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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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geschlossen, doch sie tastete nach der Klinke, und die ließ sich leicht niederdrücken. Sie schaute nach unten, wo die Männer noch warteten und die Laterne hochhielten, um ihr so viel Licht zu geben wie möglich. Sie hob die Hand, trat durch die Türöffnung und schloss die Tür hinter sich.
Mit dem Rücken zur Tür wartete sie, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie wollte Bruder Sigerics Rat befolgen und die Kerze, die sie in ihr marsupium getan hatte, nur im Notfall benutzen.
Zum Glück drang auch Mondschein durch eines der Fenster und ließ den Korridor mit den Steinfliesen vor ihr in einem seltsam bläulichen Licht erscheinen. Sigerics Plan hatte sie sich fest eingeprägt, und so schritt sie entschlossen los. Er hatte mit der Skizze wirklich gute Arbeit geleistet, nirgends stieß sie auf ein unerwartetes Hindernis. Alle Korridore schienen menschenleer.
Problemlos durchquerte sie die große Halle, die wohl das calefactorium der Frauen war. Dann sollte sie rechts den Gang entlanggehen bis zu einer Treppe, die ins nächste Stockwerk führte. Dort blieb Fidelma stehen und prüfte ihren Lageplan unter einer Laterne, die von einem Metallarm an einer Ecke hing, an der mehrere Gänge aufeinandertrafen. Wie ihr Bruder Sigeric vorgezeichnet hatte, musste sie sich jetzt rechts halten und dann auf einer Wendeltreppe mit Steinstufen ins Obergeschoss steigen. Die dritte Tür links würde die Kammer sein, die Schwester Valretrade mit Schwester Inginde geteilt hatte.
Sie faltete den Grundriss zusammen, steckte ihn ihr marsupium und bewegte sich mit aller Vorsicht weiter. Nur eins machte ihr Sorgen. Wenn nun Schwester Valretrade tatsächlich fort war, ob Schwester Inginde dann eine andere Zimmergenossin in ihrer Kammer hatte? Das war ein Risiko, das sie auf sich nehmen musste.
Die Wendeltreppe hatte sie rasch erreicht und setzte schon den Fuß auf die erste Stufe, da hörte sie über sich ein Geräusch. Jemand kam die Treppe herunter. Zum Glück geschah das recht langsam, doch das Licht einer Kerze fiel bedrohlich nach unten. Fidelma erstarrte, überlegte fieberhaft und trat ein paar Schritte zurück. Es gab nichts, wohinter sie sich hätte verstecken können. Auch blieb ihr keine Zeit, zum Anfang des Korridors zurückzuhuschen, ehe die herabsteigende Gestalt unten war.
Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und die Kutte eng um sich, wandte sich zur Treppe und begann hinaufzusteigen. Die Unbekannte blieb stehen und hielt die Kerze hoch, die sie vor sich her trug. Unter ihrer Kapuze konnte Fidelma sehen, dass es sich um eine alte Frau handelte, ein betagtes Mitglied der Klostergemeinde. Eine knochendürre, zitternde Hand umklammerte das Licht. Die Augen waren weit offen und blickten ins Leere, die Lippen hingen schlaff. Fidelma fasste sich rasch.
»Bene vobis« , sagte sie mit hohler Stimme und ging an der Alten vorbei.
»Sei gesegnet, Schwester«, murmelte die Greisin und trat zur Seite.
Fidelma atmete auf, stieg weiter zügig die Wendeltreppe empor und strebte ins Dunkel. Im Obergeschoss blieb sie stehen, lauschte und hörte, wie die Alte den Korridor entlangschlurfte. Sie hatte nicht aufgeschrien, war in keine Hast verfallen, woraus man hätte schließen können, sie hätte Verdacht geschöpft.
Fidelma wartete noch einen Moment, starrte in den schummrigen Gang, zählte die Türen und entschied sich für eine. Jetzt kam der nach ihrer Meinung gefährlichste Moment. Wenn es die falsche Tür war, wenn Schwester Inginde verlegt worden war oder sonst jemand zu ihr gezogen war … Wenn! Wie ging doch die Redensart, die sie gehört hatte? »Mit einem ›Wenn‹ könnte man ganz Rom in eine Flasche stecken.« Keine Zeit jetzt, über »Wenn und Aber« nachzugrübeln. Sie schob die Kapuze zurück und ging beherzt zu der Tür. Lauschte noch einmal, alles blieb still.
Sie fasste den Türknauf, drehte ihn langsam, wagte kaum zu atmen. Die Tür ließ sich geräuschlos öffnen, sie schlüpfte hinein und schloss sie hinter sich. Die Kammer war nicht völlig dunkel. Im Mondschein konnte sie deutlich Gegenstände erkennen. Dass sie in der richtigen Kammer war, zeigte ihr ein Blick zum Fenster. Auf der anderen Hofseite flackerte eine Kerze in einem Fenster, genau gegenüber. Bruder Sigerics Leuchtzeichen!
Sie schaute sich kurz um. In der Kammer standen zwei Betten, doch Gott sei Dank, eines war leer. Niemand sonst war im Raum.
Sie bückte sich und rüttelte die Schlafende sanft an der Schulter. Das Mädchen wurde mit einem

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