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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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in der Ecke liegenden Wache an sich.
    Ich darf keine Rücksicht nehmen, wenn sie mich angreift.
    Sie sieht zwar wie Suúna aus, aber sie ist es nicht mehr…
    Es war nun taghell draußen. Sie trat auf den Säulengang hinaus, klemmte den Säbel unter die Klinke und lief weiter. Als sie an der Treppe war, krachte es hinter ihr: Die Daa'murin warf Suúnas Körper wie rasend gegen die Tür, die sie daran hinderte, die Verfolgung fortzusetzen.
    Vermutlich würde sie bald eine Möglichkeit finden, die Sperre zu überwinden… So wie der Geist der Daa'murin eine Möglichkeit gefunden hatte, die Kraftlosigkeit ihres Leibes zu überwinden und sie noch einmal zu aktivieren: Die Marionette Suúna würde auf den Beinen bleiben, bis sie tot umfiel.
    Hoffentlich hält sie nicht zu lange durch, dachte Aruula. Sie musste nach unten; dorthin, wo sie den Kristall in Suúnas Bewusstsein in seinem Behältnis gesehen hatte. In seiner eigentlichen »Gestalt« war der Gegner hilflos, denn er besaß keinen Körper. Die Vermummten waren seine Augen, Ohren und Gliedmaßen.
    Als sie vor der entscheidenden Tür stand, zückte Aruula ihr Schwert. Dass die Tür nicht verschlossen war, wunderte sie nicht. Selbst wenn es hier einst Schlüssel gegeben hatte, wären sie in den verrosteten Schlössern längst nicht mehr zu drehen gewesen.
    Der Kristall ruhte unter einem schwarzen Tuch. Aruula zog den Stoff vorsichtig beiseite.
    Man konnte den außerirdischen Kristall tatsächlich für einen wertvollen, geschliffenen Edelstein halten. Er lag in einer mit Samt ausgeschlagenen Kiste. Aruula schloss den Deckel, darauf bedacht, den Stein nicht zu berühren. Dass die Daa'murin bislang nicht versucht hatte, sie zu übernehmen, mochte bedeuten, dass sie nur jeweils einen menschlichen Geist beherrschen konnte – und das war momentan Suúna; trotzdem wollte sie einen direkten Kontakt vermeiden.
    Sie hob die Kiste auf einer Seite an und zog sie zur Tür – als diese mit einem lauten Knall aufflog.
    Aruula ließ die Kiste fallen und fuhr herum. Suúna stand vor ihr, in der Hand den Säbel, den Aruula unter die Klinke geklemmt hatte. In ihren Augen brannte ein unirdisches Feuer, das kein Hass, sondern nur innere Hitze anzeigte.
    »Wie hast du die Tür aufgekriegt?«, fragte Aruula, hob ihr Schwert und nahm Kampfposition ein.
    »Yana kadishtu nilgh'ri«, fauchte Suúna, »stell-bsna nyogtha!«
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass ihr Geist vernichtet und durch etwas Fremdes ersetzt worden war: Hier war er. Aruula machte sich vollends von dem Gedanken frei, gegen eine Freundin anzutreten. Zumindest versuchte sie es.
    Suúnas Säbel zischte auf sie zu. Aruula wich aus und konterte, wurde aber zurückgedrängt. Die zierliche Diebin kämpfte mit solch brachialer Gewalt, dass ihr Körper in wenigen Minuten ausgebrannt und tot sein würde. Die Daa'murin kümmerte das offenbar nicht. Sie holte das Letzte aus ihrer Marionette heraus.
    Die Klingen der Frauen prallten aufeinander. Funken stoben. Während Suúna wortlos und ohne einen Laut um sich schlug, keuchte Aruula jeden Fluch, den sie bei ihren Wanderungen um die halbe Welt gelernt hatte. Sie musste ihrer Frustration einfach Luft machen, denn ihr war klar: Sie war des Todes, wenn sie jetzt nicht völlig rücksichtslos vorging. Die Marionette würde auch dann noch weiter fechten, wenn sie beide Beine verlor.
    Doch im Moment sah es nicht so aus, als würde die Sklavin des Daa'muren-Kristalls den Kürzeren ziehen…
    Aruula strauchelte. Schrie auf. Wankte nach hinten. Und stolperte über die am Boden liegende Kiste.
    Als sie mit dem Rücken darauf prallte, splitterte das Holz.
    Durch die Bruchstücke rutschte Aruula nach unten – und kam auf der kalten Oberfläche des Kristalls zu liegen!
    Eine eisige Hand, die Fingerkuppen mit Metallspitzen bestückt, griff in ihre Hirnwindungen. Ein namenloses Etwas fauchte und stieß einen Blitz aus, der in Aruulas Körper fuhr.
    In dem Moment, als ihr bewusst wurde, dass der Geist der Daa'murin nach ihrem Verstand griff, um ihn dem Wahnsinn zu überantworten, war es zu spät, eine Mauer um ihr eigenes Denken zu errichten.
    Aruulas Muskeln verkrampften sich.
    Sie konnte nicht aufstehen, den Kontakt zum Kristall nicht unterbrechen.
    Hilflos und benommen registrierte sie, dass Suúna plötzlich mit totenbleichem Gesicht vor ihr aufragte und den Säbel wie eine Axt hob, um ihr den Schädel zu spalten.
    Aruula versuchte die Lider zu schließen, doch nicht einmal das gelang

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