168 - Der magische Bumerang
Bilder. Wie ein Vogel schwebte es über der Stadt und stürzte dann plötzlich wie ein Adler nieder. Unwillkürlich hielt ich den Atem an.
„Jeff sollte dich für die Trickaufnahmen verpflichten, Coco", sagte ich. „Wie geht es eigentlich deiner Freundin?"
„Sie lebt noch immer", antwortete sie abweisend. „Doch Luguri dürfte noch immer toben. Mehr will ich dazu nicht sagen."
Nun war ein umzäuntes Lagerhaus zu sehen, vor dem ein Lkw einer Spedition stand. Ein paar kleine Kisten wurden abgeladen.
„Den Lkw haben wir schon vor zwei Stunden beobachtet", sagte Unga. „Der Fahrer hat keine Ahnung, daß er dreihundert Kilo reines Kokain befördert."
Langsam begann mich das Spielchen zu interessieren. Unga erklärte mir, wie sie vorgegangen waren. Sie hatten die Häuser einiger der im Drogenkrieg ermordeten Männer beobachtet und dabei einige eher langweilige Gespräche aufgezeichnet, doch dabei hatten sie die ersten Hinweise auf Leute bekommen, die in den Zeitungsberichten nicht erwähnt wurden. Danach war alles rasch gegangen. Die mächtigen Männer im Hintergrund fühlten sich sicher, denn ihre Häuser waren durch computergesteuerte Audiokontrollen und Sensoren gesichert. Doch das magische Auge konnten sie nicht entdecken.
Als der Lkw verschwunden war, steuerte Coco die Kugel in die Lagerhalle. Sie zeichnete das Gespräch dreier Männer auf, die ihre Namen nicht verrieten. Es ging um die Verteilung des Schnees. Kurze Zeit später fuhren sie mit protzigen Autos davon. Coco speicherte die Kennzeichen, die alle aus anderen Staaten stammten.
„Glaubst du noch immer, daß die DEA an diesem Band uninteressiert ist?" fragte Coco.
„Ich enthalte mich der Aussage", sagte ich lächelnd.
Ich schloß die Augen ein wenig, denn das Bild wechselte nun ständig. Das magische Auge hüpfte wie verrückt hin und her, denn es verfolgte gleichzeitig die Autos, die in verschiedene Richtungen fuhren. Ein Wagen verschwand in einer Tiefgarage in der Nähe des Flamingo Parks, ein zweiter fuhr ganz offensichtlich in Richtung Airport, der dritte näherte sich dem Hafen.
Der zweite Wagen blieb vor einem Motel stehen, in dem der Fahrer verschwand.
Nun blieb nur der cremefarbene Mercedes übrig. Er hielt an einer Kreuzung, die Rot zeigte. Als der Mercedes losfuhr, näherte sich ihm schnell ein Motorradfahrer, der eine abgesägte Schrotflinte ins Wageninnere richtete und abdrückte.
„Unglaublich", flüsterte ich.
Der Mercedes streifte ein paar parkende Autos und knallte gegen einen Halteverbot-Pfosten.
Coco verfolgte den Motorradfahrer, der in eine Seitengasse abbog und schließlich hinter einem zerbeulten Toyota stehenblieb, vom Motorrad sprang und sich in den Japaner setzte, der sofort losfuhr. Auf dem Bildschirm war das Gesicht des Mörders zu sehen. Es war ein kaum zwanzigjähriger Weißer, der an einem Kaugummi herumkaute.
„Das Schwein ist erledigt", sagte er zum Fahrer.
Ich war noch immer erschüttert, denn solch einen brutalen Mord sah man nicht alle Tage.
Das magische Auge folgte dem Toyota weiter.
„Wir müssen die Polizei verständigen", sagte ich.
„Warte noch ein paar Minuten", hielt Coco mich zurück.
Endlich blieb der Toyota stehen. Die zwei Männer blieben noch ein paar Minuten sitzen, dann stiegen sie gleichzeitig aus, überquerten die Straße und schlenderten auf eine schäbige Kneipe zu. Dort waren sie offensichtlich gut bekannt, denn die Serviererin begrüßte sie freundlich. Der Mörder bestellte ein Bier, der Fahrer wünschte eine Cola. Vor einem Billard-Tisch blieben sie stehen. „Verdammt", fluchte ich wütend. „Diese Burschen haben vielleicht Nerven. Spielen einfach eine Partie Pool-Billard!"
Coco und Unga schwiegen.
„Ich werde die Polizei von der Hotelhalle aus anrufen", sagte ich. „Aber ehrlich gesagt, verspreche ich mir davon nicht viel. Der Officer wird mich für verrückt halten."
„Das fürchte ich auch, Dorian. Der Mörder kann uns nicht entkommen, denn ich lasse ihn nicht aus den Augen."
„Hm, wir sollten das Band an das örtliche DEA oder FBI schicken, denn der Stadtpolizei traue ich nicht."
„Tim Morton!" sagte Coco.
Manchmal ist man tatsächlich wie vernagelt, auf die nächstliegende Idee kommt man nicht.
Ich versuchte Tim in seiner Stadtwohnung zu erreichen, doch da meldete sich Patrick Haymes, der Freak, mit dem ich kurz plauderte. Den überlebenden Freaks ging es gut, sie wurden auch nicht von der Schwarzen Familie verfolgt.
Beim zweiten Anruf klappte es. Ich
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