170 - Der Herr des Feuers
uns, seine Frau Ella stand mit rotgeweinten Augen, ein weißes Taschentuch in der Hand, hinter ihm.
Corkindales Gesicht wies eine ungesunde Blässe auf. Er war mittelgroß und hatte buschige Augenbrauen, unter denen er uns verstört und hilflos ansah. Er hätte jetzt Stärke zeigen müssen, um seiner Familie eine Stütze zu sein, wie das allgemein von Männern erwartet wurde, aber er sah eher so aus, als würde er demnächst zusammenklappen, als brauchte er selbst ganz dringend eine Stütze.
Maggie befand sich oben in ihrem Zimmer. Der Hausarzt war hier gewesen und hatte ihr eine Spritze gegeben, damit sie den furchtbaren Schock leichter überwand.
Als ich bat, mit Maggie sprechen zu dürfen, sagte Trevor Corkindale flehend: »Können Sie nicht morgen wiederkommen, Mr. Ballard?«
Ich machte ihm klar, daß es sehr wichtig war, sofort etwas gegen Malcolm Firths Mörder zu unternehmen -solange seine Spur noch frisch war.
»Ich glaube nicht, daß Ihnen Maggie in irgendeiner Form helfen kann«, sagte der Vater des Mädchens. »Sie schläft vielleicht schon, und sie braucht diesen Schlaf.«
Ich konnte ihn sehr gut verstehen. Nichts lag ihm mehr am Herzen als das Wohl seiner Tochter, aber ich mußte darauf bestehen, mit Maggie zu reden.
»Ich sehe nach, ob sie wach ist«, erklärte sich Ella Corkindale bereit.
»Sie sind sehr hilfsbereit«, sagte ich dankbar.
»Es wird sie wieder aufwühlen«, brummte Trevor Corkindale besorgt.
»Solange die Spritze wirkt, wird sich ihre Erregung in Grenzen halten«, beruhigte ich den Mann.
Ella Corkindale blieb drei Minuten oben. Als sie zurückkam, sagte sie: »Sie können kommen, aber strapazieren Sie das Kind nicht zu lange.«
Maggie saß im Bett, als wir eintraten. Freundliche Pastelltöne herrschten in ihrem Zimmer vor, und auf einen Stuhl saß ein abgegriffener Teddybär, der nur noch ein Auge hatte, uns aber dennoch anlächelte.
Meine Bitte, uns mit Maggie allein zu lassen, erfüllten ihre Eltern höchst ungern. »Nur fünf Minuten«, sagte ich und schloß die Tür.
Maggie schaute uns apathisch an. Ich verriet ihr, wer wir waren und welchen Job wir hatten. Ich hätte ihr die verrücktesten Dinge erzählen können, sie hätte bestimmt nicht daran gezweifelt.
Schleppend kam sie meiner Aufforderung nach, über ihr Erlebnis zu sprechen. Das meiste wußten wir bereits, aber es kam eine sensationelle Neuigkeit hinzu.
Maggie erwähnte einen Mann, der bei diesem schrecklichen Teufel gewesen war. Ein Mensch hatte das Ungeheuer begleitet! Er schien mit einer Teufelsbeschwörung Erfolg gehabt zu haben, schien den Gehörnten aus den Tiefen der Verdammnis geholt zu haben.
Wenn es uns gelang, herauszufinden, wer dieser Mann war, würden wir über ihn an das Ungeheuer gelangen, deshalb war es sehr wichtig, daß ihn Maggie sehr genau beschrieb.
Ich bat sie darum, und als sie meiner Aufforderung nachkam, wechselte ich mit Lance Selby einen aufgeregten Blick, denn das Mädchen beschrieb einen guten alten Bekannten: Professor Mortimer Kull!
Nun war Kull aber - das wußten wir mit absoluter Sicherheit - seit einigen Wochen tot…, also konnte es sich nur um seinen Sohn Morron handeln, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah.
Morron Kull hatte sich mit diesem Teufels-Koloß zusammengetan und war nach London gekommen! Eine Tatsache, die Anlaß zu höchster Beunruhigung gab.
Welche Ziele hatte Morron Kull? Das Ungeheuer schien ihm nicht bedingungslos zu gehorchen. Maggie erzählte, daß der junge Dämon seinen großen Komplizen zurückhalten wollte, was ihm jedoch nicht gelungen war.
Maggie konnte uns sogar den Namen des gefährlichen Scheusals nennen: Toorsom.
So hatte Morron Kull den Gehörnten immer wieder gerufen. Für Lance und mich war es ein Name, den wir noch nie gehört hatten. Wir würden später Mr. Silver fragen, ob ihm dieser Name schon einmal untergekommen war.
Trevor Corkindale öffnete die Tür und schaute uns vorwurfsvoll an; die Frist, die er uns eingeräumt hatte, war vorbei. Da aus Maggie sowieso nichts mehr herauszubekommen war, verabschiedeten wir uns von ihr.
Ich bedankte mich für ihre Bereitwilligkeit, mit uns, zu reden, und wünschte ihr alles Gute und baldige Besserung. Dann verließ ich mit meinem Freund ihr Zimmer.
***
Morron Kull hatte seine liebe Not mit Toorsom, der sich um nichts in der Welt lenken lassen wollte. Sie hatten völlig unterschiedliche Interessen.
Während Kull nichts wichtiger war, als Tony Ballard mit seinem Haus auszulöschen,
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