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1684 - So grausam ist die Angst

1684 - So grausam ist die Angst

Titel: 1684 - So grausam ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schamanismus oder den Ausflug in die Anderswelt, wie man auch sagt?«
    »Nicht viel. Eigentlich gar nichts. Ich weiß nur, dass es so etwas gibt, das ist auch schon alles.«
    »Ein Fachmann bin ich auch nicht«, erklärte ich, »aber ein wenig weiß ich schon. Der Schamane sieht sich als Mittler zwischen dem Diesseits und dem Jenseits an, das trifft schon zu. Das Jenseits nennt er Anderswelt. Er ist überzeugt, dass unser Alltag von anderen Kräften bestimmt wird, die außerhalb unseres Begriffsvermögens liegen.«
    »Woher weiß er das?«
    »Durch Erfahrungen, Träume, Visionen und auch Krisen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Nach der Initiation, der Einweihung, erfolgt eine jahrelange Lehre, bis er zu einem echten Schamanen geworden ist, der sich den Menschen zur Verfügung stellt, um ihnen zu helfen. Er gerät dann oft in den Zustand der Trance, dabei benutzt er auch seine Instrumente wie Rasseln, Glocken, Schellen oder Trommeln.«
    Rosy nickte, bevor sie fragte: »Er will den Menschen also helfen?«
    »Davon muss man ausgehen.«
    Sie deutete auf sich. »Ich habe nichts dergleichen gespürt. Das kann ich Ihnen versichern.«
    »Das glauben wir glatt«, erwiderte ich lächelnd. »Aber alles auf der Welt hat zwei Seiten. Es gibt nicht nur den guten Schamanen als Helfer, sondern auch den bösen, und vor ihm muss man sich vorsehen. Das wissen besonders die Menschen, die dem Voodoo zugetan sind, denn Voodoo und Schamanismus begegnen sich auf einer Ebene, und der Schamanismus ist uralt. Der Schamane ist Priester einer archaischen Kulturwelt gewesen, die der Sammler und Jäger. Noch bevor die sogenannten Hochregionen entstanden sind.«
    Rosy nickte wieder, schüttelte danach aber den Kopf und fragte mit leiser Stimme, was wohl die Familie der Tamara Chakow mit allem zu tun haben könnte.
    »Darauf kann ich Ihnen eine Antwort geben, Rosy, obwohl ich nicht weiß, oh sie richtig ist. Man weiß, dass die Schamanen zuerst im Gebiet des eurasischen Raums tätig waren. Ich denke da an Sibirien.«
    »Das würde ja passen.«
    »Genau. Man bringt das Volk der Tungusen ins Spiel, dort hat sich der Glaube bis heute gehalten. Und dieses kleine Volk können Sie in Sibirien besuchen und werden erleben, dass auch in dieser Zeit noch nach den uralten Regeln gelebt wird. Der Schamane segnet, opfert, er wird bei Krankheit geholt, und wenn Menschen im Sterben liegen, ist er es, der die Naturgeister besänftigen will und dabei auch den Kontakt mit der Anderswelt sucht. Aber Sie werden den Schamanismus in der gesamten Welt finden. Seine Quelle scheint er in Russland zu haben. Viel mehr weiß ich auch nicht.«
    Sie blies die Luft aus. »Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht. Wieso auch?«
    »Und Tamara hat nicht mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein, Suko, ganz und gar nicht, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie diesem Glauben zugetan gewesen ist. Sie war eine moderne junge Frau.«
    »Und was ist mit ihrer Familie?«
    Rosy fuhr durch ihr dunkles Haar. Dabei sagte sie: »Ich habe keine Ahnung. Dieses Thema wurde ja nie angeschnitten. Keiner von uns wäre auf den Gedanken gekommen. Zudem wohnte Tamara nicht mehr bei ihrer Familie. Sie war frei, sie konnte selbst entscheiden, was sie tun und lassen wollte. Bis es dann zu diesem schrecklichen Unfall kam. Da haben wir alle gelitten.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich. »Wie haben Sie sich Ihre Zukunft vorgestellt?«
    »Eigentlich normal. Aber daran kann ich jetzt nicht mehr denken. Alles ist anders geworden. Wenn ich ehrlich bin, muss ich Ihnen sagen, dass ich große Angst habe. Ja, in mir steckt eine grausame Angst. Ich weiß, dass das Leben weitergeht. Jetzt komme ich mir vor wie am Rande des Vulkans. Dieser Darco Uvalde spukt noch immer durch meine Gedanken.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Das wird man auch so leicht nicht los.«
    »Danke, Mr Sinclair. Heute habe ich Urlaub, aber morgen muss ich wieder arbeiten.«
    »Und welchem Beruf gehen Sie nach?«
    »Ich arbeite bei einer Versicherung. Da habe ich auch Tamara kennengelernt. Wir saßen nebeneinander in einem Großraumbüro. Morgen muss ich wieder hin.« Sie schaute zu Boden und suchte nach den nächsten Worten. »Und dazwischen liegt eine Nacht, vor der ich mich fürchte. Aber ich kann es nicht ändern.«
    »Dann glauben Sie, dass dieser Uvalde Sie erneut besuchen wird?«, fragte Suko.
    »Ja, das denke ich. Wie sagten Sie? Er ist der Mittler zwischen den Welten, und möglicherweise wird er

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