1688 - Der Killer mit den Mandelaugen
es wirklich eilig, aber es war nicht die Frau, die Sie mir beschrieben haben. Das wäre mir aufgefallen. Es war eine andere Person.«
»Die Sie bei Ihrem guten Blick für Menschen sicherlich beschreiben können.«
»Ach Gott, Sie schmeicheln mir. Nein, zu viel der Ehre. Aber Sie haben recht. Ich kann die Frau beschreiben und will sagen, dass sie einfach auffallen musste.«
»Warum?«
»Wegen ihrer Kleidung. Wissen Sie, ich bin nicht pingelig, aber einen gewissen Stil sollte schon jeder Mensch haben.«
»Und das Outfit der Frau hat Ihnen nicht gefallen?«
»So ist es.«
»Und warum nicht?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Sie trug eine Hose und einen, wie mir schien, doch sehr alten Regenmantel. Ich habe noch in Erinnerung, dass die Frau sehr schnell ausgestiegen ist und fast fluchtartig bis zum Gehsteig rannte. Da habe ich sie dann aus den Augen verloren. Ach ja, sie war nicht die Fahrerin, denn sie stieg an der Beifahrerseite aus. Mehr weiß ich nun wirklich nicht.«
Ich sah ihn an und nickte. »Herzlichen Dank, Sie haben mir sehr geholfen.«
»Ach, das freut mich aber, wenn ich der Polizei auch mal helfen kann. Früher hätte ich das ja nicht getan. Da sieht man mal, wie sich die Zeiten ändern.«
»Da sagen Sie was.« Ich bedankte mich noch mal und verließ den Laden. Auf dem Gehsteig blieb ich stehen und hielt nach Suko Ausschau. Im Moment war er nicht zu sehen. Er saß auch nicht im BMW. Aber kaum zehn Sekunden später sah ich ihn aus einem Geschäft kommen. Seiner Haltung nach zu urteilen sah er nicht aus, als hätte er Erfolg gehabt.
Ich stellte mich neben den BMW und winkte ihm zu. Suko überquerte die Straße schnell. Er hob die Schultern. »Das war ein Schuss in den Ofen, John.«
»Bei mir nicht.«
»Was?« Plötzlich glänzten seine Augen. »Hast du eine Spur von Shao gefunden?«
»Keine Spur, aber so etwas wie einen Hinweis habe ich schon erhalten.«
»Los, raus damit!«
Ich hatte Suko nicht oft so nervös erlebt.
»Langsam«, sagte ich. »Shao ist nicht gesehen worden. Es gibt auch keinen Hinweis auf sie. Aber ich denke, dass wir eine Spur haben. Sie war nicht allein im Wagen.«
»Und weiter?«
Suko erfuhr von mir, was ich gehört hatte. Weiter brachte uns das nicht. Mein Freund dachte scharf nach. Er schüttelte mehrmals den Kopf und sprach schließlich davon, dass ihm keine Frau in einem Regenmantel bekannt war.
»Hat der Zeuge sie denn nicht besser beschreiben können?«
»Nein.«
»Lass uns ihn noch mal befragen.«
Das taten wir dann auch und ernteten nur ein Kopfschütteln. Der Mann wusste nur, dass diese Frau auch dunkle Haare hatte und eben schlecht gekleidet war.
Wir bedankten uns noch mal. Auf der Straße, als wir neben dem BMW standen, schüttelte Suko den Kopf, bevor er sagte: »Sollte Shao denn so etwas wie eine Anhalterin mitgenommen haben? Was meinst du?«
»Das kann durchaus sein.«
»Passt aber nicht zu ihr.«
»Es sei denn, die Frau hat Hilfe gebraucht. Du hast doch gesagt, dass sie einkaufen wollte.«
»Das stimmt.« Suko öffnete den Kofferraum, und wir beide starrten auf die gefüllten Tüten.
Weiter brachte uns das auch nicht. Wir sprachen noch darüber, ob es Sinn hatte, wenn wir dem Supermarkt einen Besuch abstatteten.
»Das musst du wissen, Suko.«
»Nein, ich glaube nicht, John. Auf keinen Fall. Da achtet doch keiner auf den anderen. Ich bin der Meinung, dass Shao entführt worden ist, um uns erpressen zu können.«
»Könnte sein. Aber welche Rolle spielt dann diese zweite Frau, die ebenfalls dunkle Haare hat?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ein Lockvogel?«
Suko schüttelte den Kopf. »Hast du nicht erfahren, dass diese Frau regelrecht aus dem BMW geflüchtet ist?«
»Das wurde mir gesagt.«
»Dann ist sie bestimmt keine Komplizin. So und nicht anders sehe ich das. Und jetzt fahren wir zurück ins Büro. Das heißt, ich stelle den BMW in unsere Garage. Ist kein Umweg.«
»Gut.«
Suko stieg in den BMW, während ich in den Rover stieg. Hätte mich jemand nach meinem Gefühl gefragt, hätte ich gesagt, dass es ziemlich mies war …
***
Anita Huen war zwar die Flucht gelungen, aber sie war völlig durch den Wind. In ihrem Kopf hatte sich kein Plan gebildet, den sie hätte durchführen können. Sie eilte durch die Gegend und wurde nur von einem Gedanken angetrieben.
Weg vom Ort des Geschehens. Sie wollte auf keinen Fall in die Fänge der anderen Seite geraten, denn sie wusste genau, welche Macht sie besaß. Nicht die Menschen, die in der Stadt
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