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1672 - Ennox-Jagd

Titel: 1672 - Ennox-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Planeten ganz für sich allein gewonnen.
    Im Verlauf seiner Studien hatte er die Erde schon sehr häufig verlassen und fremde Welten besucht. Niemals zuvor aber hatte er Empfindungen wie in diesem Moment gehabt. Er kam sich vor, als sei er Herr über Mystery, als falle ihm eine geradezu grenzenlose Macht zu.
    Er war in einer hügeligen Landschaft auf der Nordhalbkugel von Mystery gelandet, weit mehr als hundert Kilometer von den anderen Beibooten entfernt. Grünes und rotes Moos bildete ein weiches Polster auf einem kargen Boden, auf dessen Höhen sich nur wenige Krüppelgewächse hielten, während in den offensichtlich feuchteren Tälern üppig grünende Bäume wuchsen.
    Eine Herde büffelartiger Tiere zog in einer Entfernung von etwa zwei Kilometern an ihm vorbei. Er konnte die Tiere immer dann sehen, wenn sie die Anhöhen überwanden.
    Sie bewegten sich langsam und ruhig und ließen sich durch seine Nähe nicht irritieren.
    Er ging zu einem Hügel und stieg hinauf, weil er hoffte, von ihm aus einen weiten Ausblick auf das Land zu haben. Er blieb jedoch auf halber Höhe stehen, weil er ein eigenartiges Winseln vernahm. Szoszo ließ sich in die Hocke sinken und horchte.
    Das Winseln kam aus einer Höhle, deren Eingang unter einem Busch versteckt war. Auf allen vieren kroch er zu ihm hin, und als er ihn erreichte, legte er sich auf den Bauch.
    Fünf Augenpaare blickten ihn aus dem Dunkel der Höhle heraus an. Er streckte eine Hand aus und lockte mit schnalzenden Lauten.
    Die Tiere in der Höhle reagierten überraschend schnell. Sie krochen auf seine Hand zu und leckten an seinen Fingern. Sie waren nicht größer als eine Männerfaust und hatten ein weiches, rotes Fell, spitze Ohren und einen runden Kopf mit einem kurzen, kräftigen Rüssel. „Na, ihr Kleinen?" fragte er behutsam. „Hat eure Mutter euch allein gelassen?"
    Als er sich zurückzog, folgten sie ihm. Er sah, saß sie vier Beine und einen langen, buschigen Schwanz hatten. Mit spitzen Zähnen knabberten sie vorsichtig an seinen Fingern, ohne ihn zu verletzen. Dabei schlangen sie ihre Rüssel um seine Finger und hielten sie fest.
    Urskan Szoszowosky blieb auf allen vieren, weil er wußte, daß er die jungen Tiere erschrecken würde, wenn er sich aufrichtete. Er wollte nicht, daß sie in die Höhle zurückflüchteten, weil sie danach nicht mehr so leicht daraus hervorzulocken waren.
    Er streichelte die fünf Jungtiere, indem er ihnen vorsichtig mit den Fingerspitzen über den Rücken fuhr. Da sie mager und schwach waren, vermutete er, daß ihre Mutter Opfer eines anderen Tieres oder eines Unfalls geworden war und nicht mehr zur Höhle zurückkehren konnte. Als Lebensraumforscher wußte er, daß er die Tiere durch sein Verhalten auf sich prägte und daß sie von nun an in ihm eine Mutter oder so etwas wie einen Leitwolf sehen würden.
    Als er etwa zehn Meter weit gekrochen war, versiegten die Kräfte der Kleinen. Einer nach dem anderen legte sich erschöpft auf den Boden und weigerte sich, ihm zu folgen.
    Er setzte sich ins Moos und wartete darauf, daß sie sich erholten und den Weg mit ihm fortsetzen konnten. Aber auch nach einigen Minuten waren sie noch nicht wieder zu Kräften gekommen. So kroch er auf allen vieren zum Beiboot zurück, stieg in die Schleuse und holte einige Dinge, die er benötigte, um die Tiere versorgen zu können.
    Als er die Schleuse verlassen wollte, schoß ein dunkler Vogel aus der Höhe herab, fing sich kurz über dem Boden mit ausgebreiteten Flügeln ab und packte eines der Jungtiere mit seinen Fängen. „Nein!" schrie Szoszowosky.
    Er wollte mit seinem Paralysator auf den Vogel schießen, doch es war schon zu spät.
    Der Räuber zog mit seiner Beute davon.
    Jetzt kroch der Wissenschaftler in aller Eile zu den Überlebenden hinüber. Erschrocken stellte er fest, daß es nur noch drei waren. Ein anderer Raubvogel mußte zuvor schon einen von ihnen geholt haben. Also nahm er die letzten drei kurzerhand auf die Arme, richtete sich auf den Knien auf und kehrte zum Beiboot zurück.
    Hier legte er die Tiere neben der Schleuse im Moos ab und begann mit seinen Untersuchungen. Für einen Biologen wie ihn war es nicht weiter schwierig herauszufinden, welche Eiweißverbindungen sie vertrugen. So konnte er nach einigen Minuten einen Brei mixen, der nicht nur gut verträglich für sie war, sondern ihnen auch schmeckte. „Ich werde euch Mystery-Wölfe nennen", beschloß er, nachdem er die Jungtiere gefüttert hatte und eines nach dem

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