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1700 - Möbius

Titel: 1700 - Möbius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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regungslosem Gesicht, das nicht einmal in Ausnahmefällen eine Emotion zeigte. Das spitze, nach vorn stehende Kinn hätte man als Zeichen von Willenskraft gedeutet, vielleicht als Starrsinn, und das mühsam beherrschte Temperament als Anlaß, mit diesem Mann behutsam umzugehen.
    Seit er jedoch auf Charon in den See aus Eis getaucht war, veränderte sich sein Inneres. Nun, da das Ziel in greifbarer Nähe schien, verdrängte eine überwältigende Ungeduld alles andere.
    Und als sie die zweite Station der Reise erreichten, wußte er plötzlich, daß das Warten ein Ende hatte.
    Sie rematerialisierten in einem gasförmigen Medium. Sieben konnte nur vermuten, daß es sich um Sauerstoff oder Stickstoff handelte. Er war viel zu aufgeregt, um den spärlichen Meßgeräten Beachtung zu schenken. Mit Hilfe der Anzüge stabilisierten die Spindelwesen ihren Standort im Labyrinth.
    „Du bist dran", signalisierte ihm Voltago. Blitzschnell tauchte das nachtschwarze Wesen weg.
    Nummer Sieben folgte dem Kyberklon, indem er einfach dem Zug der Schwerkraft nach unten nachgab. Das gasförmige Medium besaß eine Dicke von wenigen hundert Metern, dann wurde es von einer ebenso undefinierbaren Flüssigkeit abgelöst, in der scheinbar verfestigte Brocken von Magma schwammen.
    Sieben teilte voller Genuß die Flüssigkeit. Er warf Tausende mentaler Fäden aus, die sich in der Flüssigkeit verfingen, und die er auch dann noch spüren konnte, als er längst einen Kilometer weit eingesunken war.
    Weshalb hatte er dieses Erlebnis nicht schon beim ersten Besuch gehabt? Die Erklärung lag in Voltago^ Nähe, und in der Vernetzung der Spindelwesen. Er hatte wichtige Fähigkeiten hinzugewonnen.
    Neben ihm schwamm plötzlich der Kyberklon.
    „Ist es deine Welt, Sieben ?" fragte er lautlos.
    „Natürlich ist sie es", gab er ebenso zurück.
    Sieben überholte Voltago, er bestimmte die Richtung. Sie tauchten tiefer in die Flüssigkeit, bis der Widerstand endete und sie die Grenze zur nächsten Schicht hinter sich ließen: Ein Hagel feiner Gesteinsbrocken regnete ihnen entgegen. Nummer Sieben entging nur mit Glück einem verheerenden Treffer. Auch hier warf er seine immateriellen Netze aus, nahm den immerwährenden Gesteinshagel in sich auf, als handle es sich um das größte Wunder des Universums.
    Voltago schwebte die ganze Zeit neben ihm. Es war der Kyberklon, der ihm Kraft gab, der ihn immer weiter in die Tiefen seiner eigenen Domäne führte.
    „Auf dieser Sampler-Welt sind die spezifischen Gewichte neu geordnet", erklärte Voltago. Er achtete darauf, daß Nummer Sieben seine Augen gut sehen konnte. „Physikalische Dichte besitzt eine andere Wertigkeit. Diese Welt kreist um einen eisigen Kern aus Edelgas. Die Elemente sind in Schichten angeordnet. Wir finden Kreise aus Wasser, kilometerdicke Schichten aus Schwefelstaub.
    Man kann durch viele Kilometer flüssiges Silber tauchen, und manche dieser Sphären tragen primitives Leben."
    „Intelligenz?" fragte Nummer Sieben stumm zurück, obwohl er es in spätestens einer halben Stunde auch selbst feststellen konnte.
    „Nein. Mikrobiologisch. Bakterien und Einzeller, dazu Pflanzen, die ohne sichtbares Licht überleben." Nummer Sieben knüpfte unter Voltagos Einfluß immer neue Maschen ins Netz, bis er den Edelgaskern des Samplers wirklich spürte.
    Er hatte sein Ziel erreicht. Es gab eine spürbare Verbindung zwischen ihm und jedem Molekül.
    Das war auch der Grund, weshalb er den Defekt gleich erkannte.
    Ein Makel störte das harmonische Gefüge der Welt, etwas, das nicht hineingehörte. Es waren nicht Voltago und seine Artgenossen, denn sie besaßen nur Besucherstatus, störten das Gleichgewicht in keinster Weise.
    Nein, das störende Element war über seine ganze Domäne verteilt.
    Sieben begriff, daß es sich um das H5 handelte, um jenen Wasserstoff mit einem Proton und vier Neutronen, der eigentlich überhaupt nicht existieren konnte. Um die Existenz dieses seltsamen Stoffes wußte er bereits seit einiger Zeit. Nicht aber um seine Bedeutung.
    Das H5 bereitete ihm regelrechte Übelkeit.
    „Was ist mit dir los?" fragte Voltago über die Augen.
    „Nichts", antwortete Sieben verschlossen. „Ich komme ab jetzt allein klar." Der Kyberklon warf ihm einen langen Blick zu - als ob er das Innere eines Spindelwesens hätte ergründen können. Da dies aber nicht der Fall war, drehte der Kyberklon um, bahnte sich seinen Weg durch einen goldenen Sandsturm und ließ ihn allein.
    Nummer Sieben schloß die

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