168 - Hauptrolle für einen Zombie
da noch einen Zweifel, daß man beiden Berufsmördern die Rückkehr von den Toten ermöglicht hatte?
Wer war für diesen gefährlichen Frevel verantwortlich? Wer hatte die Toten nicht ruhen lassen?
Ich hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, angestarrt zu werden, und als ich mich suchend umschaute, erblickte ich den unheimlichen Alten: Mr. Abraham!
***
Er stand etwa 100 Meter entfernt zwischen Grabsteinen, schlank und kerzengerade, schwarz gekleidet wie ein Todesengel, mit diesem breitkrempigen Hut auf dem Kopf.
Seit wann beobachtete er mich schon? Ab wann war er mir gefolgt? Mir war diese Begègnung recht, denn ich hatte sowieso nicht gewußt, wo ich diesen Mann suchen sollte.
Er hatte mich gefunden, und ich hatte eine Menge Fragen an ihn, bevor ich ihn der Polizei überließ.
Als ich mich in Bewegung setzte, regte auch er sich. Er wich zur Seite und verschwand hinter einem hohen schwarzen Grabstein.
»Abraham!« rief ich. »Einen Augenblick! Warten Sie!«
Ich rannte los und erreichte den Grabstein, doch Abraham hatte sich nicht dahinter versteckt. Wieder trennten uns 100 Meter.
Diesmal stand der Alte neben dem breiten Stamm eines alten Kastanienbaums, kaum zu sehen. Es erstaunte mich, wie schnell der Bursche laufen konnte - in seinem Alter.
»Bleiben Sie stehen, Abraham!« rief ich, doch er setzte das Katz-und-Maus-Spiel fort.
Er verschwand hinter Büschen, und als ich dort anlangte, stand er 100 Meter weiter neben einer Gruft. Verdammt, er hielt mich ganz schön zum Narren.
Ich zog meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter und legte auf ihn an. »Sie rühren sich jetzt nicht von der Stelle, sonst kracht es!«
Er bewegte sich tatsächlich nicht. Ich näherte mich ihm mit entschlossener Miene, um ihn einzuschüchtern. Er starrte mich mit seinen tiefliegenden Augen feindselig an.
War er etwa auf den Friedhof gekommen, um sich eine dritte Leiche zu holen? Was hatte er vor? Wollte er so etwas wie eine Zombie-Armee auf die Beine stellen?
Er ließ mich 30 Schritte tun, dann verschwand er doch wieder. Ich rannte, so schnell ich konnte, und als ich diesen merkwürdigen Kerl wiedersah, trennten uns die gewohnten 100 Meter.
Irgend etwas stimmte da nicht. Konnte Abraham fliegen? Er verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen, als wäre er ganz sicher, daß ich ihm nie gefährlich werden könnte, und dann verließ er den Friedhof.
Ich holte auf. Abraham schien das nicht zu kümmern, er drehte sich kein einziges Mal um. Dann bog er um eine Ecke, und ich sah ihn nicht mehr. Erst als ich die Ecke erreichte, hatte ich den Alten wieder vor mir.
Deutlich sichtbar ragte er aus dem Passantenstrom heraus. Jetzt verließ er diesen Strom, schwenkte nach links ab, ging an einem Springbrunnen vorbei und verschwand in einem flachen Glas-Beton-Gebäude.
SPORTCENTER stand über dem Eingang. Drinnen mußte ich mich entscheiden, sollte ich die Treppe hinauf oder hinunter laufen?
Oben herrschte Grabesstille, aber unten fiel eine Tür zu. Außer Abraham und mir schien sich zur Zeit niemand in der Sporthalle aufzuhalten.
Ich stieg die Stufen vorsichtig hinunter. Rechts gab es drei Bowlingbahnen, links sah ich einen langen Gang mit etlichen Türen. Eine davon war hinter Abraham zugefallen, aber welche?
Ich ging von Tür zu Tür, öffnete jede. Im ersten Raum waren Reinigungsgeräte untergebracht, im nächsten konnte man Squash spielen, im dritten stand ein Massagebett, dann kamen die Umkleideräume für Männer und Frauen, schließlich eine große Mehrzweckhalle.
Und hier entdeckte ich Abraham wieder. Er stand am anderen Ende der Halle, in der Nähe einer Tür, durch die er vermutlich gleich wieder verschwinden würde, wenn ich mich ihm näherte.
Wenn ich mit ihm reden wollte, mußte ich bleiben, wo ich war. »Sie sind Abraham, nicht wahr?«
Er nickte.
»Gordon McLean hat mich um Hilfe gebeten. Mein Name ist Tony Ballard. Ich bin Privatdetektiv und spezialisiert auf Fälle wie diesen«, erklärte ich. Laut hallte meine Stimme in dem großen Raum. Links befand sich die Zuschauertribüne, die stufenförmig anstieg.
»Mr. McLean fühlt sich belästigt, dieser Geizkragen!« rief Abraham.
»Sie nennen ihn Geizkragen, weil er Ihnen kein Geld gibt.«
»Sicher.«
»Sind Sie noch nicht auf die Idee gekommen, daß Sie ihn möglicherweise mit Ihren Plänen nicht begeistert haben? Sie sind ein gefährlicher Fanatiker, Abraham. Sie haben ein schweres Verbrechen begangen, sind Sie sich dessen bewußt?«
»Ich habe
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