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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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deren wehende Mäntel und Kapuzen sich in diesem Getümmel als ziemlich hinderlich erwiesen.
    Dutzende von Moolees, aus dem Gehege entkommen, tapsten quäkend zwischen den Fronten umher und traten um sich, sodass die Hälfte der Krieger ständig damit beschäftigt war, ihnen auszuweichen. Gefallene lagen auf dem Dorfplatz verstreut; hässliche Köter und noch hässlichere Reptilien zerrten an ihnen und versuchten sie wegzuschleppen.
    Ein vermummtes Quartett hatte eine Einheimische gepackt, die Suúna sehr ähnlich sah; als die schwarzen Frauen ihren Irrtum bemerkten, warfen sie sie zu Boden und stürzten sich auf eine andere Dörflerin. Aruula sah sie nur von hinten, aber ihre Mähne erinnerte an die der Diebin.
    Die Daa'murin wusste also, dass Suúna sich nicht den Hals gebrochen hatte, und hatte ihre Garde zur Jagd auf sie gehetzt.
    Unwillkürlich musste Aruula an einen fatalen Fehltritt ihres Gefährten Maddrax denken: Sein Stiefel hatte in einer Höhle am Kratersee ein Daa'muren-Ei zertreten. [2]
    Auch damals hatten die Daa'muren alles unternommen, um den Frevler zu töten – was im Verlust ihrer Mutanten-Armee gipfelte.
    Aruula fiel auf, dass Angreifer und Verteidiger ungefähr gleich stark waren. Es konnte Stunden dauern, bis sich die Kampfkraft einer Seite erschöpfte und die andere es verstand, daraus ihren Vorteil zu ziehen. Vielleicht war dies die Chance, die sie nutzen sollte, um in das Kloster einzudringen…
    Aruula wollte sich gerade umwenden und den Hang hinauf eilen, als Abdul Nadjibullah zwischen zwei Büschen erschien und sie zu sich winkte. Offenbar war es ihm gelungen, die Verfolgerinnen abzuschütteln.
    »Manche dieser Weiber sind vom Scheitan besessen«, knurrte er, als Aruula zu ihm trat. »Ich beobachte sie schon eine ganze Weile. Das dort ist die dritte!« Er deutete auf eine Vermummte, die wie ein Wirbelwind gegen vier Gegner gleichzeitig focht. Ihre Hiebe fielen so heftig aus, dass die Einheimischen erschreckt zurückwichen.
    Ssssst! Schon köpfte ihr Säbel einen Mann. Zack! Schon spaltete sie einem zweiten den Schädel und übersprang die vier Meter, die sie von den beiden letzten Gegnern trennte, aus dem Stand in einem Satz.
    Aruula riss die Augen auf. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Sie wusste zwar, dass man in höchster Todesangst übermenschliche Kräfte entwickeln konnte – das aber nur für wenige Sekunden. Und danach war man so geschwächt, dass man sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte…
    Klatsch! Kaum hatte Aruula den Gedanken beendet, fiel die Kämpferin auch schon mit dem Gesicht in den Dreck. Ihre Arme und Beine zuckten noch eine Weile wie unter Krämpfen, dann lag sie still. Die beiden Frauen, auf die sie gerade hatte losgehen wollen, starrten sie fassungslos an. Doch nur eine Sekunde – denn schon flog die nächste Vermummte auf sie zu.
    Auch ihre rasenden Bewegungen ließen den Schluss zu, dass sie besessen war.
    Aber vom Sheytan? Aruula schüttelte den Kopf. Orguudoos Bruder hatte damit nichts zu tun. Wie wäre es mit einer Daa'murin, die ihre Untertanen als Hülle verwendet und sie übernimmt, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen?
    Der Außerirdischen musste gelungen sein, was schon viele Daa'muren vor ihr versucht hatten: ins Hirn eines Menschen zu schlüpfen und ihn zu steuern. Normalerweise – Aruula hatte es schon miterlebt – endete so eine Übernahme mit dem Tod oder der Zerstörung des Verstandes. Deshalb hatten sich die Daa'muren ja auch die Echsenkörper als Wirte geschaffen.
    Waren die schwarzen Frauen so verändert worden, dass sie den Geist der Daa'murin ertrugen?
    Abdul hatte sich inzwischen aufgerappelt und hockte neben ihr. »Die Gelegenheit ist günstig«, murmelte er. »Ich könnte jetzt deinen Schwertarm gebrauchen, um den Edelstein zu stehlen.« Er schaute Aruula an. »Was ist – kann ich auf dich zählen? Ihr seid diesen besessenen Weibern doch auch wegen des Steins gefolgt, oder nicht?«
    Aruula hatte nicht vor, ihm die Wahrheit über das angebliche Juwel zu erzählen. Unter den gegenwärtigen Umständen brauchte sie jede Unterstützung, die sie kriegen konnte. Und sei es nur, dass Abdul und seine Lumpen etwaige Kräfte ablenkten, die zum Schutz der Daa'murin im Kloster geblieben waren.
    »Wo sind deine Männer?«, fragte sie.
    Abdul deutete zum Kloster hinauf. »Wenn sie die schwarzen Weiber abgehängt oder getötet haben, sollten sie wieder beim Kloster sein.«
    »Dann los!«
    Sie blieben in der Deckung von Bäumen und

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