170 - Der Herr des Feuers
meinte: »Der Bursche scheint zuviel überschüssige Kräfte zu haben,«
Nachdem wir genug gesehen hatten, kehrten wir zu meinem schwarzen Rover zurück.
»Wohin nun?« fragte Lance. »Zu den Corkindales?«
Ich schüttelte den Kopf. »Zuerst reden wir mit Chase Croft, er wohnt nicht weit von hier.«
Wir hatten von den Beamten erfahren, was für ein Typ Croft war. Er hatte zum erstenmal in seinem Leben eine gute Tat begangen, indem er Maggie Corkindale unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte.
Ich konnte mir vorstellen, warum. Bestimmt war er in das Mädchen verknallt.
Wie auch immer, er hatte Maggie Corkindale das Leben gerettet, und das mußte man ihm hoch anrechnen. Immerhin hatte er einem Höllenwesen das Opfer entrissen, und dazu gehörte eine ganze Menge Mut.
Er wohnte in einem kleinen Loch, in dem kaum Platz für drei Personen war, hielt uns für Polizisten und sagte sofort, daß wir nicht die geringste Chance hatten, den Killer zu kriegen.
»Das war kein Mensch! Das war ein Ungeheuer! Wahrscheinlich haltet ihr mich für verrückt, aber ich weiß, was ich gesehen habe, und Maggie Corkindale kann es bestätigen.«
»Wir glauben Ihnen«, sagte ich.
Er schaute mich an, als dächte er, ich wollte ihn auf den Arm nehmen.
Ich wies mich aus und nannte Lancy Selbys Namen.
Croft schüttelte den Kopf. »Ihr kämpft gegen dieses Monster auf verlorenem Posten.«
»Wir sind auf solche Fälle spezialisiert«, erklärte ich.
Wieder dieser ungläubige Ausdruck in seinen Augen. »Wollen Sie mir etwa einreden, Sie beide wären so etwas wie Ghostbusters?«
»Ich will Ihnen überhaupt nichts einreden«, antwortete ich. »Es genügt mir, wenn Sie uns haargenau erzählen, was Sie erlebt haben.«
Croft setzte sich auf die Kante des Tischs, der an der Wand neben dem Bett stand, und ließ sein rechtes Bein baumeln. Er senkte den Blick, und vor seinem geistigen Auge schien ein Film abzulaufen.
»Ich sah Malcolm Firth mit Maggie Corkindale in den Wald fahren. Es war eigentlich nicht richtig, ihnen zu folgen, aber ich habe es getan - aus Langeweile, und weil ich Maggie mag. Es ging mir irgendwie gegen den Strich, daß die beiden…«
»Wollten Sie sie daran hindern?« fragte Lance.
Croft zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich wollte. Ich stellte mein Motorrad ab und pirschte mich an den Escort heran. Hört sich an, als wäre ich ein Spanner, nicht wahr? Aber das bin ich nicht. Nun, sie haben mich bemerkt, und Malcolm sprang aus dem Wagen. Er war ziemlich wütend.«
»Hatten Sie Streit mit Firth?« fragte Lance.
Croft winkte ab. »Nicht der Rede wert. Ich zog mich zurück, ging wieder zu meiner Maschine und wollte nach Hause fahren, aber da war auf einmal dieses seltsame Glühen, und dann hörte ich Malcolms furchtbare Schreie. Ich raste sofort los, und kurz darauf sah ich Maggie… Sie floh vor einem grauenerregenden Ungeheuer…«
Ich bat Croft, das Höllenwesen zu beschreiben.
»Groß…«, sagte Croft heiser. »Etwa zweieinhalb Meter… Dicke gedrehte und gerippte Hörner… Glühende Augen… Ein riesiges Maul mit langen, weit auseinanderstehenden Zähnen… Flügel auf dem Rücken… Schwarze Krallen… Haare am Kinn und an den Ellenbogen… Eine Ausgeburt des Wahnsinns… Ich begreife immer noch nicht, daß es solche Wesen gibt, aber ich habe es gesehen! Ich schrie, Maggie solle aufsteigen, und sobald sie hinter mir saß, fegte ich mit voller Power davon.«
»Und das Ungeheuer?« fragte ich. Croft hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
»Ist es Ihnen nicht gefolgt?«
»Zum Glück nicht.« Croft zog die Augenbrauen zusammen. »Sind Sie wirklich Geisterjäger? Ich dachte, so etwas gibt es nur im Film.«
»Sie hätten auch nie gedacht, daß es solche Ungeheuer wirklich gibt, und nun hatten Sie doch mit einem zu tun«, gab ich zurück.
»Wie wollen Sie denn mit diesem Kerl fertigwerden? Er ist unheimlich stark. Ich bin bestimmt kein Feigling, aber dem Burschen möchte ich nicht den Kampf ansagen.«
»Es ist auch besser, wenn Sie ihn uns überlassen«, erwiderte ich, »denn wir haben in diesen Dingen mehr Erfahrung. Gibt es irgend etwas, worüber Sie noch nicht gesprochen haben?«
Croft dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.
»Dann werden wir uns jetzt einmal mit Maggie Corkindale unterhalten«, sagte ich.
»Ich glaube nicht, daß Sie viel aus ihr herauskriegen werden. Als ich sie zu Hause ablieferte, brachte sie keinen Ton heraus.«
***
Maggies Vater, Trevor Corkindale, öffnete
Weitere Kostenlose Bücher