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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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denken. Sie beugte sich vor und drückte ihre Stirn an Suúnas Kopf.
    Die Spitze eines Eispickels schien sich in ihr Hirn zu bohren, und sie sah – die rasende Fahrt durch die dunstige Umhüllung des Planeten, zerrende Kräfte und die Ablösung vom Wandler, – den vernichtenden Aufprall, das Eintauchen in die Kruste, den Verlust des Kontakts mit den anderen, – das langsame Abkühlen, das Abschwellen der Lähmung, die Verarbeitung der Erkenntnis, allein allein allein zu sein…
    All jene Visionen, die durch Suúnas Hirn gefahren waren, erlitt nun auch Aruula. Doch da sie ungleich mehr über außerirdische Bedrohung wusste als die Diebin, begriff sie sofort.
    Der angebliche Edelstein musste einer jener Daa'muren-Kristalle sein, die Kristofluu damals über das Erdrund verteilt hatte! Und der… oder vielmehr die Daa'murin darin wurde von den schwarzen Frauen als Göttin verehrt!
    Aber noch etwas anderes wurde ihr schlagartig klar: Die namenlose Macht, die sie seit Monaten zu sich rief, schien eine Gefahr für die Daa'muren zu sein!
    ***
    Die Erkenntnis warf sie buchstäblich um.
    Aruula lag neben der reglosen Suúna auf dem Bauch. Ihr Herz raste. Der Schock, sich in der Nähe eines jener körperlosen Wesen zu befinden, von denen sie angenommen hatte, sie seien keine Gefahr mehr, paralysierte sie.
    Die Daa'muren waren ernstzunehmende Gegner und verfügten – zumindest in ihrer Echsengestalt – über Möglichkeiten, denen ein normaler Mensch mit einem Schwert kaum gewachsen war. Diese Daa'murin hier war glücklicherweise noch in ihrem Kristall gefangen, mit dem sie einst auf die Erde gelangt war. Offensichtlich war es ihr in der langen Zeit seit dem Absturz nicht gelungen, Kontakt zu anderen ihrer Art aufzunehmen.
    Aruula wusste, dass die Daa'muren ihre Ziele mit der Sturheit einer Maschine verfolgten: Es war das Ziel dieser Rasse, die Erde ihren Bedürfnissen anzupassen – ohne Rücksicht auf einheimische Verluste.
    Vor einem dreiviertel Jahr hatten sie versucht, die Erde mittels einer gigantischen Explosion aus ihrer Umlaufbahn zu bringen oder aufzubrechen; so genau wusste das niemand. Das Projekt war nur gescheitert, weil Aruula, Maddrax und ihre Freunde die Menschheit vor dieser Gefahr gewarnt und ihre Abwehrkräfte vereint hatten. So waren nicht alle der angehäuften Atombomben explodiert. [1]
    »Auf Messers Schneide«)
    Das Vorhaben der Daa'muren war durchkreuzt, aber waren sie damit geschlagen? Aruula wusste es nicht. Seit der Explosion hatte sie noch keinen Techno getroffen, der sie hätte aufklären können.
    Die »Göttin« hatte die Explosion am trockengelegten Kratersee als »Wanken des Erdballs« wahrgenommen, und das kurze Signal des Wandlers hatte sie wichtige Schlüsse ziehen lassen: Im Norden lebten andere ihrer Art. Und dort, wo sie selbst Jahrhunderte verbracht hatte, war während des
    »Wankens« etwas erwacht, das sie als Gefahr einstufte.
    Nun war die Daa'murin auf der Flucht. Sie floh vor dem anderen Ding – war es ein Lebewesen? –, das ihr und ihrer ganzen Art schaden konnte.
    Aruula richtete sich auf. Sie war allein. Ihr drohte keine unmittelbare Gefahr. Zweihundert Meter unter ihr klirrte Metall auf Metall. Sie hörte Schreie.
    Setzen die Dörfler sich zur Wehr? Hoffentlich ließ die Garde der Daa'murin sie nicht für etwas büßen, für das Suúnas Gier nach Reichtum verantwortlich war.
    Aruula beugte sich über die attraktive Diebin. Sie rührte sich noch immer nicht.
    Konnte sie sie besinnungslos hier liegen lassen? In der Nähe des Daa'muren erfuhr sie bestimmt mehr über den brennenden Felsen.
    Das Biest will nach Norden zum Kratersee, dachte Aruulas, um den Rest der verfluchten Bande vor einer tödlichen Gefahr zu warnen.
    Das musste sie verhindern. Denn alles, was sich gegen die Daa'muren richtete, war für die Menschen von Vorteil.
    Aruula hatte keine andere Wahl: Sie musste dorthin gehen, wo Suúna gewesen war – und es mit der Außerirdischen aufnehmen!
    ***
    Unter dem schwarzen Umhang, den sie Suúna ausgezogen hatte, pirschte Aruula an die Peripherie des Dorfes heran und schaute sich an, was dort passierte: Zwischen den Pfahlbauten droschen Dutzende von im Morgenlicht nun gut sichtbaren Gestalten mit Schwertern und Säbeln aufeinander ein.
    Aruula nahm mit Erstaunen zur Kenntnis, dass die bisher friedlich wirkenden Einheimischen sich ihrer Haut durchaus wehren konnten: Aus einem Mann und einer Frau bestehende Teams standen Rücken an Rücken und wehrten die Fremden ab,

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