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1692 - Das Denkmal

1692 - Das Denkmal

Titel: 1692 - Das Denkmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ziehen – oder täuschte er sich? War er schon so weit, dass ihm die Fantasie etwas vorgaukelte?
    Je mehr Zeit verstrich, umso schutzloser fühlte er sich. Die Stimmen – falls es sie wirklich gab – hatten nichts mit Matthias’ Auftauchen zu tun. Die gehörten zu einer anderen Seite, die ihm allerdings auch bekannt war.
    Er schüttelte den Kopf, als wollte er die Stimmen vertreiben, was nicht möglich war. Sie blieben, und selbst wenn er seinen Standort veränderte, sie verfolgten ihn.
    Und sie wurden deutlicher.
    Er hörte seinen Namen.
    Sie riefen ihn.
    Sie wollten etwas von ihm, aber er wusste nicht, was. Er wollte weg von hier, aber den Friedhof nicht verlassen, sondern sich einen günstigeren Ort suchen.
    Einige Flügelschläge sorgten dafür, dass er vom Boden abhob und sich wieder der Leichenhalle näherte, auf deren Dach er landete und erst mal dort abwartete.
    Die geheimnisvollen Flüsterstimmen verstummten, aber darüber freuen konnte er sich nicht. Nur hatte er Ruhe, jetzt näher über dieses Phänomen nachzudenken, und da war ihm eine Idee gekommen, die ihm selbst allerdings ganz und gar nicht gefiel …
    ***
    Wir hielten uns noch immer in meiner Wohnung auf. Ich hätte mich selbst irgendwohin beißen können, dass es mir nicht gelungen war, dieses lebende Denkmal zu stoppen, aber Malloch war letztendlich schneller gewesen. Er hatte die Gefahr des Kreuzes für sich erkannt.
    Wir hatten das Nachsehen. Uns war nichts passiert. Nur Ada Wells litt weiterhin unter der Veränderung ihres Arms, aber sie war eine Frau, die sich nicht so leicht aufgab. Sie versuchte es immer und immer wieder – und erzielte allmählich einen Erfolg, denn als Erstes ließen sich ihre Finger bewegen, was sie mit einem Freudenschrei quittierte.
    Wenig später freuten auch wir uns mit ihr und waren davon überzeugt, dass die restliche Lähmung auch verschwinden würde.
    Weiter brachte uns das nicht, und wir hörten Shao halblaut fragen: »Hat er nun aufgegeben oder nicht?«
    »Nein, das denke ich nicht«, murmelte Suko. »Einer wie er gibt nicht auf. Er hat verschwinden müssen, weil das Kreuz ihn beinahe geschafft hätte. Er wird sich einen anderen Ort gesucht haben, um dort ein Versteck zu finden.« Er drehte den Kopf, um mich anzuschauen.
    Ich nickte und sagte: »Ich bin der gleichen Meinung.«
    »Toll.« Shao klatschte in die Hände. »Wir, die wir ihn stellen und vernichten müssen, sitzen hier wie Gefangene in einer Zelle und kommen nicht weg. Wo könnte er sein?«
    Suko und ich winkten zugleich ab.
    »Und wie war das damals vor zehn Jahren? Habt ihr da auch so da gehockt und nur den Kopf geschüttelt?«
    »Nein, das haben wir nicht«, gab ich zu, »da hatten wir einen Helfer an unserer Seite.«
    Shao lachte wieder. »Klar, Raniel. Und wo steckt er jetzt? Er ist meistens unterwegs. Er hätte es längst wissen und eingreifen können.«
    »Stimmt.« Ich konnte nicht widersprechen. Über den Gerechten hatte ich mir ebenfalls meine Gedanken gemacht. Es wäre viel gewonnen, hätte er sich an unserer Seite befunden.
    Aber wie auch andere Verbündete, die an unserer Seite standen, war Raniel jemand, der seinen eigenen Weg ging und nur dann eingriff, wenn es auch für ihn wichtig war.
    Der Gedanke hing mir noch nach, als mich das Geräusch der Klingel aufschreckte.
    »Erwartest du Besuch?«, fragte Suko sofort.
    »Nicht, dass ich wüsste.« Ich war schon auf dem Weg zur Tür und zog dabei die Beretta. Bevor ich die Tür öffnen konnte, hörte ich eine Stimme von draußen.
    »Nun mach schon auf, John …«
    Das Blut schoss mir in den Kopf, als ich die Stimme erkannte. Es stand derjenige vor der Tür, von dem wir vorhin noch gesprochen hatten. Sekunden später schauten Raniel und ich uns in der Wohnung an, und auch Suko stand im Flur, weil er nachschauen wollte, wer da geschellt hatte.
    »Ach nein«, sagte er nur.
    Raniel winkte ab. Er sah aus wie immer. In seinem sehr männlichen Gesicht sahen die Pupillen aus wie zwei dunkle Tropfen, und er traf keinerlei Anstalten, den Flur zu verlassen. Er sorgte nur mit den Bewegungen seiner Augen dafür, dass er Suko und auch mich anschauen konnte.
    »Ihr habt es also nicht geschafft!«
    »Wie du siehst«, erwiderte ich etwas angefressen. »Er ist uns im letzten Augenblick entkommen. Hätten wir dich an unserer Seite gehabt, wäre das nicht passiert.«
    »Ich habe euch schon einmal geholfen.«
    »Das wissen wir, aber das hättest du in diesem Fall wiederholen können.«
    »Ist es nicht euer

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