1677 - Strippen für den Teufel
erhielt die Discokugel unter der Decke mehr Power. Sie fing jetzt an, sich zu drehen und schleuderte erste Lichtreflexe in den Raum hinein, aber auch auf die Tanzfläche, auf der ein unruhiges Muster aus Licht und Schatten entstand, bei dem sich rote und weiße Reflexe abwechselten.
Woher die beiden Tänzerinnen gekommen waren, hatte wohl niemand in der Bar gesehen. Jedenfalls waren sie plötzlich da und huschten auf die Tanzfläche, wo sie für einen Moment stehen blieben und die Arme in die Höhe reckten. Es war der Dank für den Beifall, den die Gäste spendeten. Dabei blieb es allerdings nicht, denn einige pfiffen und anderen trampelten.
Die Tänzerinnen schienen gut anzukommen. Sie sahen auch nicht schlecht aus. Eine war schwarzhaarig, die andere Frau hatte braunes Haar mit einem rötlichen Schimmer. Sie tanzten noch nicht und gingen locker hin und her. Dabei redeten sie, gaben ihre Namen Alexa und Naomi bekannt und erklärten, dass sie strippen würden, aber den Gästen Gelegenheit geben wollten, mitzumachen. Sie durften die Tänzerinnen ausziehen.
Dafür gab es wieder Beifall und Pfiffe, aber die Frauen erklärten auch, dass es schon etwas kostete. Pro Kleidungsstück musste ein Schein lockergemacht werden.
»Sehr geschäftstüchtig«, sagte Suko.
Ich nickte. Mit den Gedanken war ich nicht so recht bei der Sache, weil ich Ausschau nach diesem Max Dayson hielt. Ich glaubte nicht, dass er sich unter die Gäste gemischt hatte. Er saß sicherlich im Hintergrund an einem der leeren Tische oder hatte sich versteckt, denn es gab noch dunkle Ecken.
Wir saßen so, dass wir von der Bar aus auf die Tanzfläche blickten und uns nicht erst umdrehen mussten. Lorna sprach uns an. »He, ihr beiden, wollt ihr euch nicht melden?«
»Wir warten ab«, sagte ich.
»Die beiden sind super. Wenn ich ein Kerl wäre, wüsste ich nicht, wie ich mich entscheiden sollte.«
»Stimmt.«
Die Tänzerinnen blieben nicht starr. Sie begannen sich zu bewegen wie Go-go-Girls ohne Stange. Lockten, lachten und strichen über ihre Körper. Beide trugen kurze Röcke, knappe Oberteile, Netzstrümpfe und hochhackige Schuhe.
»Wer ist denn so mutig und wagt es?« Die Tänzerin mit den längeren Haaren lockte die Gäste durch Handbewegungen.
Und sie hatte Erfolg. Von einem der Tische erhob sich ein Gast.
»He!«, rief der Mann, »das ziehe ich durch.«
»Na, dann mal los, mein Lieber. Beifall für den Mutigen.«
Es klatschten nur die wenigsten Gäste. Die meisten johlten und hatten ihren Spaß. Lorna gab auch einen Kommentar ab. »Endlich ist der Bann gebrochen. Wenn einer mal den Anfang gemacht hat und die Leute gesehen haben, wie es läuft, ist alles andere kein Problem mehr, dann ist der Abend gerettet, und der Umsatz läuft auch besser.«
Sie musste es wissen.
Der Gast machte keinen Rückzieher. Er schob sich nach vorn und fand den schmalen Weg zwischen zwei Tischen, um die Tanzfläche zu erreichen. Vom Alter her war der Typ zwischen vierzig und fünfzig. Das Jackett hatte er ausgezogen. Er trug ein blaues Hemd, dessen Ärmel aufgerollt waren, und eine karamellfarbene Hose. Auf einem kräftigen Hals saß ein kantiger Kopf mit roten Stoppelhaaren und buschigen Augenbrauen. Sein breiter Mund war zu einem erwartungsvollen Grinsen verzogen.
»Und wen von uns willst du haben?«
Am Rand der Tanzfläche blieb der Mann stehen. Er streckte seinen rechten Arm aus und zeigte auf Naomi.
»Dich!«
»Super, du hast eine gute Wahl getroffen.«
Der Mann schwitzte schon jetzt. Er wischte über sein Haar.
»Und was muss ich zahlen?«
»Wie willst du mich denn haben?«
Der Mann drehte sich zu den Gästen hin um. »He, Leute, wie wollen wir sie haben?«
»Nackt natürlich!«, schrie jemand zurück. Es wurden bereits einige Geldscheine in die Höhe gehalten.
»Hundert Pfund!«, rief Naomi.
Die machte bestimmt die Preise, wie sie wollte, das glaubte ich fest. Sie bekam das Einverständnis. Es konnte auch in Euro bezahlt werden, wie Naomi bekannt gab. Der Mann wollte in Dollar zahlen. Er war Amerikaner. Auch das wurde akzeptiert. Die zweite Tänzerin verschwand im Hintergrund, sie war sicherlich später an der Reihe. Suko hatte gesehen, wohin sie abgetaucht war, und flüsterte es mir ins Ohr, wobei er auch an den Besitzer des Schuppens erinnerte.
Die Szenerie veränderte sich. Noch mehr Licht wurde an den Seiten gedimmt. Dafür stand jetzt die Tanzfläche im Mittelpunkt. Stroboskopblitze zuckten blau und rot auf den Boden nieder und auch die
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