1702 - Rückkehr der Verdammten
Suko.
»Ja, sehe ich auch so. Burke hat uns die beiden beschrieben. Die Kleidung, die sie trugen, die passt nicht in diese Zeit. Sie war, wenn man das so sagen kann, moderner. Für mich stammen sie keinesfalls aus dem Mittelalter.«
Glenda und Suko dachten über meine Worte nach. Bis Suko fragte: »Hast du eine andere Erklärung?«
»Nur eine Vermutung. Es kann sein, dass die Seuche dort noch mal zugeschlagen hat. Einige Jahrhunderte später. Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.«
Glenda stimmte mir zu und meinte: »Das müsste ja dann irgendwo aufgezeichnet worden sein.«
»Ja. Und da werden wir nachforschen. In den Kirchenarchiven Bexley oder Dartford. Wenn die Zeit noch nicht zu lange zurückliegt, muss es noch Unterlagen geben. Davon bin ich überzeugt. Ich denke, dass wir dort zuerst anfangen. Und diesen Pestfriedhof werden wir auch finden. Das dürfte kein Problem sein.«
»Dann musst du nur noch herausfinden, was die beiden komischen Gestalten mit dir zu tun haben. Oder mit dem Namen Sinclair.«
»Genau das ist es, Glenda.«
Die Tür des Vorzimmers wurde schwungvoll aufgestoßen. Sir James trat ein. So wie er sich bewegte, bewies er uns, dass er neue Informationen mitbrachte.
Er nickte uns zu, räusperte sich, rückte seine Brille zurecht und begann mit seinem Bericht.
»Es ist doch gut, wenn man Menschen kennt, die auf bestimmten Gebieten Spezialisten sind. Ich habe die Informationen von einem Geschichtsprofessor bekommen, der sich besonders gut mit der Vergangenheit dieser Umgebung hier auskennt. Und das war ein Treffer.«
»Inwiefern?«, fragte ich.
»Es gab die beiden Männer.« Die Augen des Superintendent leuchteten auf. »Sie sind bekannt. Zwei Adelige aus dem achtzehnten Jahrhundert. Männer, die eine traurige Geschichte geschrieben haben. Sie waren Abenteurer. Sie reisten durch die Welt. Sie wollten fremde Länder und Kulturen erforschen und haben wohl auf sich selbst keine Rücksicht genommen. Als sie dann wieder hier im Land waren, in Turners Heimat – die des de Canero lag in der Lombardei –, stellten sie fest, dass sie von ihrer letzten Reise ein verdammt böses Souvenir mitgebracht hatten. Gewissermaßen ein tödliches.«
»Der Pesterreger, nicht?«
»Genau, Glenda. Und dieser Erreger blieb nicht auf sie beschränkt. Sie steckten andere Menschen in ihrer Umgebung an. Nicht sehr viele, denn es gab keine Epidemie. Sie können sich aber vorstellen, unter welcher Angst die Menschen gelitten hatten. Bevor viele Menschen sich anstecken konnten, wurden sie von der aufgebrachten Menge getötet. Man hat sie nicht verbrannt, sondern erschlagen und dort verscharrt, wo auch die anderen Pestopfer lagen. Dieses Gebiet muss seinen Namen noch bis heute behalten haben. Pestmulde oder Pestfriedhof. Man hat sie verflucht und getötet.« Der Superintendent nickte uns zu. »Jetzt kennen Sie die ganze Geschichte.«
Ja, das stimmte. Und die passte zu dem, was wir herausgefunden hatten. Das bekam Sir James auch von uns zu hören, wobei er sofort der Meinung war, dass wir uns auf den Weg machen sollten.
»Das werden wir auch, Sir«, sagte ich. »Es gibt dabei nur ein Problem für mich.«
»Sagen Sie es.«
»Hat man Ihnen vielleicht auch etwas über den Namen Sinclair gesagt? Wurde er erwähnt?«
»Nein!«
Ich ließ mich auf der Schreibtischkante nieder. »Dann habe ich weiterhin ein Problem. Der Name Sinclair muss schon damals eine Rolle gespielt haben.«
»Das mag sein. Ich habe jedoch nichts erfahren. Nehmen Sie es nicht persönlich, John. Möglicherweise war er nicht so wichtig.«
»Das kann auch sein«, gab ich zu. »Es wäre mir sogar recht.«
»Jedenfalls sollten die Informationen ausreichen, um eingreifen zu können. Fahren Sie hin und suchen Sie die beiden Verdammten. Sie dürfen nicht mehr frei herumlaufen, wer immer sie auch sein mögen.«
»Das steht fest«, sagte ich und nickte Suko zu. »Dann werden wir uns mal auf den Weg machen.«
Meine Stimme hatte nicht eben optimistisch geklungen. Ich bekam die Folgen der Pest einfach nicht aus dem Kopf und fragte mich auch, ob wir es mit diesen beiden Männern zu tun bekommen würden, die eigentlich hätten längst tot sein müssen. Erschlagen und verscharrt. Konnten es Zombies sein, die Jahrhunderte überstanden hatten?
Egal, was da auch geschehen war. Der Keim steckte in ihnen, und wir mussten alles daransetzen, damit es ihnen nicht gelang, ihn zu verbreiten. Auch in der heutigen Zeit konnte die Pest zu einer wahren Geißel
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