehen war. Es störte ihn weiter nicht. Der Beweis steckte in seiner Kamera, und jetzt war er gespannt, wie die Welt auf diese Fotos reagieren würde…
***
Die schwarzen Leggings saßen wie eine zweite Haut. Der schwarz und weiß gestreifte Rock erreichte soeben noch die Knie, und das schwarze Oberteil saß so eng, dass Glenda Perkins beinahe rot wurde, als ich sie betrachtete, anerkennend nickte und natürlich meinen Kommentar abgab.
»Das ist ein Anblick am frühen Morgen, der sich wirklich lohnt. Da kommt man doch gern ins Büro.«
»Komm wieder runter, John. Ich brauche dir die neue Mode wohl nicht zu erklären.«
»Mal wieder Leggings?«
»Genau.«
»Du kannst sie tragen.«
»Danke.« Sie lächelte und war diesmal um eine Bemerkung verlegen, was bei ihr nicht oft vorkam.
Suko war schon vor mir ins Büro gegangen. Es war ein Morgen, der tatsächlich nach Frühling roch. Die Sonne schien, die Temperaturen würden steigen und die Besitzer der Biergärten hatten bereits Tische und Stühle ins Freie
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