1694 - NATHAN stirbt
werde ich mir unten bei Hurleys irgendwas reinziehen."
Bevor der Studioleiter ihn aufhalten konnte, ging er davon. Er verließ das Studio und eilte unwillkürlich zum Antigravschacht. Doch ein breiter Riegel vor dem Zugang hielt ihn davon zurück, in den Schacht zu steigen. Der Lift arbeitete nicht mehr. „Dafür hättet ihr euch auch ein Aggregat anschaffen sollen", lästerte er, obwohl ihn niemand hörte. Dann stürmte er die Treppe hinunter.
Schon am ersten Treppenabsatz strauchelte er, stürzte und fiel dann, sich mehrfach überschlagend, die Stufen hinunter. Verletzt blieb er schließlich liegen.
Eine halbe Stunde verging, bis man ihn fand.
Ein herbeigerufener Helfer stellte fest, daß er sich beide Beine gebrochen hatte. Er sorgte dafür, daß der Journalist in ein nahes Krankenhaus gebracht wurde. Burckley litt unter Schmerzen, und als er im Krankenhaus eintraf, war er einer Ohnmacht nahe.
Er verlangte, augenblicklich zu einem Medosyn gebracht und behandelt zu werden. „In fünfzehn Minuten muß ich auf Sendung gehen", sagte er zu einem Arzt. „Bis dahin muß alles erledigt sein."
„Du wirst nicht auf Sendung gehen, Jon-Jon", wehrte der Mediziner ab. Wie viele andere war er zu der Erkenntnis gelangt, daß der Journalist einen erheblichen Anteil daran hatte, daß es überall auf der Erde und im Solsystem zu panikartigen Reaktionen auf das Verhalten der Spindelwesen gekommen war. Viele Schäden wären sicher nicht eingetreten, wenn Burckley seine Zuschauer nicht so aufgehetzt hätte. „Daran wirst du mich nicht hindern!" schrie der Journalist erregt. „Dies ist meine Stunde!
Man hört und sieht mich auf der ganzen Welt, in der halben Galaxis. Solche Einschaltquoten werden wir nie wieder erreichen."
Der Arzt blickte ihn lächelnd an. „Wie schade", spottete er. „Du wirst deine Horrormeldungen nicht verbreiten können, denn im ganzen Land funktioniert kein einziger Medosyn mehr, weil alle Maschinen von NATHAN abhängig sind. Wir sind noch nicht einmal in der Lage, dir eine schmerzstillende Injektion zu geben, weil so etwas schon seit einigen hundert Jahren ausschließlich von Robotern erledigt wird. Solange NATHAN die Roboter nicht steuert, regt sich keiner von ihnen. Aber wir tun dennoch etwas für dich. Wir legen deine Beine ruhig. Ein wenig verstehen wir noch von der alten Schulmedizin."
„Und die Schmerzen?" Jon-Jon Burckley stöhnte gequält. „Die wirst du mit vielen Leidenden auf der Welt teilen", erwiderte der Mediziner und konnte eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen. „Du mußt sie erdulden. Aber mach dir keine Sorgen, sie bringen dich nicht um!"
Der Arzt lächelte tröstend. „Und jetzt wollen wir ganz brav sein, Jon-Jon, und nicht mehr klagen, denn das hilft gar nichts!"
*
„Verbindung mit NATHAN", meldete Paunaro, der den gefährdeten Raum als letzter verließ.
Rhodan, Atlan, Tekener und Michael blieben zögernd stehen. In diesen Sekunden war es ruhig. Die Kämpfe waren unterbrochen. Einer der Bildschirme war erhellt, zeigte jedoch kein Bild, mit dem die Terraner und der Arkonide etwas hätten anfangen können. „Schnell! Was sagt NATHAN?" drängte Rhodan. „Ein Energiegewitter tobt in seinem Inneren", sagte der Nakk. „Er muß ganze Sektionen opfern."
„Und? Wird er sich behaupten?" fragte Atlan. „Die Verbindung ist schon wieder unterbrochen."
Sie eilten den Gang entlang, um sich vom Kampfgebiet zurückzuziehen, denn sie hatten nicht einmal Waffen, mit denen sie sich gegen angreifende Roboter hätten verteidigen können.
Schon nach etwa hundertfünfzig Metern war ihre Flucht zu Ende. Eine flimmernde Energiewand spannte sich quer über den Gang. „Kannst du NATHAN erreichen?" fragte Tekener den Nakk. „Kannst du ihm sagen, daß er die Energiewand wegnehmen soll?"
„Keine Verbindung", antwortete der Schneckenartige nüchtern.
Michael Rhodan öffnete eine Tür zu einem kleinen Konferenzraum mit einem runden Tisch in der Mitte und zahlreichen Monitoren an der Wand. „Wir haben wohl keine andere Wahl", sagte er. „Wir müssen hierbleiben."
„Es ist unglaublich", klagte Atlan, als er sich in einen der Sessel sinken ließ. „Wir sind im Bereich NATHANS, und wir sind zur absoluten Passivität gezwungen. Wir können nichts tun."
„Niemand hätte je für möglich gehalten, daß es zu einer solchen Alptraumsituation kommen könnte", entgegnete Rhodan, der sich aus einem Automaten etwas Wasser holte. „Alle Experten - und wir auch - waren der Meinung,
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