1703 - Todesbezirk der Abruse
sehen, wie Mertus Wenig die ODIN auf den gewünschten Kurs brachte. Auf der grafischen Projektion wanderten die Markierungen weiter; die Riesensonne schob sich langsam zwischen die ODIN und die Rochenschiffe.
„Treffer!"
Michael zuckte zusammen, als sei die ODIN tatsächlich getroffen worden. Sein Zucken wurde zur Projektion übertragen, die ein rasches Ausweichmanöver zu machen schien - mitten hinein in den nächsten Feuerschlag der Rochenschiffe. „Wirkungstreffer!"
Michael ließ die Projektion schlingern, einen Haken schlagen.
„Was machst du?" fragte Reginald Bull erstaunt.
„Abwarten!" stieß Michael Rhodan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Mertus, ich brauche gleich alle Energie, die du erübrigen kannst, alle, hörst du?"
„Wir..."
Mertus Wenig kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Abermals wurde die Schein-ODIN scheinbar getroffen, sie jagte jetzt mit höchster Fahrt zurück in den Schutz der Sonnenatmosphäre. „Ich verstehe, Mike!" sagte der Kommandant der ODIN. „Du bekommst, was du brauchst."
Die ayindischen Schiffe stellten das Feuer ein. Es war zu sehen gewesen, daß ihr Ziel nicht die Vernichtung der ODIN gewesen war. Sie hatten das Schiff kampf- und manövrierunfähig schießen wollen, und für sie mußte es so aussehen, als seien sie dabei weit über das angestrebte Ziel hinausgeschossen. Der Kurs der ProjektorODIN war instabil, sie steuerte hin und her, stürzte der Sonnenoberfläche entgegen.
Die Leitung der letzten Millionstelsekunden überließ Michael Rhodan der Syntronik; ein Mensch war zu so exakter Steuerung nicht fähig. „Jetzt!"
Die Projektion stieß auf die Oberfläche hinab. Im gleichen Augenblick schickte die Syntronik auf Michaels Befehl alle verfügbare Energie zu der Projektion hinüber. Diese Energien wurden exakt in dem Sekundenbruchteil freigesetzt, als die Projektion erlosch.
Die Folge war eine gewaltige Pseudoexplosion auf der Oberfläche der Riesensonne: Sonnenplasma wurde in einer gigantischen Kaskade in die Höhe geschleudert, eine Protuberanz schoß hoch und legte sich in die Flugbahn der Rochenschiffe.
Im gleichen Augenblick brachen die Schirmfelder der ODIN zusammen, von einer wesentlich kleineren Entladung an der Sonnenoberfläche getroffen. Ein Ruck ging durch das Schiff, der von den Andruckabsorbern nicht kompensiert werden konnte. Die Beleuchtung fiel aus, sämtliche Instrumente versagten, und für einen entsetzlich langen Augenblick verwandelte sich die Zentrale der ODIN in ein Chaos aus düsterroter Glut, vollständigem Durcheinander und gellenden Schreien der Panik.
Dann erlosch übergangslos auch das rote Leuchten; die wabernden Protuberanzen hatten die äußere Hülle der ODIN erreicht und einige der Beobachtungssysteme zum Schmelzen gebracht.
Als die Syntronik die Verhältnisse wieder in den Griff bekam, schrillten als erstes die Alarmsirenen auf. Die einzelnen Abteilungen des Schiffskörpers wurden durch stählerne Schotten voneinander getrennt. Das Licht an Bord flammte wieder auf.
Michael Rhodan war von den Gurten seines Sessels festgehalten worden, aber einige Mitglieder der Crew waren bei dem Ruck von den Beinen gerissen worden.
Jetzt mußten eine Reihe von Aktionen zeitgleich ablaufen.
„Bring uns hier weg, Mertus!" schrie Michael. „Medo-Robots in die Zentrale! Syntron, Schadensmeldung! Shufman, was sagt die Ortung?"
Während die ersten Medo-Robots in die Zentrale stürmten und Mertus Wenig die Maschinen der ODIN hochlaufen ließ, machte Boro Shufman mit ruhiger Stimme seine Meldung.
„Keine Tasterimpulse", gab er nüchtern bekannt. „Die haben uns wohl verloren. Das Manöver hat also geklappt."
„So sieht es aus", kommentierte Michael bissig.
„Äußere Hülle leicht beschädigt", meldete die Syntronik. „Das Schiff ist aber voll einsatzbereit. Einige Ortungssysteme müssen auf Ersatzbetrieb umgeschaltet werden. Ist bereits geschehen."
Michael Rhodan blickte auf den Panoramaschirm, der wieder arbeitete.
Die rote Riesensonne fiel zurück, und kurze Zeit später leitete Mertus Wenig das Hyperraummanöver ein.
„Vorerst sind wir sicher", sagte der Kommandant leicht schnaufend.
Michael Rhodan deutete auf die Darstellung der zahllosen Sterne des Arresums.
„Dieses Mal bleiben wir länger im Hyperraum", sagte er laut. „Mindestens für 100.000 Lichtjahre. Mal sehen, ob sie uns dann noch immer an den Hacken kleben, wenn wir wiederauftauchen."
Er sah sich um.
Der Schock hatte einige Mitglieder der Crew
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