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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als die beiden ihn losließen, stand er langsam auf, rieb sich den rückwärts liegenden Pol seines Körpers und klagte:
    „O Gesetz, o Gerechtigkeit, o Großsultan! Der treueste Diener des Jakyschyk memleketin (Wohlstand des Landes) wird mit der Peitsche beleidigt! Meine Seele zerfließt in Tränen, und aus meinem Herzen rinnen die Bäche der Wehmut und der Traurigkeit. Seit wann erhalten verdiente Männer den Nischani iftichar, den Orden des Ruhmes, mit der Kurbatschi dorthin gehängt, wo er bei einer Begegnung von vorn gar nicht zu sehen ist? Mich ergreifen die Schmerzen des Lebens, und ich empfinde die Qualen des vergänglichen Daseins. O Gesetz, o Gerechtigkeit, o Großsultan und Padischah!“
    Er wollte sich von dannen schleichen, aber ich rief ihm zu:
    „Warte noch ein wenig! Ich halte stets Wort. Da ich dir zwei Piaster versprochen habe, so sollst du sie auch bekommen. Und damit die Schmerzen des Daseins dir nicht allzu schwer werden, will ich dir sogar drei Piaster geben. Hier hast du sie!“
    Er traute seinen Augen nicht, als ich ihm das Geld hinstreckte. Erst nachdem er mich prüfend angeschaut hatte, griff er zu und fuhr dann mit der Hand in die Tasche. Diese schien aber ein Loch zu haben, denn er zog die Hand wieder zurück und schob das Geld unter den Riesenturban. Dann ergriff er meine Hand, drückte sie an seine Lippen und sagte:
    „Herr, die Qualen der Erde und die Unannehmlichkeiten dieser Welt sind vergänglich, wie die ganze Schöpfung. Deine Gnade träufelt Melhem (Balsam) in mein Gemüt und Sarmessak suju (Knoblauchsaft) in die Tiefen meiner Gefühle. Möge das Schicksal dafür sorgen, daß dein Beutel nie ohne silberne Piaster ist!“
    „Ich danke dir! Nun sende uns auch den Kiaja her.“
    Der Genannte hörte meine Worte und kam herbei.
    „Was befiehlst du, Herr?“ fragte er.
    „Wenn der Khawaß des Dorfes von mir ein Bakschisch erhält, soll der Kiaja natürlich auch eins erhalten. Ich hoffe, daß du damit einverstanden bist.“
    „Wie gern!“ rief er aus, indem er mir die Hand entgegenstreckte. „Dein Mund hat Worte des Segens, und deine Hand teilt Gaben des Reichtums aus!“
    „So ist es. Natürlich willst du nicht weniger empfangen, als dein Untergebener erhalten hat?“
    „Herr, ich bin der Vorgesetzte. Mir gebührt noch mehr als ihm.“
    „Richtig, er hat acht Streiche und drei Piaster bekommen, folglich lasse ich dir fünf Piaster und zwölf Hiebe geben.“
    Da legte er schnell seine beiden Hände dorthin, wo selbst beim größten Gelehrten der Sitz der Geisteskräfte nicht gesucht werden darf, und schrie:
    „Nein, nein, Herr! Nicht die Hiebe, sondern nur die Piaster!“
    „Das wäre ungerecht. Keine Piaster ohne Hiebe. Entweder alles oder gar nichts. Wähle!“
    „Dann lieber nichts!“
    „So ist es deine Schuld, wenn deine Hand nicht empfängt, was ich dir zugesprochen hatte.“
    „Nein, nein!“ wiederholte er. „Beides zu empfangen, das ist zuviel!“
    Er wollte sich entfernen, kehrte aber nach einigen Schritten wieder um, sah mich bittend an und fragte:
    „Herr, könnten wir es nicht anders machen?“
    „Wie denn?“
    „Gib mir die fünf Piaster, die zwölf aber meinem Khawassen. Er hat die Peitsche bereits gekostet, so daß sie ihn nicht mehr erschrecken kann.“
    „Wenn er will, so bin ich einverstanden. Also her mit dir, du General der öffentlichen Sicherheit!“
    Halef streckte die Hand nach dem Khawassen aus; dieser aber sprang schleunigst zur Seite und rief:
    „Allah göstermessin – Gott behüte und bewahre! Die sanften Gefühle meines Sitzes sind bereits genügsam aufgeregt. Wenn du wirklich beschlossen hast, zu teilen, so gib mir die Piaster und dem Kiaja die Hiebe! Dir kann es ja ganz gleichgültig sein, wer sie bekommt, mir aber keineswegs.“
    „Das glaube ich. Aber ich sehe, daß ich weder das eine noch das andere loswerde; darum gebe ich euch die Erlaubnis, euch zu entfernen.“
    „Basch üstüne, tschelebim – mit Vergnügen, Herr! Reite getrost weiter! Vielleicht findest du anderwärts eine Seele, welche nach den Hieben schmachtet, ohne die Piaster zu begehren.“
    Er hob den Säbel auf, welcher ihm entfallen war, und entfernte sich. Der Kiaja ging auch, kehrte aber doch noch einmal um und flüsterte mir vertraulich zu:
    „Effendim, vielleicht wäre es doch noch zu machen. Ich möchte die Piaster sehr gern haben.“
    „Nun, wie denn?“
    „Zwölf ist zuviel. Gib fünf Piaster und fünf Hiebe; das kann ich eher vertragen. Erfülle mir

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