17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
eine braune Paste. Aber Bree ließ sich nicht beirren.
» Gamaliel muss mehrere Male in den Turm hinaufgegangen sein, um sein Versteck zu schaffen«, sagte Amelia.
» Wollen wir hoffen, dass er sich sonnige Tage ausgesucht hat«, warf ich ein und hauchte auf meine steif gefrorenen Finger.
» Ach herrje«, sagte Lilian unvermittelt.
» Was hast du?«, fragte ich.
» Die Glocken. Es ist fast zwölf Uhr. Wenn die Glocken vom Band läuten, während wir hier neben den Lautsprechern stehen…« Sie presste die Hände gegen die Ohren und zog eine Grimasse.
» Kein Problem.« Ich fischte mein Handy aus der Tasche. » Ich rufe schnell William an. Er soll den Pfarrer bitten, die Anlage auszuschalten.«
» Teddy kennt sich mit Geräten nicht besonders gut aus«, gab Lilian zu bedenken.
» Wartet!«, sagte Bree. » Der Mörtel ist nur wenige Zentimeter tief, und dieser Stein kommt mir flacher vor als die anderen. Dahinter muss es einen Hohlraum geben. Gleich… hab… ich’s.«
Sie legte den Schraubenzieher neben sich auf den Boden, fuhr mit den Fingern in die Ritze im Mörtel, die sie mit dem Schraubenzieher freigelegt hatte, und ruckelte vorsichtig an dem Stein.
» O Gott!« Amelia umklammerte meinen Arm.
Fast konnte ich hören, wie ihr Herz raste. Meines hämmerte ebenfalls wie wild in der Brust, als Bree den Stein herauslöste, in die dahinter liegende Nische griff und eine mit einem schwarzen Stoffstreifen umwickelte kleine Pergamentrolle herausfischte. Sie tat es ganz vorsichtig, um das Dokument nicht mit feuchtem Mörtel zu beschmieren. Dann reichte sie sie Amelia, die sie mit zitternden Fingern in die Tasche ihres weiten Trenchcoats gleiten ließ.
» Wir haben es gefunden!«, brüllte Bree gegen das einsetzende Glockengeläut an, und ihre Augen strahlten vor Freude. » Würde mir jetzt bitte jemand erklären, was wir gefunden haben?«
» Lasst uns erst von hier verschwinden«, rief Lilian und kletterte durch die Falltür voran.
Nass bis auf die Haut – mit Ausnahme von Willis senior, der auf wundersame Weise unbefleckt war –, machte sich unser Trupp auf den Rückweg zum Pfarrhaus. Lilian legte Handtücher um den Garderobenständer aus, um das Wasser, das von unseren Mänteln tropfte, aufzufangen, und bot uns an, unsere nassen Schuhe am Kamin im Arbeitszimmer zum Trocknen aufzustellen. Angel, die von ihrem Nickerchen im Sessel des Pfarrers aufgeschreckt war, sah uns erschrocken an und ergriff die Flucht.
Während ich ein Holzscheit in die Glut legte und Amelia ihr Haar zu bändigen versuchte, räumten Lilian, der Pfarrer und Bree einige Bücherstapel vom Tisch neben der Verandatür. Stattdessen stellten sie eine Leselampe dort auf und legten eine Bleistiftschachtel, zwei voluminöse Lateinwörterbücher und mehrere Schreibblöcke bereit. Willis senior platzierte die erste Manuskriptseite in die Mitte der neu gewonnenen Arbeitsfläche, während sich der Rest von uns darum versammelte und zusah, wie Amelia die bebänderte Pergamentrolle im Schein der Lampe auf dem Tisch ausrollte.
» Bevor wir weitermachen«, sagte sie, » erlauben Sie mir bitte, Ihnen meinen Dank auszusprechen. Als ich heute Morgen zum Pfarrhaus ging, hoffte ich, einfach nur ein paar Informationen zu bekommen, aber was ich bekam, war sehr viel mehr. Danke, dass Sie der Mission, die ich im Namen meines Bruders zu Ende bringen will, Ihren großartigen Verstand und Ihre Entdeckerfreude geliehen haben. Ohne Sie hätte ich die zweite Seite niemals gefunden.«
» Den Rest des Manuskripts werden Sie auch nicht ohne uns finden«, sagte ich, » und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir das nicht zulassen werden.«
Alle, einschließlich Amelia, lachten, aber was ich gesagt hatte, war die reine Wahrheit. Ein kurzer Blick in die Gesichter der Umstehenden bestätigte mir, dass Alfreds Suche unser aller Fantasie beflügelt hatte. Wäre Neugierde eine tödliche Seuche, wären wir alle an Ort und Stelle tot umgefallen.
» Sollen wir weitermachen?«, fragte Amelia.
» Schriftrollen sollten eigentlich in einer geschützten Umgebung entrollt werden«, gab ich zu bedenken. » Pergament ist zwar beständiger als Papier, kann aber mit der Zeit brüchig werden.«
» Unsinn«, erwiderte Amelia. Sie drückte leicht mit der Fingerspitze auf die Pergamentrolle, und wir konnten beobachten, wie sich die kleine Delle sofort wieder auflöste, als sie den Finger wegnahm. » Das Pergament scheint mir noch recht elastisch zu sein.«
» Unser Klima ist ja auch
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