1675 - Der Kopfjäger
das war schon alles, denn sofort danach sackte ich einfach weg…
***
Nicht schon wieder! Nicht wieder in der Tiefgarage! Das waren meine ersten Gedanken, die mir durch den Kopf schössen, als ich allmählich wieder aus einer gewissen Tiefe ins normale Leben zurückkehrte. Mir war sofort klar, dass ich nicht lange weggetreten war. Für so etwas hatte ich im Laufe der Zeit ein Gefühl entwickelt. Außerdem war ich noch immer allein. Niemand hatte mich gefunden. Ich lag neben dem Rover. Es war alles so, wie ich es in Erinnerung hatte. Nur eine Veränderung gab es. Mein Freund und Kollege Suko lag nicht mehr an seinem Platz. Ich stemmte mich hoch und schaute gegen einen Boden, der leicht schwankte und Wellen zu werfen schien. In mir stieg eine gewisse Übelkeit hoch, ich musste schlucken, hielt mich am Auto fest und drückte mich so in die Höhe. Dass meine Standfestigkeit nicht besonders war, erlebte ich in den folgenden Sekunden. Die Welt fing an, sich zu drehen, Übelkeit stieg in mir hoch, doch es wurde nicht so schlimm, dass ich mich hätte übergeben müssen. Es ging mir nicht gut. Aber nicht so schlecht, um nicht etwas unternehmen zu können. Meine große Sorge galt Suko und ich fragte mich, wer ihn verschleppt hatte. Gesehen hatte ich nichts und auch niemanden gehört.
Auch in der nächsten Zeit diente mir der Rover als Stütze. Ich brauchte die Ruhephase, denn es musste weitergehen. Und dabei spielte ich die Hauptrolle, obwohl ich mich nicht eben als der große Held fühlte.
Die Luft hier unten war nicht die beste. Ich atmete sie trotzdem tief ein. Dann hörte ich Stimmen. Die Lifttür war aufgestoßen worden. Zwei junge Leute, ein Mann und eine Frau, eilten mit langen Schritten in die Garage und hetzten zu ihren Fahrzeugen, wobei sie darüber sprachen, dass sie zu spät dran waren.
Für mich hatten sie keinen Blick. Überhaupt hatten sie weder nach rechts noch nach links geschaut.
Allmählich bekam ich mich wieder unter Kontrolle. Abfahren wollte ich noch nicht. Am besten war es, wenn ich hoch in meine Wohnung fuhr und mir erst mal einen feuchten Lappen auf den Nacken drückte und zwei Tabletten gegen die Kopfschmerzen schluckte.
Zum Lift schlurfte ich leicht schwankend und lehnte mich in der Kabine gegen die Wand. Ich fuhr in die Höhe und merkte erst jetzt, dass ich schweißnass war. In meinem Hinterkopf tuckerte und zuckte es. Meine Beine zitterten noch immer. Als ich die Kabine verließ, hatte ich mir schon einen Plan zurechtgelegt. Der aber wurde brutal zerstört, so jedenfalls empfand ich es, denn wie der Zufall es wollte, kam mir auf dem Flur jemand entgegen.
Und das war Shao.
Das Bild vergaß ich nicht. Ich ging ihr leicht schwankend entgegen und blieb plötzlich stehen, als ich sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck radikal veränderte. Nicht nur ihr Mund öffnete sich, auch die Augen weiteten sich. Dann schüttelte sie den Kopf und rannte auf mich zu.
Wie durch einen dicken Wattefilter hörte ich ihre Stimme. »Was ist passiert, John?«
Ich gab keine Antwort, stöhnte nur leise. Shao fragte nicht mehr weiter. Sie handelte und ich war froh darüber, dass sie mich stützte, als wir den Weg zu ihrer Wohnung gingen. Sie schloss die Tür auf, dirigierte mich ins Wohnzimmer, wo ich mich in einen Sessel fallen lassen konnte.
»Hast du vielleicht zwei Kopfschmerztabletten?«
»Einen Moment.«
Ich blieb sitzen und streckte die Beine aus. Die kleinen Teufel im Kopf hämmerten noch immer. Mein Nacken war leicht angeschwollen, aber das nahm ich hin und dachte daran, dass ich schon andere Dinge erlebt und überlebt hatte. Shao kehrte mit den Tabletten und einem Glas Wasser zurück. Ich schluckte die Tabletten, trank Wasser und legte dann den Kopf zurück. Den Blick richtete ich gegen die Decke. Bis die Wirkung der Medizin eintrat, würde es noch etwas dauern, aber so lange wollte sich Shao nicht zurückhalten. Sie stellte mir die Frage, auf die ich schon längst gewartet hatte.
»Wo ist Suko?«
Meine Lippen verzogen sich und ich schaute Shao dabei an. Ihr Gesicht sah ich ein wenig verschwommen, was auch Einbildung sein konnte.
»Ich weiß es nicht.«
»Was?«
»Wir sind überfallen worden, Shao.«
Sie reagierte gelassen. Das war typisch für sie. Shao verfiel nicht so schnell in Panik. Gerade in Stresslagen behielt sie die Nerven, und so war es auch hier.
»Bitte, erzähle, John.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Man hat uns völlig überrascht.« Dann bekam sie zu hören, was in der
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