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1699 - Wolfshatz

1699 - Wolfshatz

Titel: 1699 - Wolfshatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollen.«
    Noch immer wurden wir finster angestarrt, und ich wunderte mich darüber, dass bisher alles so glatt verlaufen war. Der Mann hatte uns die Täuschung abgekauft. Das hätte ich nicht gedacht, deshalb blieb auch ein Teil Misstrauen in mir zurück.
    »Ich gehe dann mal vor.«
    »Danke.«
    Maxine und ich blieben dicht beisammen und sprachen miteinander. Allerdings mit leisen Stimmen.
    »War doch gut bisher – oder?«
    Ich wiegte den Kopf. »Wir sollten uns von dem ersten Eindruck nicht täuschen lassen.«
    »Misstrauisch?«
    »Schon. Und das will ich nicht mit Berufskrankheit erklären. Ich habe mehr den Eindruck, als würde Boyle hier etwas vor uns verbergen.«
    »Meinst du? Und wie kommst du drauf?« Sie wies auf meinen Bauch. »Ah ja, dein berühmtes Gefühl.«
    »Genau.«
    Wir waren um das Wohnhaus herum gegangen und näherten uns dem Stall, der an einer Seite offen war. Bei der Herfahrt war uns aufgefallen, dass sich die Tiere im Freien aufhielten. Deshalb gingen wir davon aus, einen leeren Stall vorzufinden. Zumindest einen, in dem sich keine Tiere aufhielten.
    Und so war es auch. Wir betraten ihn, wir nahmen den üblichen Geruch wahr und sahen an der rechten Seite die Stehplätze für die Kühe mit dem langen Futtertrog davor.
    Im Hintergrund bewegten sich zwei Gestalten und taten das, was eine sehr wichtige Arbeit auf dem Bauernhof war. Sie misteten den Stall aus. Als Werkzeuge hielten sie die Gabeln in den Händen. Den Mist hatten sie bereits zusammengetragen und packten ihn jetzt in eine recht große Schubkarre, die sie später nach draußen zum Misthaufen schoben.
    Nathan Boyle blieb stehen, und wir folgten seinem Beispiel. Er drehte sich nicht zu uns um, sondern sprach mit seinen beiden Helfern. »He, kommt mal her. Da will jemand mit euch sprechen.«
    Die jungen Männer stellten ihre Mistgabeln weg und schlurften in ihren Gummistiefeln auf uns zu. Dabei gaben sie sich bewusst lässig. Neben Nathan Boyle hielten sie an.
    Er deutete auf einen dunkelhaarigen Jungen. »Das ist Ringo.«
    Ringo hatte dunkles Haar und eine recht bullige Gestalt. Er schaute uns aus unsteten Augen an, nickte, sprach uns aber nicht an.
    Der zweite Junge wurde uns auch namentlich vorgestellt. Er hieß Corky. Auf seinem Kopf saß eine Mütze, aber es war trotzdem zu sehen, dass er wohl keine Haare hatte. Sein Gesicht war gerötet und die Haut erinnerte mich an die eines Kleinkinds.
    »Die beiden kommen vom Amt. Was sie genau wollen, weiß ich nicht. Aber mit euch reden.«
    »Über was denn?«, fragte Ringo.
    »Das sollen sie euch selber sagen.«
    Dass ich mal eine Befragung in einem Kuhstall erleben würde, daran hätte ich auch nicht gedacht. Aber es war leider so, denn die drei trafen keine Anstalten, den Ort zu verlassen.
    Maxine übernahm wieder den Job. Zuerst setzte sie ihr freundlichstes Lächeln auf. Dann sagte sie: »Ich weiß, warum ihr hier seid. Ihr sollt eure letzte Chance wahrnehmen, um wieder zurück ins normale Leben zu finden.«
    Ich hielt mich zurück und konzentrierte mich auf die beiden jungen Männer.
    In ihren Gesichtern konnte ich lesen, dass sie das gar nicht interessierte, was die Tierärztin sagte. Sie gaben sich cool, verdrehten die Augen und ließen sich die Antworten quasi aus der Nase ziehen.
    »Keine Probleme«, sagte Ringo.
    Corky nickte nur.
    »Ihr seid also zufrieden?«
    Jetzt sprach auch Corky. »Ja, hier ist es besser als im Knast. Reicht das?«
    »Fast.«
    »Was ist denn noch?«, fragte Ringo stöhnend.
    »Wir möchten gern erfahren, wie das Verhältnis zwischen euch und dem Bauern ist.«
    Wieder dauerte es, bis sie sprachen. Dann redeten sie auf einmal, und wir erfuhren, dass sie sich gut aufgehoben fühlten und sie dem Hof einem Knast immer vorziehen würden.
    »Ja, das ist natürlich gut.« Maxine nickte zufrieden.
    »War’s das?«, fragte Nathan Boyle. »Wir müssen hier weitermachen. Es wird in dieser Region schnell dunkel. Bis dahin wollen wir alles erledigt haben.«
    »Selbstverständlich«, sagte Maxine. Sie drehte mir ihr Gesicht zu. »Oder, John?«
    »Keine Fragen«, sagte ich und schaffte sogar ein Lächeln. Es sah auch alles recht harmlos aus. Nur traute ich dem Braten nicht so recht. Die Antworten waren zu glatt gegeben worden, und wer in die Augen der beiden jungen Männer schaute, der konnte auf den Gedanken kommen, dass sie die Fragerei überhaupt nicht ernst genommen hatten.
    Ob sie auf zwei Ebenen existierten, hatte ich auch nicht herausfinden können, denn mein Kreuz

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