Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
denn die Menschen wollen einfach nicht in Frieden leben. Und wenn das eingetreten ist, überkommt mich das Mitleid. Dann versuche ich zu retten, was noch zu retten ist …«
    Miller ging es etwas besser. Er fühlte sich nicht mehr direkt bedroht. »Wie denn?«, flüsterte er. »Wie schaffst du das? Was tust du dann? Kannst du mir das sagen?«
    »Ich finde nicht nur Tote auf den Schlachtfeldern, auch verletzte Menschen. Dann kümmere ich mich um sie. Ich heile sie. Ich schließe ihre oft grauenhaften Wunden und bin derjenige, der sie ihr Leben lang begleitet.«
    »Als – als Beschützer?«
    »Ja, das hast du erlebt. Josip Milic ist jemand, den ich auf dem Schlachtfeld gerettet habe. Damals war er noch sehr jung. Man hat ihn einfach in diesen mörderischen Krieg geschickt. Er wäre verreckt, wenn ich nicht gekommen wäre. Und so habe ich all die Jahre meine Hand über ihn gehalten.«
    Miller nickte, als er sagte: »Das habe ich gemerkt. Ich weiß es, und ich – nun ja – ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wo ist er denn jetzt?«
    »Bei dir!«
    Der Anwalt zuckte zusammen. Dabei ging er in die Knie und hob seine Schultern an. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Er stöhnte leise auf und wischte über sein Gesicht, bevor er eine leise Antwort gab.
    »Was habe ich denn mit ihm zu tun? Ich kann ihn doch nicht beschützen. Ich – ich – bin kein Engel. Das musst du übernehmen. Du hast doch deine schützenden Hände über ihn gehalten …«
    »Das werde ich auch weiterhin tun, wenn es nötig ist. Aber ich kann mich nicht in sein Leben einmischen. Das muss er selbst führen. Ich akzeptiere jeden Weg, den er geht. Ich bin nicht derjenige, der über Recht und Unrecht richtet, ich lasse meine Schützlinge in Ruhe. Sollte die Gefahr jedoch zu groß werden, greife ich ein.«
    »Ja, ja«, flüsterte Jason Miller. »Das verstehe ich alles. Nur weiß ich nicht, was ich tun kann. Man wird ihn suchen. Er stand ja nicht ohne Grund vor Gericht. Daran sollten wir auch denken.«
    »Das weiß ich. Du wirst dafür sorgen, dass er fliehen und sich ein Versteck suchen kann.«
    »Gut, gut. Ich versuche es. Ich muss nur nachdenken, wohin ich ihn schaffen kann.«
    »Dir wird etwas einfallen. Dir muss einfach was einfallen. Er ist mein Schützling, und ich will, dass er am Leben bleibt, bis seine Zeit gekommen ist und ich auch nichts dagegen tun kann.«
    Jason Miller nahm sich vor, am besten gar nichts mehr zu sagen. Zu leicht hätte ihm etwas Falsches über die Zunge gleiten können.
    »Das habe ich verstanden.«
    Der Engel nickte. »Ich hoffe es auch für dich …«
    Danach sagte er nichts mehr und zog sich zurück. Er schwebte auf die Tür zu, und wieder sah es so aus, als würde er mit dem Metall verschmelzen.
    Und dann war er nicht mehr zu sehen. Zurück blieb Jason Miller, der sich jetzt sogar darüber wunderte, dass die beiden Türhälften zur Seite schwangen und er freie Bahn hatte.
    Mit zitternden Beinen verließ er die Kabine. Er musste nur ein paar Meter gehen, um seine Kanzlei zu erreichen. Sie bestand aus zwei Räumen. In dem ersten arbeitete seine Mitarbeiterin. Allerdings nicht heute, denn sie war vor drei Tagen in Urlaub gefahren.
    Das Vorzimmer war leer, und der Anwalt schlich förmlich auf die Verbindungstür zu, hinter der sein Büro lag.
    Er öffnete sie.
    Der Raum dahinter war recht groß. Besonders der imposante Schreibtisch, ein Erbstück seines Onkels, fiel auf. Ebenso wie die beiden großen Fenster.
    Das war alles normal. Nicht normal war der Mann, der auf dem Schreibtischstuhl saß und Miller angrinste.
    »Komm ruhig näher, Jason, ich beiße nicht …«
    ***
    Der Anwalt riss sich stark zusammen und versuchte es mit einem Lächeln. Er fragte erst gar nicht nach, wie sein Klient in das Büro gelangt war, sondern sagte: »Da sind Sie ja.«
    »Klar.« Milic grinste breit. Er hob beide Beine an und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Da bin ich nun, aber das habe ich nicht dir zu verdanken. Ich hoffe, das ist dir bewusst.«
    Miller nickte und sagte mit leiser Stimme: »Ich weiß bereits Bescheid.«
    »Dann hast du meinen Retter getroffen?«
    »Im – ähm – Fahrstuhl.«
    »Sehr gut. Sariel ist ein wunderbarer Mensch. Ich sage das mal so, obwohl er kein Mensch ist. Ich sehe ihn als einen Engel an. Er ist mein persönlicher Schutzengel, und das finde ich einfach phänomenal. Das ist einmalig. Ich glaube nicht, dass es noch andere Menschen gibt, die unter einem derartigen Schutz stehen.«
    »Das weiß

Weitere Kostenlose Bücher