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1703 - Todesbezirk der Abruse

Titel: 1703 - Todesbezirk der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit halbem Ohr mithören konnte.
    „Er juckt", behauptete Reginald Bull und hielt den Daumen in die Höhe.
    „Er juckt höllisch, das darf ich doch wohl sagen, oder?"
    „Du mußt wissen, Mike", wandte sich Gucky an Perry Rhodans Sohn, „daß vor sehr langer Zeit, lange bevor du geboren wurdest, unser Freund hier einmal Silvester gefeiert hat. Frag mich nicht, in welchem Jahr, es ist Ewigkeiten her."
    Bully betrachtete seinen Daumen, als handele es sich um ein verschollen geglaubtes prähistorisches Kunstwerk.
    „Wahrscheinlich hatte er zu tief ins Glas geschaut", fuhr Gucky fort.
    „Den Hang von euch Menschen, euch regelmäßig mit riesigen Mengen Äthanol zu vergiften, habe ich nie so richtig begreifen können. Wie dem auch sei, er hat sein Glas jedenfalls fallen lassen."
    „Garantiert unzerbrechliches Glas!" erinnerte Reginald Bull. „Verdirb bitte nicht die Pointe, es war unzerbrechliches Glas. Und es sollte garantiert auch niemals Schnittwunden hervorrufen, das ist für diese Geschichte ebenfalls wichtig."
    „Jedenfalls hat er sich bei dem Versuch, die Scherben dieses unzerbrechlichen Glases aufzuklauben, in besagten Daumen geschnitten."
    „Es hat geblutet!" rief Reginald Bull ihm ins Gedächtnis zurück. „Es ist mein Blut geflossen."
    Gucky nahm seine telekinetischen Fähigkeiten zu Hilfe und hielt ihm den Mund zu.
    „Für ihn war dieser Kratzer schicksalhaft", fuhr der Mausbiber fort.
    „Er produzierte sich danach als das Orakel vom Goshun-See und prophezeite uns ein schlimmes, schlimmes Jahr ..."
    „Unnnn dssss isses achh gwordn ...", brachte Reginald Bull trotz Guckys Zugriff zwischen den Lippen hervor.
    „Und seit jenem Silvesterabend", beendete Gucky die Anekdote, „nervt uns dieser Bursche immer wieder mit einem juckenden Daumen, um uns in Katastrophenstimmung zu versetzen. Weißt du, Mike, was das Schlimmste im Leben eines Unsterblichen ist?"
    Michael Rhodan grinste breit. Reginald Bull, aus Guckys Griff befreit, tönte: „Pah!"
    „Nein, aber du wirst es mir gleich sagen", vermutete Michael.
    Gucky bedachte Bully mit einem verweisenden Blick.
    „Daß man soviel Zeit mit gewissen anderen Unsterblichen verbringen muß", sagte Gucky streng. „Und' gewissen dummen Witzen, die ebenfalls nicht umzubringen sind ..."
    Sprach's und verließ per Teleportersprung die Zentrale.
     
    7.
     
    „Nein, danke", wehrte Carl Liramm ab. „Zwei Cappuccinos pro Mahlzeit genügen mir."
    Tonya Cinistrella zuckte mit den Achseln und bediente sich an dem Automaten, den sie umgebaut hatte. Dann setzte sie sich wieder zu Carl Liramm an den Tisch. Auf dem großen Projektorschirm war das Geschehen in der Zentrale der ODIN gut zu beobachten.
    Es gab etliche Raumschiffskommandanten, die sich in eine Aura hoheitsvoller Unnahbarkeit zu hüllen pflegten: Was die Führung des. Schiffes anging, gewährten sie nur den Personen in der Zentrale selbst Einsicht.
    Mertus Wenig war von anderer Art. Wer wollte, konnte die Zentralebesatzung einschließlich seiner Person bei ihrer Arbeit beobachten. An Bord der ODIN machten viele von diesem Angebot Gebrauch; sie wußten es zu schätzen, daß die Schiffsführung sie so stets auf dem laufenden hielt.
    „Du lächelst?"
    Carl Liramm schrak ein wenig zusammen. Er nickte.
    „Ich denke gerade an diese verrückte Daumengeschichte, die man uns vorgeführt hat."
    „Vorgeführt?" Tonya nahm einen Schluck von dem heißen Getränk und hörte aufmerksam zu. Sie mochte Carl Liramm. Er war viel zu alt für sie, klar, aber er war nett, verstand etwas von seinem Fach und war einer der wenigen Männer in der technischen Abteilung, die nicht versucht hatten, sie anzubaggern. Man konnte mit ihm über alles und jedes reden, und er blieb immer freundlich reserviert und höflich. Vielleicht zu sehr. Er hätte es ja versuchen können.
    „Natürlich", antwortete Carl Liramm. „Hast du nicht bemerkt? Sie haben nur ein kleines Schauspiel für uns aufgeführt. Sie haben sich gegenseitig ein bißchen veralbert und auf den Arm genommen."
    Wie würde er es wohl anstellen, wenn er etwas in der Richtung anstellen wollte? Hatte der Mann nur Maschinen im Kopf und keine Augen?
    Wahrscheinlich war er einfach nur schüchtern, süß. Oder er hatte schlechte Erfahrungen gemacht, der Arme.
    „Und warum sollen sie das getan haben?" fragte Tonya, während sie Carl Liramm nachdenklich betrachtete. Sie hatte noch nie einen Mann mit einem Stoppelbart geküßt. Ob das kitzelte?
    „Ich weiß nicht", sagte Carl Liramm.

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