1688 - Der Killer mit den Mandelaugen
eine Spirale umklammert. Von den Beinen bis hin zum Hals reichte es, und noch immer lag neben ihrem Kopf der Schlangenkopf mit seinem Maul, aus dem in bestimmten Abständen immer wieder diese gespaltene Zunge huschte, die manchmal sogar über ihre Wange glitt.
Shao tat nichts. Sie versuchte auch nicht, gegen den Druck des Körpers anzugehen. Er war nicht mal hart, beinahe sogar als schwach zu bezeichnen, aber Shao wusste auch, dass sich dies blitzschnell ändern konnte.
Sie riss erneut den Mund auf und holte Luft, was sie auch schaffte. Es war so etwas wie ein Hoffnungsschimmer, der allerdings bald verging, denn das Tier verstärkte seinen Druck.
Zuerst verspürte Shao nur ein Zucken an den verschiedenen Stellen ihres Körpers. Sofort danach verspürte sie den Druck, der um ihren Brustkorb herum am schlimmsten war. Bald hatte sie der Eindruck, nicht mehr atmen zu können, und sofort jagte ein Gefühl der Angst in ihr hoch. Sie hätte nicht gedacht, dass noch mal Schweiß aus ihren Poren treten würde. Genau das geschah jetzt. Der salzige Schweiß nässte ihre Haut. Er verteilte sich auch auf der Stirn, wo er nach unten rann und als salzige Flüssigkeit in ihre Augen tropfte.
Shao spürte das Brennen. Sie hätte gern ihre Arme angehoben, um den Schweiß von der Stirn zu wischen. Das war nicht möglich. Auch ihre Arme waren durch den Druck eng an den Körper gepresst worden. Sie konnte sie nicht um einen Zentimeter bewegen.
Dafür bewegte sich der Körper, der sie gefangen hielt. Erneut bekam sie zuerst das Zucken mit. Sofort danach verstärkte sich wieder der Druck, und Shaos Angst verwandelte sich in Panik.
Sie war stets eine mutige und auch lebensbejahende Frau gewesen. Sie hatte sich schon durch zahlreiche Gefahren kämpfen müssen, und sie hatte sich auch nicht viele Gedanken über ihr Ende gemacht, weil sie immer bereit war, zu kämpfen. In diesem Fall sah alles anders aus. Das mörderische Tier gab ihr nicht die geringste Chance, sich zu befreien. Bewegungslos lag sie in dieser Fessel, und der Druck verstärkte sich immer mehr, sodass sie es kaum mehr schaffte, Luft zu holen.
Sie hatte den Mund aufgerissen und den Kopf zur Seite gedreht. Sie atmete ein, aber das war nicht viel an Luft, die sie in ihre Lungen saugen konnte.
Es würde ein grauenvolles und auch langsames Sterben werden. Ein schreckliches Ende durch Ersticken, über das sie noch nie im Leben nachgedacht hatte.
Bisher hatte sie die Umgebung normal sehen können. Auch das änderte sich. Was sie sah, weichte auf. Wie aus dem Nichts erschienen vor ihren Augen farbige Flecken.
Bisher hatte sie noch denken können. Was jetzt durch ihren Kopf huschte, war ein Konglomerat an Gedanken. Das war etwas Wildes, Furchtbares, und im Hintergrund stand derjenige, der auf sie wartete – der Tod.
Es war das erste Mal, dass sich Shao mit diesem Gedanken intensiv beschäftigte. Sie kam aus dieser Falle nicht mehr heraus. Der Tod war da, er lauerte, und seine Vorboten sorgten dafür, dass sich bereits sein Reich öffnete und die Wirklichkeit sich immer mehr zurückzog.
Die Wirklichkeit?
Das war die Frage, die Shao trotz allem beschäftigte, denn sie wusste nicht, ob das, was sie sah und nicht glauben wollte, tatsächlich der Realität entsprach.
Sie war nicht mehr allein.
Plötzlich und auch unhörbar war jemand erschienen. Es war kein Geist, und er hatte die Tür öffnen müssen. Noch sah Shao die Umrisse nicht klar und sie wartete darauf, dass sich dies ändern würde. Dann erst konnte sie sich sicher sein, dass sie keiner Einbildung zum Opfer gefallen war.
Jemand sagte etwas.
Es war eine Frauenstimme, die sie hörte. Eine bekannte sogar.
Shao dachte nicht mehr an ihre eigene Situation. Sie wollte etwas Bestimmtes herausfinden und brachte es tatsächlich fertig, den Kopf so zu drehen, dass sie in Richtung des seitlichen Einstiegs blickte.
Dort stand jemand.
Sie sah die Person sogar klarer.
Es war Marcia Gray, und sie hatte ihren Spaß, denn sie fing an zu lachen …
***
Fünf Sekunden hatte Suko Zeit, um diese tödliche Situation zu verändern.
Nur er konnte sich bewegen. Die sieben Tänzerinnen nicht. Sie waren einfach nur erstarrt, ebenso wie John Sinclair.
Fünf Sekunden, in denen Suko alles auf eine Karte setzen musste. Er sah seine Feindinnen vor sich. Sie standen da wie aufgereiht, als wären sie von einem Bildhauer geschaffen worden. Aber sie hielten ihre Nadeln weiterhin wurfbereit, denn verändert hatten sie sich nicht.
Suko kannte
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