1681 - Tödliche Fata Morgana
Yard Building und erst als der Wagen stand, sprachen wir wieder.
»Sollen wir davon ausgehen, dass sie für uns eine Feindin ist?«
Ich öffnete die Tür noch nicht. »Darüber habe ich auch nachgedacht. Ich habe zudem eine Reaktion an meinem Kreuz erlebt. Allerdings weigere ich mich zu behaupten, dass sie für uns eine direkte Feindin ist. Das Kreuz hat nicht negativ auf sie reagiert. Es hat reagiert, aber nicht so, als stünde ein dämonischer Feind vor mir. Ich kann sie auch nicht konkret beschreiben. Manche nennen sie eine Fata Morgana. Irgendwie haben sie recht, nur dass eine Fata Morgana nicht existiert, höchstens in der Einbildung des Menschen, der verrückt vor Durst durch die Wüstenlandschaft läuft.«
»Aber sie ist eine Mörderin.«
Ich nickte. »Wenn du sie so siehst, dann kann ich dir nicht widersprechen.«
»Und wir treten an, um auch Mörderinnen zu jagen.«
»Stimmt.«
»Ob sie das weiß?«
»Keine Ahnung, Suko. Irgendwann werden wir ihr gegenüberstehen, davon gehe ich aus. Dann wird es hart auf hart kommen. Wir können nicht zulassen, dass sie einen Menschen nach dem anderen vernichtet. Das geht einfach nicht.«
Mit dieser Erklärung war auch Suko einverstanden. Wir blieben nicht länger im Rover und sahen nach dem Aussteigen zu, so rasch wie möglich dorthin zu gelangen, wo man bereits auf uns wartete.
Wir trafen Clint Allister im Kreise seiner Kollegen. Sie diskutierten miteinander und verstummten, als wir den Aufenthaltsraum durch die offen stehende Tür betraten. Am Ende des Tisches saß ein Mann mir einem leicht geröteten Gesicht und grauen Haaren. Er erhob sich, als wir über die Schwelle getreten waren. Uns kannte er, wir kannten ihn nicht, und ich fragte: »Mr Allister?«
»Ja, Sir.« Er kam zu uns und begrüßte uns per Handschlag. Danach verließen wir den Raum.
Im Flur lehnte sich Allister gegen die Wand und blies seinen Atem aus.
»Sie glauben gar nicht, welch einen Schock wir erlebt haben. Wir können einfach nicht fassen, was hier vorgefallen sein muss. Ich sage nicht, was vorgefallen ist, denn ich habe keine Beweise, aber ein ziemlich ungutes Gefühl.«
Ich nickte ihm zu. »Gut, schauen wir uns die Beweise mal an. Es ist nichts verändert worden - oder?«
»Nein, ist es nicht.«
Clint Allister ging vor. Er sagte nichts mehr, sondern schritt gebeugt vor uns her, manchmal schüttelte er sogar den Kopf, der sich noch mehr gerötet hatte, das sahen wir, als er vor der Tür zu Gamals Zelle stehen blieb und die Tür öffnete, sodass wir die Zelle betreten konnten.
Allister ließ uns den Vortritt. Er sagte nichts mehr. Wir hörten ihn nur scharf atmen. Auf den ersten Blick war die Zelle leer. Sie sah völlig normal aus. Da gab es kein Durcheinander. Alles stand an seinem Platz. Wir nahmen keinen fremden Geruch wahr, der auf etwas Verbranntes hätte schließen können, und erst beim zweiten Hinschauen sahen wir, was, da passiert war und dass der Kollege Allister sich nichts eingebildet hatte.
Auf dem Bettrand verteilte sich ein Teil der Asche. Wir sahen den Rest direkt vor dem Bett auf dem blanken Boden liegen. Ein grauweißer Staub, fast wie Mehl. Es waren keine Knochen zu sehen, keine anderen Überreste, einfach nichts. Ich erinnerte mich an die Szene vor dem Haus und auf dem Rasen. Da hatte der Staub ebenfalls gelegen. Oder die Asche. Es kam ganz darauf an, wie man es sah. Allister blieb an der Tür zurück. Suko und ich traten bis ans Bett. Um ganz sicher zu sein, musste die Asche analysiert werden. Als normale Ermittler der Mordkommission hätten wir jetzt unsere kleinen Plastiktüten zur Hand gehabt. Da wir unsere Fälle anders angingen, trugen wir solche Tüten nicht bei uns. Eine kleine Probe mussten wir aber nehmen. Ich bat Clint Allister, eine Tüte zu besorgen, wenn es ihm möglich war.
»Natürlich, das geht in Ordnung.«
Er verschwand. Suko und ich blieben allein zurück, was ich beabsichtigt hatte. So konnten wir frei reden.
Ich ging in der Zelle auf und ab. »Sie muss hier gewesen sein und hat sich auch den letzten der drei Männer geholt. Das weist auf eine regelrechte Rachetour hin. Sie vernichtet, was sie vernichten will, und kennt keine Rücksicht.«
»Und deshalb müssen wir sie stoppen.«
Suko hatte auch in meinem Sinne gesprochen. Ich dachte bereits in eine andere Richtung.
»Wo kommt sie her?«, fragte ich mich selbst.
»Ägypten.«
Da hatte Suko nicht unrecht.
»Aber wer hat sie geholt?«
»Das muss dieser Sahib Bandur gewesen
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