1688 - Der Killer mit den Mandelaugen
es eine Tatsache, mit der sie sich abfinden musste.
Die Riesenschlange lag tatsächlich auf ihrem Rücken!
Die Chinesin traute sich nicht, sich zu bewegen. Sie hatte das Gefühl, dass es ein tödlicher Fehler sein konnte, wenn sie so etwas tat, und deshalb blieb sie ruhig, auch wenn sie das Nervenstärke kostete. Noch tat die Schlange nichts.
Shao wusste nicht, wie lange sie unter dem Druck gelegen hatte, das Zeitgefühl war ihr verloren gegangen.
Was tun?
Shao schossen zahlreiche Möglichkeiten durch den Kopf, doch sie traute sich nicht, eine davon in Angriff zu nehmen. Die Schlange war einfach zu stark.
Es war auch nicht mehr so leicht für sie, durchzuatmen. Ihr Mund war geöffnet, aber sie holte nur schwach Luft und wartete eigentlich darauf, dass sich die Gegenseite bewegte, auch wenn sie Angst davor hatte. In eine derartige Lage war sie noch nie geraten, und dabei hatte sie schon einiges hinter sich.
Doch jetzt?
Wer konnte ihr helfen? Wer würde ihr helfen? Sie dachte an Suko und auch an John Sinclair. Beide waren sicherlich unterwegs, um sie zu finden, aber sie hatten wohl keine Chance. Woher sollten sie wissen, wo sich die Gesuchte aufhielt?
Shao war allein auf sich gestellt. Und sie machte sich keinerlei Illusionen darüber, wie sehr sich die andere Seite – Marcia Gay – freute. Sie konnte abwarten und erst dann erscheinen, wenn Shao dicht davor stand, erdrückt zu werden.
All diese Gedanken hatten bei ihr für einen Schweißausbruch gesorgt. Weiterhin lag sie auf dem Bauch und hörte ihr Herz überlaut schlagen.
Und dann passierte es. Der mächtige Schlangenkörper auf ihrem Rücken zuckte plötzlich. Damit hatte sie nicht gerechnet, denn das Zucken übertrug sich auf ihren Körper, sodass sie automatisch reagierte und versuchte, sich in die Höhe zu stemmen.
Genau das hatte die Schlange bemerkt. Plötzlich schob sie sich weiter über Shaos Körper, und die Chinesin spürte jede ihrer Bewegungen. Ein Schlangenkörper ist trocken, dennoch hatte sie das Gefühl, als würde eine Schleimspur über ihren Rücken wandern.
Der Kopf schob sich vor.
Shao hielt den Atem an. Sekundenlang geschah nichts, bis ein Stück Schlangenhaut an ihrer Wange entlang glitt und auch die Schläfe berührte.
Shao wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Am besten gar nichts. So blieb so starr liegen und schaltete ihre Gedanken aus. Ihr Körper war zwar nicht vereist, aber sie fühlte sich so, und sie wusste auch, dass dies nicht das Ende ihrer Gefangenschaft war, denn damit würde sich die Schlange nicht zufriedengeben.
Shao hatte recht.
Der Körper bewegte sich erneut, aber diesmal in der unteren Hälfte. Sie spürte deutlich, dass sich das Ende zusammenzog und gegen ihre Beine drückte.
Was das zu bedeuten hatte, war klar. Die Riesenschlange würde versuchen, sie anzuheben, um sie dann mit ihrem Körper zu umklammern. Sie würde Druck ausüben und Shao quälend langsam zu Tode quetschen. Sie blieb starr liegen. Sie fürchtete sich davor, den Kopf zu bewegen und damit auch ihren Oberkörper, denn dann hätte die Schlange die Chance gehabt, sich um ihren Hals zu winden.
Das Tier fing unten an.
Es gab für Shao keine Chance, sich zu wehren. Und das stille Liegenbleiben war für sie wie eine Folter. Lange würde sie es nicht mehr aushalten können, und dann erfolgte das, was nur menschlich war. Noch war ihr Oberkörper nicht umschlungen. Sie hob den Kopf an, auch einen Teil der Brust – und wusste ihm nächsten Augenblick, dass sie einen Fehler begangen hatte.
Sie hatte der Schlange den nötigen Platz gegeben, den sie brauchte. Und das nutzte sie aus, indem sie Shaos Brust und auch den Hals mit ihrem starken Körper umschlang …
***
Hatte Anita Huen recht mit ihren Worten?
Ich konnte es nicht glauben, denn in einer Lage wie dieser machte man keine Scherze, und den Frauen traute ich alles zu.
Ich warf Anita einen knappen Blick zu. Die bewegte sich nicht mehr und stand nun wie auf dem Sprung, wohl wissend, dass sie der Gefahr nicht mehr entrinnen konnte.
Und Suko?
Auch er hatte alles gehört. Ich sah sein Nicken und hörte seinen leisen Kommentar.
»Ich denke, wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Sie können ihre Nadeln auch werfen wie Messer, das weiß ich. Das kann ich selbst auch. Diese Spiele gehören zu unserer Vorführung.«
In der Zwischenzeit waren alle Nadeln aus den Haaren gezogen worden. Wir sahen die Spitzen, die auf uns wiesen, sodass wir dieser Gefahr kaum durch schnelle
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