1675 - Der Kopfjäger
hinter dem Gitter lagen. Suko sah einen alten Bekannten. Auf dem Boden hockte die bläuliche Gestalt mit den drei ungewöhnlichen Augen.
Das Wesen hatte bisher zur Seite geschaut. Jetzt, wo es hell geworden war, erinnerte es sich daran, dass es nicht mehr allein war. Es stemmte sich mit seinen beiden Armen ab und richtete sich auf. Es wartete nicht ab, sondern schlich auf das Gitter zu, wo es zwei Stäbe mit seinen relativ kurzen und doch kräftigen Fingern umklammerte. Es bohrte seine Blicke in Sukos Augen.
Der wusste nicht, ob er von drei Augen angestarrt wurde oder nur von zwei. Einen Menschen mit drei Augen gab es nicht, abgesehen von den Psychonauten, aber das war eine andere Liga. Suko konnte sich vorstellen, dass der anderen Seite ein Fehler unterlaufen war. Der breite Mund, der wie genäht wirkte, war noch immer recht schmal und sah aus, als wäre er zu einem ewigen Grinsen verdammt. Das Monster kicherte. Dabei öffneten sich seine Lippen ein wenig und er konnte eine Frage stellen, die er mit seiner hohen Fistelstimme aussprach.
»Weißt du, was ich von dir will?«
»Nein, aber du wirst es mir sagen.«
»Ich habe es dir schon mal gesagt. Ich will deinen Kopf, und ich weiß, dass ich ihn bald bekommen werde…«
***
»Möchtest du einen frischen Kaffee, John?«
Ich blieb stehen und nickte. Eine Antwort gab ich nicht, in meinem Kopf jagten sich noch zu viele Gedanken. Ich musste erst das verarbeiten, was mir Sir James erzählt hatte. Es war die perfekte Niederlage, denn auch ich fühlte mich auf irgendeine Weise mitschuldig.
Ich sah kaum, dass Glenda zur Kaffeemaschine ging und eine Tasse mit frischem Kaffee füllte. Erst als sie vor mir auftauchte und mir die Tasse reichte, schaute ich sie an. Ich nahm den Kaffee mit einem Nicken entgegen, trank den ersten Schluck, der mir kaum schmeckte, und hörte Glendas Frage.
»War es schlimm?«
»Ja, das war es«, gab ich zu. »Es war sogar sehr schlimm. So etwas habe ich noch nie in meiner Laufbahn erlebt.«
»Was ist denn passiert?«
»Man hat Sir James völlig kaltgestellt.«
»Bitte?«
»Und mich auch, Glenda.«
Sie sagte zunächst nichts und ließ sich auf ihren Stuhl vor dem Schreibtisch fallen, während ich mich auf die Ecke des Möbels setzte.
»Ja«, sagte Glenda und schaute auf ihre leicht zittrigen Hände, »dann ist es wohl am besten, wenn du alles von Beginn an erzählst.«
Für mich gab es keinen Grund, dies nicht zu tun. Glenda Perkins gehörte zu den Personen, die mein vollstes Vertrauen besaßen, und sie war eine wichtige Person in unserem Team.
Ich war noch immer ziemlich geplättet. Kein Wunder, dass ich nicht so flüssig erzählte wie sonst. Ich schaute dabei in Glendas Gesicht und bekam mit, dass sich ihre Augen immer mehr weiteten und sie auch den Kopf schüttelte.
»Das - das - kann ich nicht fassen«, sagte sie etwas später. »Für mich ist das unglaublich.«
»Leider wahr.«
Glenda umfasste mit ihren Händen die Stuhllehnen so hart, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Ich kann das noch immer nicht glauben«, flüsterte sie. »Wer sind wir denn, John? Was haben wir alles geleistet! Ist das denn vergessen worden?«
»Anscheinend.«
»Und warum?«
»Das weißt du. Es steckt eine Organisation dahinter, die alles unter dem Deckel halten will.«
»Und was?«, fauchte Glenda.
»Es ist wohl nicht falsch, wenn ich dabei von einer geheimen Aktion spreche. Eine, die mit diesem Monster zu tun hat, das Suko sah und das auch von einigen Zeugen gesehen wurde. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sir James jemals einen Maulkorb bekommen hat. In diesem Fall ist das so.«
»Und er hält sich daran?«
»Ja. Das muss er nach außen hin.«
»Und was ist mit innen?«
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Nun ja, nach innen sind wir verantwortlich.«
»Du schließt mich also mit ein?«
»Klar doch.«
»Dann lass hören, ob du schon einen Plan hast.« Glenda rieb ihre Hände.
So einen richtigen Plan hatte ich mir noch nicht zurechtgelegt. Ich wollte erst mit Glenda sprechen und sagte: »Primär geht es um Suko. Da sind wir uns wohl einig - oder?«
»Und ob.«
»Wir müssen ihn finden. Und wenn wir ihn haben, dann wissen wir auch, wer hinter dem Ganzen steckt.«
Glenda stellte eine Frage, die auf der Hand lag. »Welche Spuren haben wir?«
Ich schaute sie an. An meinem Blick las sie schon ab, dass die Antwort nicht positiv ausfallen würde.
»Keine?«, flüsterte sie.
»Leider.«
Glenda schluckte, dann stöhnte
Weitere Kostenlose Bücher